Schauspieler Will Smith ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in Hollywood. Wirkliche Oscar-Ambitionen hatte der Actionheld der 1990er-Jahre bislang aber erst mit Ali (2001) und Das Streben nach Glück (2006). Mehr als die Oscar-Nominierung als Bester Hauptdarsteller war bislang noch nicht drin für den freshen Prinz von Bel-Air. Könnte sich dies mit King Richard ändern?
Der Aufstieg zweier Sport-Gigantinnen
In der Filmbiografie über die Tennisspielerinnen Venus und Serena Williams mimt er den hingebungsvollen Vater Richard Williams.
Richard Williams erinnert seine Familie jeden Tag an die gemeinsamen Träume. Er möchte, dass seine Töchter Venus und Serena Williams eines Tages den Tennissport revolutionieren und ganz oben an der Spitze stehen. Und er ist bereit alles zu geben, um diese Vision zu verwirklichen.
Die Welt hatte nie Respekt für Richard Williams
Mit grenzenlosem Ehrgeiz und einem Herzen voller Liebe schuftet er in seinem Job und nutzt jede freie Minute, um mit seinen Töchtern ihr Spiel zu perfektionieren. Doch Compton, Kalifornien ist bislang kein Ort, der Tennisprofis hervorbringt. Auf der Straße geht es rau zu und jede Trainingsstunde kann durch die brutalen Gangs in Gewalt enden.
Es wird Zeit, dass Venus und Serena auf einem richtigen Platz mit einem professionalen Trainer gefördert werden. Richard kämpft bei seinen Bemühungen permanent gegen die uralten Grenzlinien von Rasse und Klasse für eine faire Chance. Denn er glaubt fest daran: Seine Töchter sind zu Großem bestimmt. Und tatsächlich scheinen sich eines Tages all der Schweiß und die Tränen auszuzahlen.
Die US-amerikanischen Tennisspielerin Serena Williams und Venus Williams haben jahrelang die Tenniswelt dominiert, standen etliche Wochen als Nr.1 des Sports an der Spitze und allein ihre Titel aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Welche Auswirkungen ihr Tun auf ganze Generationen von jungen Mädchen hat, ist ebenso nahezu unmöglich in Worte zu fassen.
Will Smith endlich auf Oscar-Kurs?
Und hinter all dem steckt laut dem Tennisdrama King Richard der stolze Vater Richard Williams. Eine Figur, wie geschrieben für Schauspieler Will Smith (Gemini Man).
Auch wenn Smith erst 2019 in dem Disney-Hit Aladdin als Dschinni mitwirke, waren seine letzten Werke Bad Boys for Life, Bright und Verborgene Schönheit nicht die ganz großen Würfe. Mit dem Sportdrama King Richard knüpft der Schauspieler aus Philadelphia aber an seine besten Leistungen an und wird sicherlich bei der anstehenden Oscar-Verleihung nicht unerwähnt bleiben.
Mit einer Mischung aus Willen, Wut und einem sehr gelungenen Humor begleiten wir ihn als aufopfernden Vater, der immer am Spielfeldrand seine Tochter unterstützt – auch wenn er nicht immer hinschauen mag, wie das Tennisspiel vonstattengeht. Aber auch der Punkt, dass nicht nur Serena und Venus die Talente in der Familie sind, wird gekonnt aufgefangen.
Hinter einem starkem Mann steht bekanntlich auch eine starke Frau. Aunjanue Ellis in der Rolle der Mutter Brandi Williams hat zwar deutlich weniger Spielfilmzeit, überzeugt in ihren ausgewählten Momenten aber als ebenso hingebungsvolle Trainerin und Mutter (The Help).
Eine starke Besetzung
Die beiden Mädchen Saniyya Sidney als Venus Williams und Demi Singleton als Serena Williams können ebenfalls mit den ganz Großen mithalten. Tony Goldwyn (Die Bestimmung – The Divergent) verkörpert des Weiteren den ersten Coach Paul Cohen. Jon Bernthal (Le Mans 66 – Gegen jede Chance) spielt den legendären Tennistrainer Rick Macci, der gemeinsam mit Will Smith die wohl humorvollsten Szenen mitsichbrignt.
Ein wenig lang geraten mit 2 Stunden und 24 Minuten Laufzeit, entwickelt King Richard eine angenehme Dynamik zwischen Drama und Sport. Vor allem zum Finale hin werden die filmisch gesetzten Aufschläge immer präziser und ein Punkt folgt auf den nächsten. Was die Szenen auf dem Rasen angeht, kann King Richard problemlos mit Werken wie Borg McEnroe (2017) und Battle of the Sexes (2017) mithalten. Spiel, Satz und Sieg.
Sicherlich kann man in Richard Williams auch einen penetranten Vater sehen, der die Jugend seiner Töchter durch zu viel Sport und Training ruiniert hat. Nicht einmal ein Filmabend mit Cinderella scheint ohne Lektion ablaufen zu können.
Doch die filmische Darstellung porträtiert einen Mann, der das unmögliche Möglich gemacht hat: Die klassische Sportgeschichte allen Widerständen zum Trotz.
Ein Ass auf der Leinwand
Ob es für Will Smith nun endlich für einen Goldjungen reicht? Möglicherweise, aber die Konkurrenz wird auch bei der nächsten Verleihung nicht schlafen. Es ist aber wunderbar zu sehen, dass Smith endlich wieder ein Werk auf die Leinwand gebracht hat, das sein Können abbildet.
Zusammen mit Regisseur Reinaldo Marcus Green (Good Joe Bell) entstand ein emotionales Sportdrama, das einen mit einem glücklichen Gefühl zurücklässt und aufzeigt, was möglich ist, wenn man seinen Willen und Mut niemals verliert. Ganz großes Tennis!
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