Tentatio – Erste Sünde

Tentatio – Erste Sünde (2023) | Filmkritik

Ein sinnliches Drama ohne Nachhall

von Markus Grunwald

Mit Tentatio – Erste Sünde präsentiert Regisseur Andrea Baroni eine Coming-of-Age-Geschichte, die sich zwischen religiösem Fanatismus, erwachender Sexualität und familiärem Druck bewegt.

Zwischen Heiligkeit und Begierde

Die Grundidee ist vielversprechend, das Ergebnis bleibt jedoch trotz starker Bilder und überzeugender Schauspieler blass.

Tentatio - Erste Sünde Kritik

© Busch Media Group


Im Zentrum stehen die Schwestern Sara, Ester und Miriam, deren Leben von religiösen Dogmen bestimmt wird.

Zwischen Schuld und Verlangen

Der Vater regiert mit eiserner Hand, die Großmutter wacht wie ein Schatten über allem. Als ein junger Mann namens Primo in ihr Leben tritt, brechen unterdrückte Gefühle hervor. Der Film zeigt, wie Neugier, Lust und Schuld miteinander ringen – doch anstatt diese emotionale Spannung konsequent auszubauen, verliert sich Tentatio – Erste Sünde in Symbolik und langen, stillen Einstellungen.

Tentatio - Erste Sünde Kritik

© Busch Media Group

Die Kameraarbeit von Niccolò Palumbo ist das deutlichste Plus des Films: lichtdurchflutete, oft malerische Einstellungen verleihen dem kargen Leben auf der Farm eine traumhafte Qualität.

Visuell stark, erzählerisch schwach

Dennoch bleibt die Dramaturgie flach. Statt die zentralen Konflikte konsequent zu vertiefen, plätschert die Handlung und liefert zu wenige echte Einsichten.

Schauspielerische Leistung

Grace Ambrose und Francesca Carrain als Schwestern Sara und Ester leisten solide Arbeit. Ihre Figuren wirken glaubwürdig in Momenten der Unsicherheit und Rebellion. Doch das Drehbuch bietet ihnen zu wenig Material, um echte emotionale Entwicklung zu zeigen — Resultat: gute Einzelleistungen, wenig nachhaltige Wirkung.

Der Film berührt wichtige Themen wie patriarchale Kontrolle, religiöse Enge und sexuelle Selbstfindung. Leider bleiben diese Themen oft nur angedeutet. Figuren wie der Vater, die Großmutter oder der fremde junge Mann werden nur skizzenhaft eingeführt, sodass viele Motivationsebenen und Hintergründe unklar bleiben. Dadurch wirkt das Werk inhaltlich oberflächlich, obwohl es die richtigen Fragen stellt.

Tentatio - Erste Sünde Kritik

© Busch Media Group


Tentatio – Erste Sünde ist ein Film der Andeutungen: visuell verführerisch, thematisch relevant, erzählerisch unentschlossen. Die leuchtenden Bilder, die ruhige Inszenierung und die überzeugenden Darstellerinnen retten das Werk vor dem völligen Absturz. Doch am Ende überwiegt das Gefühl, dass hier ein mutiger Film entstehen wollte – und ein schöner, aber leerer Versuch geblieben ist.

Schön anzusehen, aber wenig befriedigend

Für Liebhaber europäischer Arthouse-Ästhetik bietet der Film genug Reiz, um anzuhalten und zu reflektieren. Für jene, die emotionalen Tiefgang oder erzählerische Klarheit suchen, bleibt er jedoch zu spröde. Tentatio – Erste Sünde will verführen – doch seine Versuchung bleibt ein Versprechen, das unerfüllt verhallt.

Bewertung

Bewertung_5

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Bildrechte: Busch Media Group

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