Ip Man 2 (2010) | Filmkritik

Ip Man 2

Nachdem der Wing Chun Meister Ip Man während des zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges durch eine Kugel verletzt wurde und aus seiner Heimat in Foshan nach Hongkong fliehen musste, sind einige Jahre vergangen. Mittlerweile lebt Ip Man zusammen mit seiner schwangeren Frau und seinem Sohn in einer ärmlichen Behausung. Um die Familie ernähren zu können, plant der Kampfkünstler seine Fähigkeiten weiterzugeben und eröffnet eine kleine Schule auf einer Dachterrasse. Doch in der neuen Heimat fehlt es Ip Man an Bekanntheit und er hat Schwierigkeiten junge Schüler zu finden. Eines Tages erscheint jedoch ein junger Mann namens Wong Leung, welcher Wing Chun erlernen will. Zunächst fordert dieser Ip Man aber zu einem Kampf heraus, um sich von dessen Fähigkeiten zu überzeugen. Ohne große Probleme besiegt der Meister den Grünschnabel. Gedemütigt verlässt dieser nach dem Kampf die Dachterrasse. Kurze Zeit später kehrt er jedoch mit einigen Freunden zurück, welche Ip Man ebenfalls herausfordern. Fassungslos und beeindruckt von seinen Fähigkeiten erkennen die Jungen Ip Man als ihren Meister an. Langsam fängt die Schule an sich zu entwickeln und Ip Man kann den Hunger seiner Familie stillen.

Als Ip Mans erster Schüler Leung Flugblätter für die Schule seines Meisters verteilt, wird er von Mitgliedern der rivalisierenden Schule Hung Ga zu einem Kräftemessen herausgefordert. Als Leung  jedoch gewinnt, wird er von den restlichen Gegnern nieder gestreckt und entführt. Zudem schicken sie eine Nachricht an Ip Man, welcher seinen Schüler gegen Lösegeld abholen soll. Kurzerhand macht sich Ip Man auf den Weg zum lokalen Mark, um Leung zu befreien. Nach einigen Gesprächen trifft Ip Man dort auf den Lehrer Hung Chun-nam, welcher das Gebiet regiert. Er erklärt dem Wing Chun Meister, dass in Hongkong niemand eine Kampfschule eröffnen kann, bevor er sich nicht den restlichen Meistern im Kampf vorgestellt hat. Bei der Zeremonie schafft es Ip Man die ansässigen Meister von seiner Kampfkunst zu überzeugen. Trotzdem wird seine Schule nicht akzeptiert, da er sich gegen die Schutzgebühr von Hung Chun-nam stellt.

Ungeachtet dieser Differenzen werden jedoch alle schon bald von einem gemeinsamen Feind terrorisiert. Das Land, welches eine englische Kolonie ist, wird von einem korrupten Polizisten beherrscht. Als durch den britischen Box-Champion Twister noch weiterer Ärger droht, geht es für Ip Man erneut um die Ehre seines Volkes. In einem Kampf will er beweisen, dass Tradition und Werte immer noch über ruchloser Gewalt stehen.

Im Jahr 2008 schuf Regisseur Wilson Yip ein beeindruckendes Werk, welches auf dem Leben des Kampfkünstlers und Großmeisters Yip Man (1893–1972) basiert. Nachdem er einige Jahre als Ermittler für die Polizei in Südchina arbeitete, zog es Yip Man nach Hong Kong, wo er eine Wing-Chun-Schule in der Kowloon Restaurant Association eröffnete. Zu seinen Schülern gehörte der sino-amerikanische Schauspieler und Kampfkünstler Bruce Lee, welcher von 1953 bis 1959 bei ihm in der Ausbildung war. Nachdem der erste Spielfilm sein Leben in seinem Geburtsort Foshan behandelte, erzählt die Fortsetzung „Ip Man 2“ die Anfänge der Kampfschule des Großmeisters in Hongkong.

Die Handlung knüpft dabei an die Ereignisse aus dem ersten Teil an und Ip Man lebt mit seiner Familie weiterhin in Armut, obwohl der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg vor einigen Jahren endete. Wie bereits in Ip Man (Originaltitel: Yip Man) schlüpft der chinesische Schauspieler Donnie Yen (Hero, Shanghai Knights) wieder in die Rolle des „Wing Chun“-Meisters. Erneut schafft es der Schauspieler dabei glaubhaft die verschiedenen Stationen aus Yip Mans Leben darzustellen. Eine Figur zwischen liebendem Familienvater und aufrichtigen Kämpfer, welcher für die Werte seiner Kampfkunst einsteht. Lag der Fokus im Vorgänger noch zentriert auf Ip Man, gibt es nun einige alte Bekannte die zurückkehren und viele neue Gesichter zu entdecken. Unter anderem ist ebenfalls Ip Mans Neffe mit seinem Vater nach Hongkong geflohen, um ein neues Leben anzufangen. Diese Figuren sorgen dafür, dass der Zuschauer stets eine Verknüpfung zum ersten Teil hat und Ip Man ein vertrautes Gesicht zum Reden hat. Auf der anderen Seite sorgen die neuen Charaktere für frischen Wind.

Die wichtigsten dabei sind Ip Mans erster Schüler Wong Shun Leung, welcher von Xiaoming Huang verkörpert wird und Master Hong Zhen Nan, dessen Rolle niemand geringeres als Sammo Hung Kam-Bo übernimmt. Der chinesische Schauspieler und Regisseur für Kung-Fu-und Martial-Arts-Filme choreographierte bereits die Kampfszenen für Ip Man und übernahm diese Aufgabe ebenfalls bei der Fortsetzung. Außerdem schlüpfe er in eine für ihn bekannte Rolle und spielt den fetten, vorgeblich einfältigen Meister, welcher seine Gegner mit überragender Geschwindigkeit, Beweglichkeit und Kampftechnik überrascht.

Sein größter Verdienst sind aber erneut die in Szene gesetzten Kämpfe, welche wie schon im ersten Teil ein beeindruckender Blickfang sind. Trotz der außergewöhnlichen Bewegungen und Schnelligkeit wirken diese durchgehend realistisch und niemals übertrieben. Eine der spektakulärsten Szene  ist dabei das Duell zwischen Ip Man und dem gegnerischen Meister Hung Chun-nam. Auf einem wackeligen Tisch messen sich die beiden verschiedenen Persönlichkeit mit einzigartigen Kampfkünsten. Dabei überzeugt die Szene nicht nur durch diese actionreichen Bewegungen, ebenfalls der Charakter der beiden Rollen kristallisiert sich in dieser Szene deutlich heraus. Nicht ohne Grund nahm allein diese Szene acht komplette Drehtage in Kauf, welche sich jedoch vollkommen gelohnt haben.

Die Rolle des vordergründigen Antagonisten nehmen dieses Mal nicht die Japaner ein, sondern die britischen Besatzer. Diese üben diesmal ihre ruchlosen Machenschaften aus und peinigen die Kampfschulen und Bewohner Hongkongs. Dieser Konflikt der Bevölkerung mit den Besatzern wird personifiziert durch den englischen Box-Champion Twister, welcher als Gegenpart zu Ip Man dient. Dieser ist arrogant und behandelt das fremde Volk als  Untermenschen. Zudem verspottet er die Kampfkunst und Werte für die Ip Man einsteht. Ein Kampf der Kulturen findet seinen Höhepunkt in einem hinreißend inszenierten Endkampf, bei dem nicht nur zwei grundsätzlich verschiedene Individuen aufeinander treffen, sondern auch zwei völlig verschiedene Kampfstile gegeneinander antreten müssen.

Ein weiteres, achtenswertes Element des Films sind die 1950er Jahre Kulissen, welche durch viele kleine Details so authentisch wirken. Dabei sind es versteckte Objekte wie ein originaler Wecker oder eine alte Nähmaschine im Hintergrund die zur Atmosphäre beitragen. Aber auch aufwendige Kulissen wie der Fischmarkt wurden haargenau nachgebaut und entführen einen in vergangene Tage Hongkongs. Unverfälschte Originalschilder aus der Zeit finden dabei ebenfalls ihren Platz in den Kulissen.

Im Vergleich zum Vorgänger hat Ip Man 2 vielleicht marginal nachgelassen und etwas an der mitreißenden Geschichte eingebüßt, im Großen und Ganzen überzeugt das Werk jedoch weiterhin mit einzigartigen Kung Fu Kämpfen. Zudem präsentiert uns der Film am Ende noch eine kleine Anspielung auf die Zukunft des Wing Chun Meisters und seine Schüler, welche seine Überlieferungen ewig weiterführen werden.

Ip Man 2 - Jetzt bestellen!

Wer sich für die Blu-Ray „Special Edition“ von „Ip Man 2“ entscheidet, erhält neben einem vorbildlichen 1080p Blu-Ray Bild und  DTS-HD 5.1 Tonformat, nicht nur visuell und akustisch einen Film der Sonderklasse, sondern wird auch mit einigen Extras belohnt.

Denn wer nach zwei Filmen über den Großmeister des Wing Chun immer noch nicht genug hat, kann sich mit den zugefügten Interviews, einem Making-Of, Selected Scenes und der Gala Premiere noch einen Nachschlag zum Film und der Person Yip Man holen. Außerdem bietet der Film neben einer deutschen Tonspur, ebenfalls die originale kantonesische Sprachfassung, welche man mit deutschen Untertiteln genießen kann. Zudem lässt sich alles mit dem Komfort eines eines Pop-Up Menüs steuern, welches durchgehend aufrufbar, einfach und übersichtlich gestaltet ist.

Regie: Wilson Yip
Drehbuch: Edmond Wong
Musik: Kenji Kawai
Schauspieler: Donnie Yen, Sammo Hung, Lynn Hung, Huang Xiaoming

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>

Ähnliche Beiträge

Rekordergebnisse für „John Wick: Kapitel 4“

Erster Trailer zu „Sakra“ mit Donnie Yen

John Wick: Kapitel 4 (2023) | Filmkritik