Das Rätsel (2019) | Filmkritik

Das Rätsel

In unserer heutigen Zeit ist es schwer einem Spoiler zu entkommen, wenn man nicht gerade direkt am ersten Tag ins Kino geht oder das Buch durchliest. Noch komplizierter wird es, wenn ein Werk zunächst in der Originalsprache erscheint und man gezwungenermaßen auf die Übersetzung warten muss.

Die französische Antwort auf Mord im Orient-Express

Um dies zu vermeiden, werden große Titel oftmals vorab für alle relevanten Märkte übersetzt und synchronisiert. Doch umso mehr Menschen involviert sind, umso schneller können Geheimnisse und Wendungen noch vor der Veröffentlichung ihren Weg zum neugierigen Publikum finden. Der französische Thriller Das Rätsel beschäftigt sich mit genau diesem Thema und lässt den Zuschauer nach einem Maulwurf suchen.

© Nameless Media

In der Welt der Literatur ist Oscar Brach ein gefeierter Schriftsteller. Und seine Bestseller-Trilogie Dedalus steht kurz vor dem Abschluss. Aber niemand weiß, wer das Genie hinter der Reihe ist. Oscar Brach ist lediglich ein Pseudonym, da der Autor anonym bleiben möchte und seine Identität vor der Öffentlichkeit verbirgt.

Wer steckt hinter der Veröffentlichung?

Lediglich Eric Angstrom, der Verleger der drei Romane, hat eine Verbindung zu dem unbekannten Meister der Worte. Dieser stellt eine Gruppe von neun talentierten Übersetzern aus neun verschiedenen Ländern der Welt zusammen, die die 480 Seiten des dritten Bandes innerhalb eines Monats übersetzen sollen und dabei völlig isoliert von der Außenwelt arbeiten. Nicht ein Wort und vor allem nicht das große Finale sollen frühzeitig an die Außenwelt gelangen.

Sie arbeiten in einem Bunker unter einem französischen Schloss und werden von bewaffneten russischen Wachen überwacht, um ein mögliches Durchsickern des Manuskripts an die Öffentlichkeit zu verhindern. Als Angstrom eine SMS auf seinem Handy erhält, die ihn darüber informiert, dass die ersten 10 Seiten bereits ins Internet gelangt sind, zwingt er die Gruppe zu einer Abriegelung, um den Schuldigen zu finden.

Der vermeintliche Traumjob der Brach-Fans entwickelt sich zu einem tödlichen Alptraum als immer mehr Seiten publiziert werden.

© Nameless Media

Whodunits, wie zum Beispiel Knives Out – Mord ist Familiensache und das Remake Mord im Orient-Express erfreuen sich in den letzten Jahren wieder einer wachsenden Beliebtheit. Und auch der Thriller Das Rätsel aus dem Jahr 2019 lässt die Zuschauer zunächst im Dunklen tappen bevor er am Ende nach und nach seine Geheimnisse preisgibt.

Der Mann, der nicht sterben wollte

Dabei verzichtet Regisseur Régis Roinsard (Mademoiselle Populaire) auf einen gewitzten Detektiv, der sich dem Fall annimmt. Eingesperrt in einem Bunker müssen die Übersetzer sowie Verleger Eric Angstrom herausfinden, wer der Maulwurf in der Truppe ist. Und schnell liegen die Nerven bei allen Beteiligten blank. Schließlich kauft niemand mehr ein Buch, dessen Ende bereits im Internet vollends enthüllt wurde.

Doch obwohl das kammerspielartige Setting zum Rätseln einlädt, will der Kinofilm nicht wirklich allzu viel Spannung aufbauen. Zum letzten Drittel hin wird ein Feuerwerk an Twists und Hintergrund abgefeuert, das nicht wirklich zünden will. In Anlehnung an die Klassiker von Agatha Christie will Das Rätsel zu viel, scheitert aber bereits an einem schwachen Drehbuch.

© Nameless Media


Dabei kann sich die internationale Besetzung des Films wirklich sehen lassen: Lambert Wilson, bekannt als Merowinger aus den Matrix-Filmen übernimmt die Rolle des eiskalten Verlegers, der Brite Alex Lawther (The End of the F***ing World) gibt den charismatischen Übersetzer aus England und Bond-Girl Olga Kurylenko will das Buch für den russischen Markt übersetzen.

Der Mann, der nicht sterben wollte

Wirklich viel Hintergrund gibt es aber leider nur zu wenigen Figuren. Die Dänin Sidse Babett Knudsen (Westworld), der Grieche Manolis Mavromatakis, die Deutsche Anna Maria Sturm (Good Times) und der Italiener Riccardo Scamarcio kommen leider im Vergleich ein wenig zu kurz.

Die vielen Deus ex machina-Momente zum Ende des Films sorgen mehr für Verwirrung als für eine gelungene Auflösung. Für Krimifans, die gerne rätseln, ist Das Rätsel ein netter Ausflug. Und auch die Würdigung der Übersetzer und ihrer Arbeit ist wirklich erwähnenswert.

Insgesamt entwickelt sich Das Rätsel aber nach gelungenem Beginn zu einem eher verworrenen Vertreter der Whodunits.

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>


Bildrechte: Nameless Media

Ähnliche Beiträge

Repo Men (2010) | Filmkritik

Monolith (2016) | Filmkritik

Good Boy (2022) | Filmkritik