In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit. Nicht in einem feuchten, schmutzigen Loch, wo es nach Moder riecht und Wurmzipfel von den Wänden herabhängen, und auch nicht in einer trockenen, kahlen Sandgrube ohne Tische und Stühle, wo man sich zum Essen hinsetzen kann: nein, das Loch war eine Hobbithöhle, und das heißt, es war sehr komfortabel. Dieser Hobbit war ein sehr wohlhabender Hobbit und pflegte ein ruhiges Leben, bis eines Tages der Zauberer Gandalf an seine kreisrunde, grün gestrichene Türe klopft.
Unversehens muss sich der verwirrte Hobbit um die Bewirtung der zwölf Zwerge Dwalin, Balin, Bombur, Bofur, Bifur, Fili, Kili, Nori, Ori, Dori, Oin, Gloin und ihres Anführers Thorin Eichenschild, Sohn des Thrain, Enkel des Thror und König der Langbärte, kümmern. Diese Sippschaft will das Volk der Zwerge wieder zu altem Ruhm führen und die ehemalige Zwergenhochburg Erebor zurückerobern.
Diese einst glorreiche Stadt der Zwerge war bekannt für ihren unermesslichen Reichtum, doch ausgerechnet dieser Schatz lies auch den grausamen Drachen Smaug, den letzten der großen Drachen, auf Erebor aufmerksam werden. In einem überraschendem Angriff verjagte er die Zwerge aus ihrer Heimat und zerstörte nebenbei die vor den Toren der erzreichen Hallen des Erebor gelege Stadt Thal der Nordmenschen. Niemand stand den Zwergen in ihrem Kampf gegen das Ungetüm bei und die wenigen Überlebenden der tödlichen Flammen flohen ins Exil.
Bilbo Beutlin, der Gastgeber dieser urplötzlichen Versammlung, wurde Thorin Eichenschilds Schar von Gandalf als Meisterdieb vorgestellt und soll den Zwergen bei ihrem tollkühnen Unterfangen, der Vernichtung des Drachen Smaug und der Rückgewinnung der Schätze Erebors, behilflich sein. Der Hobbit, welcher bis zu diesem Tage ein bequemes Leben schätzte, fühlt nach anfänglicher Skepsis seine Abenteuerlust geweckt und willig dem Unterfangen zu, einen wilden Drachen zu töten und den gestohlenen Schatz der Zwerge zurückzuholen.
Für Bilbo Beutlin beginnt eine Reise voller Gefahren und Abenteuer. Eine Reise durch die endlosen Wälder Mittelerdes und den tiefen Bergen, bis hin zu dem Land im Osten, wo der einsame Berg thront. Auf seiner Reise trifft er nicht nur auf wilde Trolle, Warg-Reitende Orks und blutrünstige Goblins, auch magische Wesen wie Elben und Zauberer, sowie eine schicksalhafte Begegnung mit dem Wesen Gollum stehen ihm bevor.
Über zehn Jahre ist es her, dass Regisseur Peter Jackson das Projekt Der Herr der Ringe in Angriff nahm, und die als unverfilmbar geltende Geschichte von Frodo Beutlin und dem einen Ring der Macht nach dem gleichnamigen Werk von J. R. R. Tolkien auf die große Leinwand brachte. Seit den großen Erfolgen der Kinotrilogie Der Herr der Ringe wartete jeder gespannt auf die Verfilmung der Vorgeschichte, der Geschichte vom kleinen Hobbit, mit der alles seinen Anfang nahm.
Das Projekt stand anfangs jedoch unter keinem guten Stern. Geldprobleme des Hollywood-Studios MGM, Streitigkeiten mit der australischen Gewerkschaft Media, Entertainment and Arts Alliance und der Verlust des Regisseurs Guillermo Del Toro, welcher nach zwei Jahren das Projekt aus Protest verlassen hatte, ließen die Realisierung immer mehr in weite Ferne rücken, bis Peter Jackson endlich erneut das Zepter in die Hand nahm, nach Mittelerde zurückkehrte und das Großprojekt in knapp zwei Jahren durchboxte. Aber nicht nur Peter Jackson nahm diese erneute Reise auf sich. Auch viele bekannte Gesichter aus den Der Herr der Ringe-Teilen schlüpften erneut in ihre Rollen und halfen bei der Realisierung der Der Hobbit-Trilogie.
Ob Cate Blanchet, Ian Holm, Christopher Lee,Hugo Weaving, Elijah Wood, Andy Serkins oder Ian McKellen, sie alle halfen mit ihren erneuten Verkörperungen der Der Herr der Ringe-Figuren für eine schlüssige Verbindung der beiden Trilogien. Aber auch viele neue Gesichter wissen in Der Hobbit – Eine unerwartete Reise, dem ersten Teil der Reihe, zu überzeugen und treten dem großartigen Cast bei.
Neben den Rollen der Zwerge Dwalin, Balin, Bombur, Bofur, Bifur, Fili, Kili, Nori, Ori, Dori, Oin und Gloin durch die Schauspieler Adam Brown, John Callen, Jed Brophy, Aidan Turner, Peter Hambleton, Dean O’Gorman, Graham McTavish, Mark Hadlow, Stephen Hunter, James Nesbitt, William Kircher und Ken Stott, ist besonders Hauptdarsteller Martin Freeman, welcher dem Publikum bisher aus dem erfolgreichen Film Per Anhalter durch die Galaxis (2005), sowie den preisgekrönten BBC-Serien The Office und Sherlock bekannt ist, hervorzuheben. Den Hobbit Bilbo verkörpert er mit spielerischer Leichtigkeit und erweckt die Fantasy-Figur auf atemberaubende Art und Weise zum Leben. Die Wandlung des scheuen Hobbits, welcher mit jeder Gefahr weiter über sich hinauswächst, nimmt man ihm zu jeder Zeit ab. Zudem besitzt er ein komödiantisches Timing, welches die Sympatie für den kleinen Helden ins unermessliche steigen lässt.
Bei der Masse an Darstellern erhalten nur wenige die notwendige Zeit für schauspielerische Entfaltung, jedoch zeigt jeder in seinen teils kurzen Auftritten sein ganzes Können und kann mit seinem Auftritt überzeugen. Ein wenig mehr Aufmerksamkeit erhält Richard Armitage als Zwergenkönig Thorin Eichenschild und weiß mit seiner Leistung aus der Gruppe der Langbärte herauszustechen. Solide und letztlich sympathisch präsentiert er den zwigespaltenen Charakter des Anführers der Zwergenschar.
Der Hobbit – Eine unerwartete Reise wurde von Peter Jackson in 3D realisiert und erstmals mit einer höheren Bildfrequenz gefilmt. Im Gegensatz zu den üblichen 24 Bildern/Sekunde, welche seit den späteten 1920er Jahren üblich sind, wurde mit 48 Bildern/Sekunde gedreht und der Film wird auch so in vielen Kinos unter dem Zusatz High Frame Rate (HFR) präsentiert. Der große Vorteil dieser erhöhten Bildfrequenz ist die Vermeidung von Motionblur oder Shuttering, welche bei modernen 3D-Filmen häufig auftritt. Viele Bilder wirken dort oft verschwommen, vor allem bei schnellen Bewegungen, und wenn sich die Kamera schnell umherbewegt, zittert oder flackert das Bild. Dank der neuen Technik brilliert der 3D-Effekt mit bisher nie dagewesenen Schärfe und Detailliertheit. Verschwommene Hintergründe gehören der Vergangenheit an. Eine Eingewöhnungszeit auf die neue Bildrate konnte ich persönlich nicht feststellen, auch wirkte der Effekt in keinster Weise befremdlich, sondern konnte eher zu einem überragendem Bilderlebnis beitragen.
Die Musik in der Der Hobbit-Tilogie stammt erneut vom den dreifachen Oscar-Preisträger Howard Shore, mit welchem Peter Jackson schon bei seinen Der Herr der Ringe-Teilen zusammenarbeitete. Abermals erschafft Shore eine berauschende Klangkulisse und erweckt Lieder aus dem Buch „Der kleine Hobbit“ zum Leben. Gekonnt werden sowohl ruhige als auch hektische Szenen untermalt und erzeugen eine Atmosphäre, welche schon in der Der Herr der Ringe-Trilogie zu einer einzigartigen Stimmung beitrugen.
Mit seiner Verfilmung der J.R.R. Tolkien Gutenachtgeschichte „Der kleine Hobbit“ von 1937 will Peter Jackson nicht nur die Welt von Mittelerde erneut zum Leben erwecken, sondern ebenso eine deutliche Verbindung zu seiner Trilogie vom Herrn der Ringe vollziehen. Aus diesem Grund bediente er sich nicht allein der Romanvorlage, sondern lies auch viele Aspekte aus J.R.R. Tolkiens Notizen zu der Welt vom kleinen Hobbit einfließen und nutze jede Möglichkeit die Geschichte lückenlos zu gestalten. Der Roman besteht im großen und ganzen aus vielen kleinen Abschnitten, welche Bilbo Beutling auf seiner epischen Reise erlebt. Dieser Unmenge an Abenteuern fügt Peter Jackson noch weitere hinzu, doch leider liegt da das große Problem des Films. Trotz der Splittung auf drei Teile werden in Der Hobbit – Eine unerwartete Reise zu viele Einzelschicksale beleuchtet. Bei einer Laufzeit von sage und schreibe 169 Minuten verliert sich Jackson ab und an in storydienlichen Erklärungen, welche für das Gesamtwerk sicherlich von großem Nutzen sind, für den einzelnen Film jedoch überladen wirken.
Hinzu kommt eine kindliche Art von Humor, welche anfangs geschickt verwendet wird und fabelhaft zur Atmosphäre des Films beiträgt. Leider verkommt dieser gekonnte Einsatz von Komik im späteren Verlauf zu nervigem und unpassendem Slapstick, welcher stark fehl am Platz wirkt.
Und trotzdem verbleibt am Ende eine bemerkenswerte Geschichte über einen kleinen Helden, welcher kein Held sein möchte und schlußendlich das Schicksal von ganz Mittelerde an seinem Finger trägt – aber das ist eine andere Geschichte.
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Toro
Musik: Howard Shore
Schauspieler: Cate Blanchet, Ian Holm, Christopher Lee,Hugo Weaving, Elijah Wood, Andy Serkins, Ian McKellen, Adam Brown, John Callen, Jed Brophy, Aidan Turner, Peter Hambleton, Dean O’Gorman, Graham McTavish, Mark Hadlow, Stephen Hunter, James Nesbitt, William Kircher, Ken Stott, Martin Freeman
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