The Lodge (2019) | Filmkritik

The Lodge

Das österreichische Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala konnte sich im Jahr 2014 mit ihrem Horror-Debüt Ich seh, Ich seh (englischer Titel: Goodnight Mommy) international einen Namen machen. Nun melden sich die Filmschaffenden abermals mit einem doppelbödigen Psychowerk zurück.

In The Lodge setzen Franz und Fiala dabei erneut auf die vertrauten Zutaten: zwei stille Kinder, eine befremdliche (Stief-) Mutter und ein abgelegenes Haus inmitten des Nichts.

© SquareOne Entertainment

Die beiden Geschwister Mia und Aidan haben gerade erst durch einen tragischen Selbstmord ihre Mutter verloren, da offenbart Vater Richard, dass er und seine neue Freundin Grace eine gemeinsame Zukunft anstreben. Um wieder etwas Familienglück nach dem schrecklichen Schicksalsschlag zu gewinnen, plant Richard daher Weihnachten in einer kleinen, verschneiten Hütte in den Bergen zu verbringen.

Doch das erste Treffen der Kinder und ihrer zukünftigen Stiefmutter verläuft bereits alles andere als harmonisch. Als Richard dann auch noch für einige Tage in die Stadt muss und seine Kinder mit der von ihnen verhassten Grace alleine lässt, wendet sich das Blatt und ein eskalierendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt in der eingeschneiten Berghütte.

Wie schon Ich seh, Ich seh nimmt sich auch The Lodge sehr viel Zeit, um die menschlichen Abgründe ans Tageslicht zu befördern und erzählt in einem gemächlichen Tempo seine Geschichte. Keine Jumpscares, sonder eine klaustrophobische Anspannung lassen die Spannung ins endlose wachsen.

© SquareOne Entertainment

Parallel zum Erstling von Veronika Franz und Severin Fiala sind immer wieder zu erkennen und auch Erinnerungen an Horrorfilme der jüngeren Vergangenheit werden wach. Seien es nun die verstörenden Puppen aus Hereditary – Das Vermächtnis (2018) oder die kalten Klänge aus Ari Asters Mystery-Horror-Drama Midsommar (2019): Hier wurde eindeutig der Tenor der aktuellen Indie-Horrorfilme eingefangen.

Schauspielerisches Highlight in The Lodge ist ohne Frage Riley Keough (Under the Silver Lake). Als Zuschauer versucht man von Beginn an ihre Figur und ihre Entwicklung zu verstehen, wird dabei jedoch immer wieder auf falsche Routen geführt. Keough wechselt glaubhaft zwischen Opfer und Täter, zwischen Schuld und Unschuld.

© SquareOne Entertainment

Unterstützt wird sie hierbei von zwei großartigen Jungdarsteller: Jaeden Martell (Es) als Aidan und Lia McHugh als Mia (Totem). Beide Kinder liefern eine ebenfalls glaubhafte und gute Leistung ab, die den Grauen des gefühlten Kammerspiels optimal untermauert und das Katz-und-Maus-Spiel bis auf die Spitze treibt. Richard Armitage (Der Hobbit-Trilogie) in der Rolle des Familienvaters Richard erhält leider nur wenig Leinwandzeit. Ebenso Alicia Silverstone (Clueless – Was sonst!) als Laura, deren Auftreten kaum nennenswert ist.

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In erster Linie lebt The Lodge von seiner aufgebauten Atmosphäre und dem Unbehagen, welches sich beim neutralen Beobachten nur allzu schnell einstellt. Was jedoch in der ersten Hälfte des Films gut platziert und erarbeitet wird, wird am Ende des Films leider zu wenig geerntet.

Auch wenn das große Finale, wie zu erwarten, abermals für ein komisches Gefühl in der Magengegend sorgen dürfte, werden manche Elemente des Films ohne Erklärung stehen gelassen und der Zuschaer darf sich selbst einen Reim darauf bilden.

Wer langatmige Psycho-Horror-Spielchen mag und das subtile Grauen bevorzugt, wird mit The Lodge ein wahres Vergnügen haben. Veronika Franz und Severin Fiala haben auf jeden Fall unter Beweis gestellt, dass sie auch mit einem namhaften Cast bestens umgehen können und man sich durchaus auf zukünftige Werke der österreichischen Filmschaffenden freuen darf.

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