Everything Everywhere All at Once (2022) | Filmkritik

Es gibt Filme, die hat man so gar nicht auf dem Schirm. Da läuft im Kino ein seltsam anmutender Trailer und man merkt sich nicht einmal, wie der Film heißt. Aus Neugier geht man dann ins Kino und wird regelrecht vom Kinositz geblasen. Und genau so ist es mit dem Film, der den sperrigen Titel: Everything Everywhere all at Once trägt. Doch ich greife da etwas vor.

Das Universum ist so viel größer, als du denkst.

Evelyn (Michelle Yeoh) ist eine frustrierte Frau, die einst von China nach Amerika gekommen ist, um ihr Glück zu finden. Gegen den Willen ihres Vaters (James Hong) brach sie mit ihrer großen Liebe Waymond (Ke Huy Quan) auf, um ein neues Leben zu beginnen.

© LEONINE Studios


Doch mit den Jahren zerbrachen alle Träume. Sie arbeitet in einem runtergekommenen Waschsalon, ihre Tochter lässt sich nur selten blicken, ihr Ehemann hat sich von ihr entfremdet und die amerikanische Steuerbehörde hat etwas gegen die schlampige Buchhaltung des Ladens. So reibt sich die zierliche Frau zwischen allen Fronten regelrecht auf und droht daran zu zerbrechen.

Wie hätte das Leben sein können?

Bis sie eines Tages auf eine alternative Version ihres Mannes trifft. Der entpuppt sich nicht nur als charmanter Kampfsportler, sondern teilt Evelyn mit, dass sie der Schlüssel zur Rettung des Universums ist. Was sie anfangs noch als Blödsinn abtut, entpuppt sich jedoch schnell als all zu wahr.

So stolpert die desillusionierte Wäscherin durch zahlreiche Versionen ihres Ichs um festzustellen, wie das Leben für sie wohl verlaufen wäre, hätte sie sich dazu entschlossen, einmal etwas in ihrem Leben zu Ende zu führen. Opernsängerin, Martial Arts Ikone, Sushi-Meister, alles scheint plötzlich im Multiversum möglich zu sein. Doch hinter den unbegrenzten Möglichkeiten der Alternativwelten lauert eine finstere Macht, die nicht so einfach aufgehalten werden kann.

© LEONINE Studios

Wer geglaubt hat, dass Geschichten über das Multiversum nur Marvel und DC vorbehalten sind, der irrt sich gewaltig. Michelle Yeoh (Shang- Chi and the Legend of the ten Rings) zeigt in diesem gewaltigen Bildergewitter, wie vielseitig sie ist.

Michelle Yeoh in Bestform

Dabei kann sie zwischen Komik, Action und Drama mühelos auf Knopfdruck wechseln. Es macht derart Spaß, sich mit ihr im Multiversum ihrer zahlreichen Alternativleben zu verirren, dass man selbst droht, nicht mehr hinauszufinden.

Die Regisseure Dan Kwan und Daniel Scheinert (Swiss Army Man) zeigen hier ein unglaubliches Gespür für Tempo, Timing und Theatralik. Bekommt man in einem Moment noch Bauchschmerzen vor Lachen, trübt sich schon im nächsten Augenblick die Sicht durch Tränen.

© LEONINE Studios

Denn trotz all der absurden und saukomischen Ideen werden vor allem gegen Ende unglaublich tiefgründige Emotionen abgerufen, die man in diesem Film gar nicht mehr erwartet hat. Endlich ist Kino wieder etwas unvorhersehbares, fern jeder Franchiseverwurstung. Unverbraucht, herrlich schräg und tiefsinnig wird man hier, ganz wie die sympathische Protagonistin von einem Extrem ins nächste geschleudert.

Ein Kinofilm der ganz besonderen Art

Einen solchen Film gibt es nicht alle Tage zu sehen. Wer Lust auf gutes Unterhaltungskino mit tollen Darstellern, derben Humor und tonnenweisen Irrwitz hat und Hollywood Legende Jamie Lee Curtis (Halloween) mal ganz anders erleben möchte, sollte nicht zögern, auch einmal Everything Everywhere All at Once zu sein.

Bewertung

Trailer

Informationen

Everything Everywhere All at Once | 28. April 2022 (Deutschland) 8.2
Regisseur: Dan Kwan, Daniel ScheinertDrehbuchautor: Dan Kwan, Daniel ScheinertDarsteller: Michelle Yeoh, Stephanie Hsu, Ke Huy QuanHandlung:

Fotos


alle Bilder >>


Bildrechte: LEONINE Studios

Ähnliche Beiträge

Trailer zum Actionthriller „Love Hurts – Liebe tut weh“ mit Ke Huy Quan und Ariana DeBose

Borderlands (2024) | Filmkritik

Pamela Anderson ist „The Last Showgirl“: Ab März im Kino