Eine Zugfahrt kann einen schon ganz schön Nerven kosten. Kunden der Deutschen Bahn können darüber lauthals ein Liedchen singen.
Eine rasante Fahrt im Bullet Train
Wie gut, dass der Japanische Shinkansen zum zuverlässigsten Transportmittel auf Schienen gilt. Doch für Profikiller „Ladybug“ (Brad Pitt) wird die Fahrt von Tokio nach Kyoto zur Tour de Force.
Der scheinbar einfache Auftrag, einen Koffer von Bord des Zuges zu stehlen, entpuppt sich angesichts der Passagierliste zur herkulischen Aufgabe.
Wie es scheint, haben die Topkiller der Welt ebenfalls einen Fahrschein gelöst und jeder hat etwas mit dem ominösen Aktenkoffer zu tun. Lemon (Brian Tyree Henry) und Tangerine (Aaron Taylor-Johnson) sollen den Koffer mitsamt dem Sohn eines Gangserbosses abliefern und der Wolf (Bad Bunny) sinnt auf Rache für seine ermordete Braut.
Ohne Gewalt gegen Profikiller
Ein Vater will den versuchten Mord an seinem Kind verhindern und mittendrin ist ein junges Mädchen, das es mehr als faustdick hinter den Öhrchen hat. Kurzum, für Ladybug wird der Spaziergang zum Geld zum Spießrutenlauf.
Und da der leicht trottelige Marienkäfer-Killer ausgerechnet jetzt der Gewalt abgeschworen hat, wird der Auftrag noch kniffeliger.
David Leitch, der einst als Stuntdouble für Brad Pitt Karriere gemacht hat, sitzt nach Atomic Blonde (2017), John Wick (2014) und Deadpool 2 (2018) erneut auf dem Regiestuhl.
Brad Pitt punktet als D-Zug
Und der Mann weiß, wie man Action inszeniert. Nach Keanu Reeves wird nun mit Brad Pitt (World War Z) der nächste Ü-Fünfziger Hollywoods zum späten Actionstar. Auch wenn die Geschichte sehr einfach gestrickt ist, hält sie nicht nur interessante Wendungen parat, sondern kann besonders durch skurrile Figuren und witzige Ideen punkten.
Hier wechseln sich ikonische One-Liner im Stile eines Tarantinofilms mit Slapstick à la Jackie Chan gekonnt ab. Brad Pitt punktet durch eine unglaublich lässige Entspanntheit und rezitiert nach jedem unfreiwilligen Mord eine Weisheit seines Therapeuten.
Auch die Optik von Bullet Train kann sich sehen lassen. Jedes Abteil des Hochglanzzuges glänzt durch Individualität und Abwechslung. Hier sind erste und zweite Klasse, Bordbistro und sogar ein High Tech WC wichtiger Bestandteil der Handlung. Alles wird perfekt ausgeleuchtet und auch in noch so kleinen Nischen wird Platz für Kameras geschaffen.
Im Schnellzug in Richtung Tod
Zwar hebt sich das CGI-schwangere Finale dann zwar zu sehr von der bodenständigen und handgemachten Action des Films ab, in Summe fühlt sich Bullet Train mit seinen kurzweiligen 2 Stunden Spielzeit trotzdem herrlich spaßig an.
Wer die Dialoge aus Pulp Fiction (1994) mit dem brutalen Witz von Deadpool (2016) und den Stunts aus John Wick im Orient Express erleben möchte, sollte sich Bullet Train unbedingt im Kino anschauen.
Derart gute Unterhaltung ist angesichts der nicht enden wollenden Franchise- Verfilmungen selten geworden. Vielleicht findet so das Actionkino endlich wieder zurück auf die ganz große Leinwand.
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Bildrechte: Sony Pictures