Hätte man mir vor gut 20 Jahren einen Film vor die Nase gehalten, wo Kung Fu Legende Jackie Chan und Hollywood Muskelmann Arnold Schwarzenegger aufeinander treffen, ich wäre vermutlich vor Euphorie ohnmächtig geworden.
Rentner-Action oder harte Fights?
2021 ist es endlich soweit! Beide Action Ikonen der 80er treffen in Iron Mask, einer russisch-chinesischen Produktion, aufeinander. Doch hält der Film, was er verspricht? Sind doch Chan (67) und Schwarzenegger (74) nicht mehr in dem Alter für harte Fights und stählerne Muckis.
Alles beginnt mit einer Legende über einen mächtigen Drachen, dessen lange Wimpern in die Erde wachsen und dessen Magie einen Tee gedeihen lassen, der unnatürliche Kräfte verleiht.
Doch diese Wimpern müssen gepflegt werden, sonst geht es dem Drachen schlecht und der Tee verliert an Wirkung. So wird die schuppige Kreatur mit den Mega-Wimpern von einem Orden aus weißen Zauberern gehegt und gepflegt. Bis eines Tages eine böse Hexe erscheint, die den Drachen versklaven will.
Die Abenteuer des Kartografen J.Green/Viy
Doch dazu braucht sie einen magischen Talisman, der im Besitz des russischen Zaren (Yuri Kolokolnikov) ist, welcher sich die Gefängniszelle mit einem alten chinesischen Meister (Jackie Chan) teilt.
Dem Zaren gelingt die Flucht. Sein Zellengenosse bittet ihn, nach China zu reisen, um dessen Tochter das magische Drachenamulett zu übergeben, damit sie Prinzessin wird. So kreuzen sich dier Wege des Zaren Peter dem Großen und Erfinder Jonathan Green (Jason Flemyng), der sich aufmacht, um den fernen Osten zu kartografieren.
Dazwischen tauchen noch Dämonen, Piraten und Schwarzenegger als Gefängnisdirektor mit einem krankhaften Zwang, magische Waffen zu sammeln, auf.
Was auf dem Papier bereits recht wirr und ungewollt komisch klingt, wird in bewegten Bildern leider nicht besser. Besonders die Aufnahmen Londons sind derart künstlich aus dem Computer, dass sie mehr nach einer Playstation 2 Cutscene aussehen, anstatt sich natürlich in den Film einzubetten. In der zweiten Filmhälfte, welche im alten China spielt, wird es dann deutlich besser, was an guten Sets und weniger CGI liegt.
Abwesende Superstars
Fans von Schwarzenegger und Chan sollten jedoch stark sein, denn egal, wie groß ihre Gesichter auf dem Filmposter auch sein mögen, ihre Rolle fällt verhältnismäßig winzig aus. Jacky Chan kommt bis zum Schluss nicht aus dem Gefängnis und auch Arnie ist eher ein größerer Statist mit überschaubarem Dialog.
Vielmehr tragen Jason Flemyng (Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen) als naiver Erfinder, Yuri Kolokolnikov (Game of Thrones) als Zar mit eiserner Maske und Helen Yao (Chinese Zodiac) als Undercover-Prinzessin die Story rund um Tee, schwarze Magie und Drachenwimpern.
Die Kampfszenen mit Helen Yao stechen dabei überraschen gut hervor und auch Jackie Chan sieht in seinen wenigen Kämpfen recht überzeugend aus.
Als Fortsetzung des russischen Fantasyfilms Fürst der Dämonen (2014) basierend auf den Büchern von Nikolai Gogol, wird hier die Geschichte von Kartographen Jonathan Green fortgeführt, welcher als erster die gesamte Welt vermessen möchte. Dabei versucht sich der Film als Fantasyepos zu präsentieren, in dem die Stars rein zufällig ein und ausgehen.
Die Suche nach dem Drachenmedaillon
Die ganz großen Schauspielernamen fungieren hier jedoch eher als gut ausgeklügelte Marketingstrategie. So sind in kleinen Rollen auch Rutger Hauer und Charles Dance zu sehen, deren Figuren aber vermutlich nicht mal einen Namen haben.
Zwar schafft es Iron Mask hin und wieder mit interessanter Optik und schönen Ideen zu punkten, wirkt jedoch viel zu oft zu ambitioniert und überladen. Dass Jackie Chan nur wenig zu tun bekommt und Arnold Schwarzenegger kaum mehr Screentime als in The Expendables hat, ist zwar noch zu verschmerzen, doch viel zu oft wirkt alles billig gemacht und wenig überzeugend.
Dass der Filmtitel unpassend ist, weil der Zar nur 10 Minuten lang eine Maske trägt und eigentlich ein Drachenmedaillon das wichtigere Artefakt der Geschichte ist, soll jedoch nur eine von vielen kreativen Seltsamkeiten sein.
Wer dennoch Lust hat, Kino made in China und Russia zu sehen und sich für Drachenwimperntee interessiert, kann sich auf kurzweilige Unterhaltung mit durchschnittlichen Schauwerten freuen.
Unterm Strich bleibt jedoch das Gefühl, einer Mogelpackung erlegen zu sein, da das Marketing hier deutlich auf zwei Darsteller fokussiert war, die im Film nicht die tragenden Rollen inne hatten.
Bildrechte: Koch Films