Denkt man an Daniel Brühl in einem Rennfilm, kommt einem sofort Rush – Alles für den Sieg (2013) in den Sinn.
David gegen Goliath auf der Rennstrecke
In Race for Glory: Audi vs. Lancia kehrt Brühl erneut auf die Rennstrecke zurück, diesmal in der Rolle des deutschen Audi-Ingenieurs Roland Gumpert. Doch kann der Film an die Erfolge vergangener Motorsport-Highlights anknüpfen oder bleibt er auf der Strecke?

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1983 kämpften zwei große Hersteller um die Krone der Rallye-Weltmeisterschaft: Audi und Lancia.
Das Duell der Rallye-Giganten
Während Audi mit dem revolutionären Allradantrieb des Quattro als Favorit galt, setzte Lancia mit dem zweiradgetriebenen Rallye 037 auf klassische Ingenieurskunst. Angeführt wurde das Audi-Team von Roland Gumpert (Daniel Brühl), während Lancia unter der Leitung von Cesare Fiorio (Riccardo Scamarcio) mit cleveren Tricks versuchte, den übermächtigen Gegner zu schlagen.
Die Rivalität zwischen den Teams spitzte sich weiter zu, als Lancia den deutschen Spitzenfahrer Walter Röhrl (Volker Bruch) verpflichtete.

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Der Film Race for Glory zeigt die Hochphase der berüchtigten Gruppe-B-Kategorie, in der extrem leichte und leistungsstarke Fahrzeuge mit waghalsigen Geschwindigkeiten über die Schotterpisten jagten.
Ein Film für eingefleischte Rallye-Fans
Diese Ära des Rallyesports war berüchtigt für spektakuläre Rennen, aber auch für tragische Unfälle – so gefährlich, dass die Gruppe-B-Fahrzeuge nur drei Jahre später verboten wurden. Optisch macht Race for Glory vieles richtig: Die Mischung aus Archivmaterial und inszenierten Rennszenen funktioniert gut und vermittelt ein authentisches Rennsport-Feeling.
Die Rallyewagen wurden großartig eingefangen, und die spektakulären Fahrmanöver lassen das Herz jedes Motorsportfans höherschlagen.

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Leider hat das Drehbuch deutliche Schwächen. Wer sich nicht bereits intensiv mit der Geschichte von Gruppe B und der Rallye-WM 1983 auseinandergesetzt hat, wird es schwer haben, den zahlreichen Figuren und Ereignissen zu folgen. Zudem werden künstlerische Freiheiten genommen, die im Abspann zwar erwähnt werden, aber die Authentizität schmälern. Emotionale Bindungen zu den Charakteren fehlen fast völlig – man fiebert nicht wirklich mit ihnen mit, weil sie kaum Tiefe oder Entwicklung haben.
Rennsport-Drama mit viel PS, aber wenig Emotion
Die Darsteller machen ihre Sache solide, aber es fehlt an Charisma und emotionaler Tiefe. Riccardo Scamarcio spielt Lancia-Teamchef Cesare Fiorio als ehrgeizigen Strippenzieher, der sein Team mit cleveren Strategien zum Erfolg führen will. Allerdings bleibt seine Figur blass, und sein Ehrgeiz wird kaum mit persönlichen Konflikten oder Entwicklungen unterfüttert.
Daniel Brühl (Der ganz große Traum) als Roland Gumpert wirkt seltsam unterfordert. Er verbringt die meiste Zeit an der Rennstrecke, beobachtet das Geschehen und reagiert entweder mit Freude oder Enttäuschung auf die Ergebnisse. Es gibt kaum Konflikte zwischen ihm und der Konkurrenz, wodurch jegliche Spannung verloren geht. Volker Bruch (Babylon Berlin) als Walter Röhrl ist zwar prominent besetzt, hat aber wenig Screentime. Auch die restlichen Nebenfiguren – ob Fahrer, Mechaniker oder andere Teammitglieder – bleiben ohne große Bedeutung. Dadurch fehlt dem Film ein emotionaler Anker, der den Zuschauer mitfiebern lässt.

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Die Stärke von Race for Glory liegt in den Rennszenen selbst. Die Autos sehen großartig aus, der Sound der Motoren ist packend, und die Kameraführung fängt die Geschwindigkeit gut ein. Leider wird die Spannung durch das holprige Tempo des Films gebremst. Während einige Passagen zu hektisch geschnitten sind, zieht sich die Handlung an anderen Stellen unnötig in die Länge.
Race for Glory: Gute Rennszenen, aber mangelndes Tempo
Gerade für einen Sportfilm ist das problematisch: Ein gutes Drehbuch sollte das Adrenalin der Rennen auf die Zuschauer übertragen, doch hier wird der Spannungsbogen nicht optimal genutzt. Hätte der Film an den richtigen Stellen das Tempo variiert – etwa durch intensivere Konflikte oder packendere Duelle auf und neben der Strecke – wäre die Dynamik wesentlich fesselnder gewesen.
Race for Glory: Audi vs. Lancia hat eine faszinierende Geschichte als Grundlage, kann aber als Film nicht völlig überzeugen. Motorsportfans, die die Gruppe-B-Ära kennen und lieben, werden die historischen Rennszenen und die Hommage an diese wilde Zeit genießen. Doch für alle anderen bleibt das Drama zu oberflächlich, die Charaktere zu blass und die Handlung zu zerfahren.
Während Rush (2013) die Rivalität zwischen Niki Lauda und James Hunt mit starken Emotionen und tiefgehenden Charakterstudien zum Leben erweckte, fehlt Race for Glory genau dieses Element. Am Ende bleibt ein Film, der PS-starke Bilder liefert, aber nicht das Herz höher schlagen lässt.
Hinweis: Seit dem 9. Januar 2024 gibt es Race for Glory als DVD und Blu-ray sowie bereits seit dem 28. Dezember digital (EST)!
Hinweis: Der Horror-Thriller When Evil lurks startet am 27. Februar 2025 in den deutschen Kinos.


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