Anime haben in den letzten Jahrzehnten immer stärken den Mainstream erobert und füllen mittlerweile nicht nur in Japan die Kinosäle.
Anime auf Netflix und Co.
Berühmte und beliebte Anime wie Cowboy Bebop erhalten gar eine Live-Action Serie und Streaming-Anbieter wie Netflix setzen verstärkt auf die Produktion eigener, hochwertiger Anime wie beispielsweise Great Pretender, Dorohedoro oder Beastars.
Was sind eigentlich Shonen, Seinen oder Ecchi?
Shonen
Das bekannteste Anime-Genre ist definitiv Shonen. Beliebte Anime wie My Hero Academia, Dragon Ball Z oder Slam Dunk gehören diesem Genre an. Und auch wenn ihr euch jetzt verzweifelt den Kopf kratzt und euch fragt, was genau bitte die Kampfszenen aus Dragon Ball Z und die sportlichen Basketball-Szenen aus Slam Dunk gemein haben, all dies ist Shonen.
Was bedeutet Shonen?
Shonen bedeutet nämlich nicht weniger als „für Jungen“ und deckt daher ein breites Spektrum an Themen ab. Es ist im Grunde eher eine demographische Einordnung als ein Genre. Durch den weltweiten Erfolg der Anime hat Shonen jedoch eine nicht verkennbare Konnotation hin zu einem Genre erhalten. Wenn ihr also beispielsweise Gefallen an Bleach gefunden habt und weitere Vertreter ähnlicher Art finden wollt, dann schaut am besten nach Anime aus dem Genre Shonen und ihr werdet mit Sicherheit fündig.
Welche Themen behandeln Shonen-Anime?
Shoujo
Sailor Moon, Mila Superstar, Lady Oscar oder My Love Story!! decken zwar ein breites Spektrum in Bezug auf Handlung ab, doch fallen all diese Anime unter das Genre Shoujo. Wie bereits das Genre Shonen, bezeichnet Shoujo eigentlich eine demographische Zuordnung, welche sich mit der Zeit jedoch zu einem Genre etabliert hat.
Was bedeutet Shoujo?
Shoujo bedeutet „für Mädchen“ und deckt daher eine ganze Reihe an Themen ab. Meist fallen magische Mädchengeschichten von jungen Heldinnen in märchenhaften Kostümen, die mit fantastischen Kräften das Böse bekämpfen, unter dieses Genre. Aber auch historische Dramen oder der Anime The Heart of Thomas, eine Liebesgeschichte zwischen zwei Jungen, und Ouran High School Host Club, eine oft slapstickhafte Schulkomödie, werden als Shoujo betrachtet. Das Sub-Genre Shoujo Ai, welches in Japan eher als verrucht gilt, hat in der westlichen Welt dagegen deutlich mehr Anhänger. Shoujo Ai behandelt nämlich romantische Beziehungen zwischen zwei weiblichen Charakteren. Der bekannteste Vertreter dieses Genres ist definitiv YuruYuri.
Welche Themen behandeln Shoujo-Anime?
Der Schwerpunkt liegt auf Beziehungen, was sich am deutlichsten in der Fülle von Shoujo-Romantikserien widerspiegelt. Doch das Interesse an dem, was die Menschen verbindet, geht über die romantische Liebe hinaus. Anime wie Tokyo Mew Mew und Nana mögen Dreiecksbeziehungen, Headliner-Paare und Fandoms beinhalten, aber platonische Beziehungen sind ein ebenso großer Teil ihrer Erzählungen, besonders wenn es um Freundschaften zwischen jungen Mädchen geht.
Außerdem sind die visuellen Motive des Shoujo auffallend anders: Obwohl magische Mädchen und Shonen-basierte Riesenroboter-Piloten über das Böse triumphieren können, tun es nur erstere mit Herzen, Sternen und Blumen. Es gibt den Sieg über das Böse, und dann gibt es den Sieg über das Böse mit edelsteinbesetzten Zeptern, die Angriffe wie Starlight Honeymoon Therapy Kiss hervorrufen.
Seinen
Roboter, Action, Magie und Kriegskunst gibt es in Anime in allen Formen und Varianten. Doch wer auf großäugige Charaktere, schnulzige Schulgeschichten und wilde Teenager-Gefühle verzichten will, für den sind Seinen die korrekten Anime.
Was bedeutet Seinen?
Grundsätzlich bedeutet Seinen erst einmal „für junge Männer“ und richtet sich damit an ein etwas älteres Publik als die Shonen-Anime. Doch Seinen können auch schon einmal sehr blutig werden und heikle Themen behandeln. Auch ist Gewalt und Sexualität häufig in extravaganter Form vorhanden und oft treten Anti-Helden mit undurchsichtigen Moralvorstellungen als Protagonisten auf.
Welche Themen behandeln Seinen-Anime?
Anime wie Black Lagoon und Ghost in the Shell beispielsweise beleuchten Charaktere, die am Rande der Gesellschaft leben und deren raue Natur als gegeben hingenommen werden muss. Es sind keine Geschichten über Menschen, die die Welt retten wollen – tatsächlich geht es oft um Menschen, die es versucht haben, gescheitert sind und nun in den Trümmern dieses Traums leben. Aber denkt nun nicht, dass alles nur düster ist.
Obwohl Verbrechen, Action, psychologischer Horror und besonders düstere Versionen von Science Fiction und Fantasy oft an der Tagesordnung stehen, fallen auch Komödien unter den Begriff Seinen. One-Punch Man mit seinem eigenartigen Protagonisten wird beispielweise ebenfalls zu den Seinen gezählt, ebenso wie die absurde Romanze Who is Sakamoto?.
Josei
Es gibt Anime für Mädchen, welche vollgestopft sind mit Geschichten über die erste Liebe und Heimlichkeiten in der Schule, und dann gibt es Josei, welche sich an Frauen richten, die Geschichten abseits des Schulhofes verfolgen wollen.
Was bedeutet Josei?
Josei sind also Anime für „erwachsene Frauen„. Daher gehen Beziehungen in Josei meist auch über den ersten Kuss hinaus und konzentrieren sich auf das Leben nach dem Schulabschluss. Sie beinhalten daher auch deutlich mehr Action zwischen den Laken. Die Unterscheidung mag jedoch nicht immer eindeutig erscheinen.
Welche Themen behandeln Josei-Anime?
Josei-Anime wie Paradise Kiss, Kuragehimeund und Sakamichi no Apollon handeln von Trennungen, Versöhnungen und all den damit verbundenen Dramen, genau wie Anime, die sich an jüngere Mädchen richten. Aber hier könnte das Hauptdarstellerpaar am Ende wirklich völlig inkompatibel sein, und der Weg zu einem besseren Leben könnte brutale Jahre der Veränderung, des Herzschmerzes und der Enttäuschung erfordern.
Das soll aber nicht heißen, dass Josei eine komplett melancholische Angelegenheit sein – ganz im Gegenteil. Josei kann transzendente Freude und lautes Lachen in der Beobachtung des Lebensrhythmus im geschäftigen Restaurant von Ristorante Paradiso oder in der Welt der klassischen Musik in Nodame Cantabile finden. Ein weiteres wichtiges Thema in Josei sind BL-Geschichten oder „Boys‘ Love“: Romanzen zwischen männlichen Charakteren, die in der reiferen Josei-Umgebung mit weitaus expliziterer Sexualität dargestellt werden können.
Ecchi
Der Begriff Ecchi ist ein flexibles Wort. Es kann als Adjektiv verwendet werden, um etwas Sexuelles auf eine Art und Weise zu beschreiben, die Unanständigkeit andeutet. Oder es kann ein Substantiv sein, das auf jemanden angewendet wird, der ein bisschen pervers ist.
Was bedeutet Ecchi?
Das als Ecchi bekannte Genre bezeichnet Inhalte, welche sexy, unanständig, gewagt und/oder kokett sind. Es gibt jedoch eine wichtige Unterscheidung, wenn es um Ecchi geht: Es ist sexy, aber es ist nicht pornografisch.
Welche Themen behandeln Ecchi-Anime?
Sicher, Ecchi-Anime beziehen sich auf Sex, drehen sich sogar um Sex und sind absolut dazu gedacht, zu verführen. Aber Ecchi zeigt weder tatsächliche, unzensierte sexuelle Handlungen, noch ist es völlig ohne Handlung oder Charakterentwicklung. Tatsächlich gibt es viele Ecchi-Anime, die für ihren Weltenaufbau und ihre Geschichte genauso beliebt sind wie für ihre Höschenaufnahmen und Doppeldeutigkeiten.
Kiru ra kiru: KILL la KILL, High School of the Dead, The Familiar of Zero und Rosario + Vampire sind zweifelsohne berühmt-berüchtigt für ihre üppigen Babes, aber die Fans lieben sie auch wegen ihrer Geschichten und ihres Humors. Humor ist in der Tat genauso ein Teil von Ecchi-Anime wie kurze Röcke und Sukkubi. Ecchi ist nicht erst seit No Game No Life ein äußerst beliebtes Genre.
Harem
Was ist besser als eine Liebschaft? Wie wäre es mit sechs? Harem-Anime denken jedenfalls so, und seine Popularität beweist, dass viele dem zustimmen.
Was bedeuet Harem?
Typischerweise drehen sich Vertreter des Harem-Genre um einen durchschnittlichen Kerl, irgendwo zwischen 15 und 30, der ein wenig planlos und unsicher ist, was er im Leben will. Er hegt eine Leidenschaft, der er noch nicht richtig nachgehen kann und dann erfährt er, dass er Erbe eines phantastischen Schicksals ist. Er bekommt einen Job in einer Mädchenschule oder wählt einfach die falsche Nummer, und plötzlich ist sein Leben voll mit hinreißenden Mädchen. Alle, von der verrücktesten Tussi bis zum sittsamsten Mauerblümchen, wollen sich unbedingt mit ihm vergnügen. Meist verfolgt ein ganzes Harem von nun an den Protagonisten auf Schritt und Tritt.
Welche Themen behandeln Harem-Anime?
Viele Harem-Anime integrieren noch andere Genres. Tenchi Muyō! verbringt zum Beispiel genauso viel Zeit mit seiner epischen Weltraumsaga wie mit seiner Schar von Schönheiten, während Trinity Seven: 7-nin no Masho Tsukai in einer Welt der magischen Verschwörung spielt. Bestimmte Charaktertypen neigen jedoch dazu, über die Subgenre-Linien hinweg zu dominieren: Der lüsterne Witzbold, die fröhliche junge Hausfrau und die errötende Tsundere, die mit dem Protagonisten bis zu dem Moment zankt, in dem sie ihn küsst, sind altbewährte Stützen des Genres.
Aber man sollte nicht glauben, dass Harem eine rein männliche Angelegenheit ist. Reverse Harem-Anime, in denen mehrere Jungs um die Zuneigung eines Mädchens buhlen, sind eine kleine, aber mächtige Minderheit innerhalb des Genres. Am bekanntesten vertreten durch Ouran High School Host Club.
Isekai
Eskapismus ist ein bedeutender Teil der Fiktion. Isekai treibt diesen Grundsatz auf die Spitze, indem sie ein Genre schaffen, in welchem ein ganz normaler Charakter aus der wirklichen Welt in eine Fantasiewelt oder in ein Paralleluniversum transportiert oder wiedergeboren wird.
Was bedeutet Isekai?
Das Wort Isekai bedeutet daher auch ganz einfach „andere Welt„. Die Protagonisten sind mit dieser anderen Welt manchmal vertraut, manchmal dürfen sie ihr Smartphone mitbringen und manchmal werden sie als Schleim wiedergeboren. Aber eines ist immer gleich: Sie waren ein gewöhnlicher Mensch in unserer gewöhnlichen Welt, und nun sind sie durch die Entführung in ein Fantasieland außergewöhnlich geworden.
Welche Themen behandeln Isekai-Anime?
In den 2010er Jahren explodierte die Popularität von Isekai. No Game No Life, That Time I Got Reincarnated as a Slime, Re: Zero – es schien kein Ende der Geschichten über Weltsprünge zu geben. Aber Isekai war von Anfang an Teil der Anime: The Vision of Escaflowne, Digimon und sogar Studio Ghiblis Chihiros Reise ins Zauberland fallen alle unter da Genre der Isekai.
Außerdem bewegt sich nicht jedes Isekai in den bekannten Mustern. The Devil is a Part-Timer zum Beispiel setzt ein fantastisches Wesen – in diesem Fall Satan – in unsere Alltagswelt. Dämonen, Drachen, Magie – nichts davon begeistert ihn so sehr wie die charakteristischen Salz-Pfeffer-Pommes seines Fastfood-Arbeitgebers. In Isekai geht es vor allem darum, einen Charakter in eine für ihn unbekannte Welt zu verfrachten, in welcher er sich nicht auskennt und ihm auf seinem Weg und seinen Erfahrungen in dieser zu folgen. In der Tat eine fantastisch flexible Prämisse.
Mecha
Gibt es etwas, das lauter Anime schreit als Riesenroboter? Mecha, das Genre, zu dem Anime mit Riesenrobotern gehören, verkörpert wahrscheinlich das Bild, das sich viele vorstellen, wenn sie an Anime als Ganzes denken. Frühe Werke wie Mazinger Z und das Gundam-Universum bereiteten den Boden für Genregrößen wie Patlabor 1, Saber Rider and the Starsheriffs, Neon Genesis Evangelion und Candidate for Goddess. Sie begründeten eine Erfolgsgeschichte, die bis heute in Animes wie DARLING in the FRANXX forgeführt wird. Freche Piloten in riesigen Robotern, die für das Richtige kämpfen – das ist die Prämisse, die einfach nicht verstummen will.
Was bedeutet Mecha?
Der Wortstamm stammt aus dem altgriechischen und entwickelte sich über das griechische Wort mechanes und das lateinische machina u. a. in das englische Wortmechanical, das schließlich im japanischen zum Begriff Mecha wurde. Mecha beschreibt meist roboterähnliche, humanoide, insektoide oder auch avianoide Maschinen.
Welche Themen behandeln Mecha-Anime?
Allerdings muss eine wichtige Unterscheidung getroffen werden. Innerhalb des Mecha-Genres gibt es Vertreter mit Super-Robotern, riesige humanoide Roboter mit unglaublichen Kräften, und realitätsnahe Vertreter, die sich näher an den Grenzen unserer Welt orientieren. Einige Serien vermischen die beiden Varianten jedoch – Neon Genesis Evangelion, berüchtigt dafür, alle Arten von Genregrenzen zu verwischen, tut dies – aber die beiden Ansätze beanspruchen eine Fülle von eigenen Werken für sich. Einige, wie Code Geass, porträtieren Mecha, die fast schon magisch erscheinen, so unglaublich sind ihre Fähigkeiten. Andere, wie Armored Trooper VOTOMS, finden ihre Brillanz in den kleinsten Details der militärischen Science-Fiction. Eines eint sie aber alle: Geschichten in einer Welt mit Riesenrobotern.
Slice of Life
Manchmal schreibt das Leben die tollsten Geschichten. Genau um diesen Aspekt geht es in Slice of Life.
Was bedeutet Slice of Life?
Slice of Life – der Name ist Programm: Dieses Genre behandelt Geschichten, die das alltägliche Leben eines Einzelnen oder einer Gruppe von Protagonisten begleiten. Diese Animes bestechen durch ihre Detailverliebtheit, die aus so intimen Ereignissen wie einer einzelnen Mahlzeit oder einer Schulzeremonie ihre Bedeutung schöpfen. Niemand wird zum Super Saiyan, niemand steigt in seinen 12 Stockwerke hohen Roboter. Das Leben wird gelebt, in welcher Form es auch immer stattfindet.
Welche Themen behandeln Slice of Life-Anime?
Es ist das letzte Wort von Slice of Life, dass es zu einem einzigartigen Genre macht. Leben könnte beispielsweise die Geschehnisse aus AnoHana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen beschreiben, die Erzählung von einer Gruppe von Freunden, die auch nach Jahren noch mit dem Tod ihrer verunglückten Kindheitsfreundin zu kämpfen haben. Aber es könnte auch Kikis kleiner Lieferservice (1989) beschreiben, ein Anime, in dem Magie eine sehr reale Sache ist.
Das ist das Schöne an Slice of Life: Es ist eine intime Herangehensweise, auch wenn diese Herangehensweise auf sehr einzigartige Menschen und Orte angewendet wird. Anime wie Die Melancholie der Haruhi Suzumiya, Miss Kobayashi’s Dragon Maid und Aria beinhalten übernatürliche Phänomene, Drachen, Zeitreisen und das Leben auf anderen Planeten – und doch ist jeder ein Slice-of-Life-Vertreter. Sicher, Haruhi ist eine realitätsverändernde Quasi-Gottheit, Frau Kobayashi hat sich versehentlich mit einem Drachen angefreundet, der nun in ihrem Haus lebt, und Aria folgt dem Leben von Gondoliere vom Mars. Aber in den einzelnen Geschichte geht es nicht um diese markanten Dinge. Es geht um Menschen, die das Leben leben, einen Tag nach dem anderen. Manchmal eben auch mit Drachen.
Bildrechte: Nipponart (AV Visionen)
2 Kommentare
Hier liegt aber ein großer Irrtum vor: Ob etwas Shonen, Shojo, Seinen oder Josei ist, entscheidet nicht die subjektive Wahrnehmung, sondern die Einordnung des Magazins, in dem der zugehörige Manga erscheint. Wenn also One Punch Man in einem Shonen-Magazin erscheint, kann man nicht einfach behaupten, dass der zugehörige Anime einfach ein Seinen ist. Ebenso verhält es sich mit anderen Titeln: Sakamichi no Alpollon erschien in einem Shojo Magazin, also ist die Anime-Adaption ein Shojo-Anime. Es sind alleine die japanischen Redakteure, die diese Einordnung bestimmen.
Mit dieser Einordnung würde man es sich aber viel zu einfach machen und wird daher auch stark diskutiert. Die Manga werden klassischerweise durch ihr Veröffentlichungsmedium genretechnisch einsortiert, bei Anime ist dies nicht so einfach.
Beispielsweise wurde Code Geass schon als Vertreter der Shonen gesehen, bevor es überhaupt als Manga adaptiert wurde. Und Attack on Titan wird eigentlich nicht dem Shonen zugeordnet, obwohl es ursprünglich im Shōnen Magazine Comics erschien.
Wie gesagt, die Unterscheidung zwischen Anime und Manga muss explizit betrachtet werden.