The Good Liar

The Good Liar: Das alte Böse (2019) | Filmkritik

Über die Geheimnisse, die wir wahren und die Leben, die wir leben.

von Markus Grunwald

Der Film The Good Liar beginnt vielversprechend: Zwei große Schauspielikonen, Ian McKellen und Helen Mirren, treten erstmals gemeinsam auf der Leinwand auf und liefern sich ein raffiniertes Spiel aus Täuschung, Misstrauen und dunklen Geheimnissen.

Zwei Meister ihres Fachs im Duell

Regisseur Bill Condon inszeniert die Geschichte als elegantes Katz-und-Maus-Spiel, das in seinen besten Momenten eine angenehm altmodische Spannung aufbaut.

The Good Liar: Das alte Böse Filmkritik

© Warner Bros (Universal Pictures)


Im Mittelpunkt steht der professionelle Trickbetrüger Roy Courtnay (Ian McKellen), der es auf die wohlhabende Witwe Betty McLeish (Helen Mirren) abgesehen hat.

Die Lügen, die wir leben.

Was als scheinbar einfacher Betrug beginnt, entwickelt sich bald zu einer vielschichtigeren Angelegenheit, bei der beide Seiten nicht ganz das sind, was sie zu sein scheinen. Der Film lebt in erster Linie von seinen beiden Hauptdarstellern, die es verstehen, selbst in ruhigen Momenten eine subtile Spannung in der Luft liegen zu lassen.

Besonders hervorzuheben ist Ian McKellen (Mr. Holmes), der Roy mit einer faszinierenden Mischung aus Charme und abgründiger Kälte verkörpert. Er spielt die Rolle so überzeugend, dass man sich ständig fragt, wie tief seine Intrigen tatsächlich gehen. Helen Mirren (Hitchcock) steht ihm in nichts nach: Ihre Betty scheint zunächst die naive Witwe zu sein, doch schnell wird klar, dass auch sie Geheimnisse mit sich trägt. Das Zusammenspiel der beiden ist ein echtes Highlight und sorgt dafür, dass der Film über weite Strecken sehenswert bleibt.

The Good Liar: Das alte Böse Filmkritik

© Warner Bros (Universal Pictures)


Leider ist die Handlung selbst nicht auf dem Niveau der Schauspielkunst. Schon recht früh wird klar, dass Roy keineswegs ein sympathischer Schwindler ist, sondern ein eiskalter Manipulator, der vor nichts zurückschreckt – inklusive Betrug und Mord. Dadurch fällt es schwer, noch echtes Interesse an seinem Schicksal zu entwickeln.

Großartige Schauspielkunst, verschenktes Potenzial

Auch bei Betty spürt man schnell, dass sie nicht die harmlose Witwe ist, für die sie sich ausgibt, sodass der große Überraschungseffekt letztlich ausbleibt.

Ein weiteres Problem ist die Struktur des Films. Während die erste Hälfte geschickt Spannung aufbaut und Erwartungen schürt, kippt der Film im letzten Drittel in ein anderes Genre: Aus dem eleganten Drama wird plötzlich ein fast reißerischer Thriller, dessen dramatischer Twist am Ende sehr konstruiert wirkt. Ohne nennenswerte Hinweise oder eine stimmige Vorbereitung wird die Geschichte neu kontextualisiert. Der finale Enthüllung wirkt dadurch mehr wie ein Schockeffekt denn als organische Entwicklung der Story. Es fehlt an Zwischentönen und subtilen Andeutungen, die ein solches Ende glaubhafter gemacht hätten.

The Good Liar: Das alte Böse Filmkritik

© Warner Bros (Universal Pictures)


Atmosphärisch bleibt der Film dennoch ansprechend: Die eleganten Kulissen, die dezente Kameraarbeit und der insgesamt ruhige, aber präzise Schnitt tragen dazu bei, dass The Good Liar stilistisch überzeugt. Auch die Dialoge sind oft auf den Punkt gebracht und bieten einige wirklich starke Momente, die das psychologische Spiel der Figuren unterstreichen.

Großartige Schauspielkunst, verschenktes Potenzial

Insgesamt bleibt The Good Liar jedoch ein Film, der sein großes Potenzial nur teilweise ausschöpft. Die beiden Hauptdarsteller liefern Glanzleistungen ab, die jedoch durch ein unausgewogenes Drehbuch und eine wenig glaubhafte Auflösung nicht vollständig zur Geltung kommen. Der Film macht Spaß, solange man nicht allzu viel darüber nachdenkt – doch je länger man ihn sacken lässt, desto mehr offenbaren sich die Schwächen in der Konstruktion der Geschichte.

The Good Liar ist ein stilvolles, gut gespieltes Drama, das jedoch an seinem bemühten Plot-Twist und einer unausgeglichenen Tonalität scheitert. Für Fans von Helen Mirren und Ian McKellen lohnt sich der Film allemal, doch wer eine klug durchdachte Story erwartet, könnte am Ende enttäuscht sein.


Spoiler-Alarm: Das Ende erklärt

Im finalen Twist von The Good Liar wird enthüllt, dass Betty McLeish keineswegs das naive Opfer ist, als das sie sich ausgibt.

In Wahrheit handelt es sich bei ihr um Lili, ein früheres Opfer von Roys grausamer Vergangenheit, die ihn über Jahrzehnte hinweg zur Strecke bringen wollte. Ihr Plan war es von Anfang an, Roy hereinzulegen und ihm alles zu nehmen, was ihm noch geblieben ist. Diese Enthüllung verleiht dem gesamten Film rückblickend eine neue Bedeutung, auch wenn sie sich etwas plötzlich und konstruiert anfühlt.

Bewertung

Bewertung_6

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Informationen

The Good Liar - Das alte Böse | 28. November 2019 (Deutschland) 6.7

Bildrechte: Warner Bros (Universal Pictures)

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