The Equalizer 2

The Equalizer 2 (2018) | Filmkritik

Denzel Washington kehrt zurück als kompromissloser Rächer mit Herz

von Mathias Grunwald

Denzel Washington schlüpft nach The Equalizer (2014) erneut in die Rolle des ehemaligen Elitesoldaten Robert McCall und zeigt in The Equalizer 2 eindrucksvoll, warum er als gerechter Einzelkämpfer so gut funktioniert.

Alles hat Konsequenzen!

Mit The Equalizer 2 legt Regisseur Antoine Fuqua eine Fortsetzung vor, die erzählerisch reifer wirkt als der erste Teil, dabei jedoch an manchen Stellen ins Straucheln gerät. Doch trotz kleiner Schwächen ist der Film ein spannender Action-Thriller mit emotionalem Tiefgang und einer klaren Handschrift.

The Equalizer 2 Filmkritik

© Sony Pictures

Nachdem Robert McCall im ersten Teil seinen inneren Frieden durch Gewalt zu finden versuchte, erleben wir ihn nun als Mann mit einer klareren Mission: Er bringt Gerechtigkeit dorthin, wo das Gesetz versagt.

Mehr Tiefe, mehr Spannung – McCall ist zurück

Und das nicht mehr nur als zufälliger Helfer, sondern fast schon wie ein moderner Rächer im Alltag. Die Fortsetzung knüpft dabei geschickt an den Vorgänger an, ohne sich zu sehr in Rückblenden zu verlieren.

McCall lebt inzwischen zurückgezogen als Fahrdienstfahrer, beobachtet das Leben seiner Fahrgäste und greift dann ein, wenn seine moralischen Prinzipien verletzt werden. Dabei trifft er auf ein neues Opfer: einen jungen Nachbarn, den er vor dem Abrutschen in die Kriminalität bewahren will – ein Handlungsstrang, der mehr emotionalen Tiefgang erzeugt als vieles im ersten Teil. Doch auch seine Vergangenheit holt ihn wieder ein.

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Weniger Action, mehr Substanz?

Während The Equalizer vor allem durch seine kompromisslose Härte und stilisierte Gewalt in Erinnerung blieb, geht Teil 2 einen etwas anderen Weg. Die Action ist reduziert, aber präzise. Jeder Kampf, jeder Schlag sitzt und wirkt durchdachter. Statt übertriebener Gewaltorgien steht nun mehr das Drama im Vordergrund – eine bewusste Entscheidung, die nicht jedem gefallen dürfte, dem Teil 1 als Maßstab dient. Trotzdem: Wenn es zur Sache geht, ist McCall so gnadenlos wie eh und je.

There are two kinds of pain in this world. The pain that hurts, the pain that alters.

Flache Nebenfiguren und durchschaubare Gegner

So sehr Denzel Washington erneut glänzt, so blass bleiben leider große Teile des Casts. Die Nebencharaktere – von alten Weggefährten bis zu neuen Bekanntschaften – wirken oft wie Schablonen, die wenig zur Handlung beitragen. Gerade wenn es um emotionale Bindungen geht, etwa zu McCalls früherer Kollegin Susan (Melissa Leo), fehlt die nötige Tiefe, um wirklich zu berühren.

The Equalizer 2 Filmkritik

© Sony Pictures

Auch der zentrale Antagonist, gespielt von Pedro Pascal, bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Sein Twist ist früh durchschaubar, seine Motivation zu generisch. Das ist schade, denn die Beziehung zwischen ihm und McCall hätte viel mehr dramatisches Potenzial gehabt.

Ein Finale mit Logikschwächen

Das große Finale führt uns in eine verlassene Küstenstadt, wo McCall seinen ehemaligen Kameraden gegenübersteht – nun Feinde auf Leben und Tod. Die Idee klingt stark, doch die Umsetzung ist leider etwas holprig. Warum eine angeblich bestens ausgebildete Elite-Einheit in offenkundig taktisch dummer Weise vorgeht, bleibt ein Rätsel. Hier wirkt das Drehbuch zu bemüht, um McCall glänzen zu lassen – was der ansonsten soliden Inszenierung ein wenig den Realismus raubt.

You killed my friend. So I’m gonna kill each and every one of you.

Obwohl The Equalizer 2 inhaltlich nicht immer überraschen kann, glänzt der Film auf audiovisueller Ebene mit einigen starken Momenten. Besonders hervorzuheben ist die Kameraführung von Oliver Wood, der bereits in der Bourne-Reihe sein Gespür für intensive, räumlich dichte Actionsequenzen unter Beweis stellte. Eine Szene sticht dabei besonders hervor: In einem Auto entwickelt sich ein klaustrophobischer Kampf, der mit einer beeindruckenden 360°-Kamerafahrt auf engstem Raum inszeniert wurde – eine der visuell stärksten Szenen des Films, die gleichzeitig Dynamik und Unbehagen vermittelt.

The Equalizer 2 Filmkritik

© Sony Pictures

Auch das Sounddesign trägt zur dichten Atmosphäre bei. Die Kombination aus leisen Spannungsmomenten und plötzlichen, wuchtigen Effekten sorgt dafür, dass man sich nie ganz zurücklehnen kann. Harry Gregson-Williams steuert erneut die Musik zum Film bei, bleibt aber dieses Mal etwas im Hintergrund, ergänzt das Geschehen jedoch stets stimmig und unterstützt die düstere Grundstimmung des Films effektiv.

Denzel Washington in Bestform

Trotz einiger Schwächen bleibt The Equalizer 2 ein gelungener Thriller, was vor allem am Hauptdarsteller liegt. Denzel Washington ist auch in seinem ersten Sequel überhaupt erneut überragend. Seine Darstellung des innerlich zerrissenen, aber tief moralisch handelnden McCall ist ruhig, fokussiert und von beeindruckender Präsenz. Es ist diese Leistung, die den Film trägt – und ihn über den Durchschnitt hebt.

Washington verkörpert den Equalizer nicht nur mit Kraft, sondern auch mit Herz und Menschlichkeit. Man glaubt ihm jede seiner Handlungen, jede Regung, jeden Blick. So entsteht ein düsterer, aber dennoch mit Hoffnung durchzogener Film, der seine ganz eigene Stimmung entwickelt.

Solide Fortsetzung mit erzählerischer Reife

The Equalizer 2 ist ein gelungener Nachfolger, der den Fokus stärker auf Charakterentwicklung und Spannung legt, dabei aber an Wucht und Tempo einbüßt. Wer den ersten Teil wegen seiner kompromisslosen Action mochte, wird hier möglicherweise enttäuscht sein. Wer jedoch eine tiefere Geschichte mit moralischen Dilemmata und einem brillanten Denzel Washington sucht, wird auf seine Kosten kommen.

Trotz einiger erzählerischer Schwächen und eines etwas konstruierten Showdowns bleibt The Equalizer 2 ein sehenswerter Thriller, der mit seiner atmosphärischen Dichte, starker Hauptfigur und einer ordentlichen Portion Gerechtigkeit punktet.

Bewertung

Bewertung_7

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Informationen

The Equalizer 2 | 16. August 2018 (Deutschland) 6.7

Bildrechte: Sony Pictures

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