Mit Die dritte Dimension liefert Regisseur Anatole Litvak einen düsteren Thriller, der die psychologischen Abgründe einer toxischen Beziehung in den Mittelpunkt stellt.
Psychothriller mit Licht und Schatten
Der französisch-italienische Film aus dem Jahr 1962 spielt vor der rauen Kulisse eines ungeschönten Paris und verbindet Elemente der Nouvelle Vague mit klassischen Hitchcock-Motiven.
Lisa Macklin (Sophia Loren) lebt in Paris in einer unglücklichen Ehe mit ihrem gewalttätigen Mann Robert (Anthony Perkins). Als Robert scheinbar bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, scheint sich Lisas Leben zum Besseren zu wenden – doch die Hoffnung währt nur kurz.
Die Lüge als tickende Zeitbombe
Robert taucht überraschend wieder auf und zwingt Lisa zu einem riskanten Versicherungsbetrug. Während der psychologische Druck immer weiter steigt, gerät Lisa zwischen die Forderungen ihres Mannes und das wachsende Misstrauen des gutherzigen Journalisten David Barnes (Gig Young).
Mit jedem Tag wird das Lügenkonstrukt fragiler, während die Kontrolle zunehmend in Roberts Hände gerät. Die Spannung steigert sich bis zu einem überraschenden Finale, das sowohl Lisas Psyche als auch die Machtverhältnisse zwischen den Figuren auf den Kopf stellt.

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Sophia Loren trägt den Film mit einer eindringlichen Performance. Ihre Lisa schwankt zwischen Angst, Hoffnung und zunehmendem Wahnsinn. Besonders in den letzten Minuten des Films zeigt sie eine emotionale Intensität, die weit über die Erwartungen hinausgeht. Kein Wunder, dass Loren zwei Jahre zuvor den Oscar für Und dennoch leben sie gewonnen hatte.
Zwischen Verzweiflung und Wahnsinn
Anthony Perkins spielt einmal mehr den psychisch instabilen Mann, dessen Manipulationskünste den Zuschauer an Norman Bates aus Psycho erinnern. Allerdings ist sein Robert weniger ein offener Wahnsinniger als vielmehr ein verzogener Junge, der seine Macht auf perfide Weise ausspielt. Perkins verleiht der Figur eine verstörende Mischung aus kindlicher Zerbrechlichkeit und sadistischer Kontrolle.
Gig Young als Journalist bleibt etwas blass, fungiert aber als wichtiger Gegenpol, der den Druck auf Lisa weiter erhöht.

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Das Paris in Die dritte Dimension ist kein romantisches Postkartenmotiv, sondern eine graue, schäbige Kulisse, eingefangen in strenger Schwarz-Weiß-Fotografie. Kameramann Henri Alekan nutzt die Stadt als Symbol für die seelische Enge, in der sich die Figuren bewegen. Die klaustrophobische Atmosphäre verstärkt den Druck, unter dem Lisa immer weiter zusammenbricht.
Paris als düstere Bühne
Der Film punktet mit einer dichten Atmosphäre, einer starken Hauptdarstellerin und einigen clever inszenierten Spannungsmomenten. Die Andeutungen von Gewalt oder Enthüllungen, die immer wieder im Nichts verlaufen, erzeugen eine unterschwellige Spannung, die sich erst spät entlädt. Doch das Drehbuch verschenkt viel Potenzial. Die Handlung plätschert phasenweise dahin, ohne den psychologischen Druck wirklich spürbar zu machen. Zudem fehlen einige Wendungen, die den Thriller noch unvorhersehbarer gemacht hätten.
Die dritte Dimension ist ein spannendes, wenn auch nicht durchweg fesselndes Werk. Die starke Besetzung, allen voran Sophia Loren und Anthony Perkins, verleiht dem Film Tiefe. Dennoch bleibt der Thriller hinter seinen Möglichkeiten zurück, da er zu oft die Spannung nur andeutet, anstatt sie konsequent auszuspielen.
Hinweis: Seit dem 30. Januar 2025 gibt es Die dritte Dimension bei PLAION PICTURES* als Blu-ray.


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