Der dritte Mann (1949) | Filmkritik

Der dritte Mann

Kaum ein Film fängt die düstere Atmosphäre der Nachkriegszeit so eindringlich ein wie Carol Reeds preisgekrönter Klassiker Der dritte Mann.

Ein Freund, ein Verrat, eine Stadt in Trümmern

Mit einer packenden Geschichte, einer ikonischen Filmmusik und dem zerstörten Wien als beeindruckender Kulisse, setzt dieser Film Maßstäbe für das Genre des Film Noir. Der Zithersound von Anton Karas hallt bis heute in den Ohren nach, während die Schatten und Ruinen Wiens die Leinwand beherrschen.

Wien, 1948: Der amerikanische Schriftsteller Holly Martins (Joseph Cotten) reist in die besetzte Stadt, um seinen alten Freund Harry Lime (Orson Welles) zu treffen. Doch seine Ankunft ist ein Schock – Lime wird gerade zu Grabe getragen.

Das Geheimnis im Schatten Wiens

Schnell erfährt Martins, dass Lime ein skrupelloser Schwarzhändler gewesen sein soll, dessen Machenschaften zahllose Leben gekostet haben. Doch Holly kann das Bild seines Freundes nicht mit diesen Vorwürfen in Einklang bringen und beginnt, auf eigene Faust nach der Wahrheit zu suchen. Mit Unterstützung von Limes Geliebter Anna (Alida Valli) taucht er in ein gefährliches Netz aus Verrat, Korruption und Mord ein.

Die Nachforschungen bringen Holly immer wieder an die Grenze der Moral. Ist Harry Lime wirklich der Teufel, für den ihn alle halten? Oder gibt es doch einen unsichtbaren Strippenzieher – den ominösen dritten Mann? Die Wahrheit liegt verborgen in den dunklen Gassen und dem labyrinthischen Kanalisationsnetz Wiens.

© ARTHAUS / STUDIOCANAL

Was Der dritte Mann zu einem Meisterwerk macht, ist nicht nur die packende Geschichte, sondern die außergewöhnliche Inszenierung.

Eine Stadt als Hauptfigur

Wien, gezeichnet von den Wunden des Zweiten Weltkriegs und geteilt von den vier alliierten Mächten, wird hier zur eigentlichen Hauptfigur. Kameramann Robert Krasker fängt die Stadt in kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bildern ein, die zwischen bedrückenden Ruinen, mysteriösen Gassen und der düsteren Kanalisation hin und her wechseln.

Besonders das Finale in den Wiener Abwässern ist ein unvergessliches Beispiel für Spannung und filmische Perfektion.

© ARTHAUS / STUDIOCANAL

Das Schauspielensemble ist ein weiterer Trumpf dieses Klassikers. Joseph Cotten überzeugt als naiver, aber entschlossener Holly Martins, der in einer moralisch zerstörten Welt nach Orientierung sucht.

Ein brillantes Ensemble

Alida Valli verleiht Anna, der Geliebten von Lime, eine melancholische Tiefe, die sie zu einer der einprägsamsten Figuren macht. Und dann ist da natürlich Orson Welles: Als Harry Lime bringt er eine Mischung aus Charisma, Bedrohung und moralischer Ambivalenz in den Film, die ihn zu einer der denkwürdigsten Figuren der Filmgeschichte macht.

Das Drehbuch von Graham Greene ist ein weiteres Highlight von Der dritte Mann. Mit viel Fingerspitzengefühl für die Zwischentöne und einer komplexen Geschichte über Täuschung, Schuld und Verrat spiegelt der Film die politischen und gesellschaftlichen Umstände der Nachkriegszeit wider. Carol Reed inszeniert diese Erzählung mit einem Gespür für Spannung, das sich bis heute kaum übertreffen lässt.

© ARTHAUS / STUDIOCANAL

Die ikonische Musik von Anton Karas rundet das Erlebnis ab. Sein weltberühmtes Zither-Thema ist sowohl melancholisch als auch unheilvoll und gibt dem Film eine ganz eigene Klangfarbe, die sich tief ins Gedächtnis einprägt.

Ein Meisterwerk, das die Zeit überdauert

Der dritte Mann ist nicht nur ein Film, sondern ein cineastisches Erlebnis, das alle Sinne anspricht. Von der düsteren Ästhetik bis zur psychologischen Tiefe der Figuren – Carol Reeds Werk ist ein Film Noir in Perfektion. Die eindringlichen Bilder, die brillante Musik und die packende Handlung machen ihn zu einem Meilenstein der Filmgeschichte.

Ein zeitloser Klassiker, der bis heute nichts von seiner Wirkung verloren hat. Wer Spannung, moralische Ambivalenz und filmische Eleganz liebt, darf diesen Film nicht verpassen.

Hinweis: Sei dem 7. November 2024 ist das Meisterwerk Der dritte Mann als 75th Anniversary Edition (4K Ultra HD)* erhältlich.

Bewertung

Der dritte Mann – 75th Anniversary Edition (4K-UHD+Blu-ray) | Unboxing

Trailer

Informationen

Der dritte Mann | 6. Januar 1950 (Westdeutschland) 8.1

Bildrechte: PLAION PICTURES

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