Ghostland (2018) | Filmkritik

Ghostland

Der Horrorfilm Ghostland des französischen Regisseurs Pascal Laugier (Martyrs) erlangte vor allem durch die Klage der Darstellerin Taylor Hickson mediale Aufmerksamkeit, welche nach einem Set-Unfall mit zahlreichen Stichen im Gesicht genäht werden musste und bleibende Narben davontrug. Immer wieder musste sie ihre Faust gegen eine Glasscheibe schlagen bis diese schließlich zerbrach und die Darstellerin sich im Gesicht an den Scherben schnitt.

Doch wie lohnenswert war dieser blutige Körpereinsatz für das filmische Resultat? Behält Hickson eine Narbe im Gesicht, die ihren Preis wert war oder wurde ihrer Karriere ein folgenschwerer Schaden zugefügt?

Die alleinerziehende Mutter Pauline (Mylène Farmer) bezieht mit ihren Töchtern Beth (Crystal Reed) und Vera (Anastasia Phillips) ein abgelegenes Haus, welches sie nach dem Tod der Tante geerbt haben.

Vollgestopft mit Puppen, zahlreichen Kuriositäten und versteckten Geheimnissen empfängt das Anwesen seine neuen Bewohner. Doch noch bevor die Aufräumungsarbeiten beginnen, wird die kleine Familie Opfer eines brutalen Überfalls. In der ersten Nacht verschaffen sich zwei Männer Zutritt zu dem Haus. In den Medien ist dieses Duo dafür bekannt, dass sie zunächst die Eltern ermorden und anschließend mit den Kindern zusammenleben und diese barbarisch misshandeln.

Aber Pauline und ihre Kinder denken keinesfalls daran kampflos dieses Schicksal zu erdulden! Es scheint, dass sie dem Horror der Einbrecher entkommen können.

Doch das Trauma dieser Nacht sitzt tief und prägt die Schwestern bis ins Erwachsenenalter. Beth hat ihre persönliche Bewältigungsstrategie im Schreiben gefunden und ist erfolgreiche Autorin von Horrorliteratur. Vera hingegen lebt noch immer mit ihrer Mutter in dem alten Haus, leidet unter paranoiden Wahnvorstellungen und verliert zunehmend den Verstand.

16 Jahre nach dem Vorfall kehrt Beth an den Ort des Geschehens zurück – was sich als schrecklicher Fehler erweist, denn die Einbrecher aus der Vergangenheit haben nie aufgehört mit ihrer Jagd!

Es ist kompliziert die Handlung von Ghostland zusammenzufassen und zu erklären ohne dem Zuschauer das Sehvergnügen zu rauben. Pascal Laugier hat einen komplexen Horrorfilm voller Wendungen und falschen Fährten kreiert, der sein Publikum bewusst immer wieder abseits des Weges den roten Faden suchen lässt. Allzu gerne vermischen sich Traum und Realität, wobei die Handlung auf verschiedenen Ebenen verläuft.

Diese verworrene Erzählstruktur ist der stärkste Pluspunkt des Films und dank dieses Stilmittels setzt sich Ghostland gegenüber klassischen Horrorstreifen etwas ab. Sobald man jedoch das Konzept durchschaut und verstanden hat, nehmen das Miträtseln und der Überraschungseffekt deutlich ab. Der Rest bleibt dann leider nur noch das bekannte Malen-nach-Zahlen des Genres.

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Anstatt auf vermehrte Jump Scares fokussiert sich das Horrorwerk zudem auf physische und psychische Schmerzen. Eingekleidet in ein Puppenkostüm, wartend auf die Misshandlung des Einbrechers oder umgebogene Finger sind die schmerzlichen Szenen, mit denen Ghostland sein Publikum zu foltern weiß. Schwache Nerven sind hier definitiv fehl am Platz.

Schauspielerisch stehen die beiden Schwestern Beth (Crystal Reed und Emilia Jones) und Vera (Anastasia Phillips und Taylor Hickson), in zwei Zeitzonen, konsequent im Fokus der Geschichte. Das Schauspiel weiß zu überzeugen und verkommt keinesfalls zu plumpem Schreien und Wegrennen.

Die beiden Täter, dargestellt von Rob Archer und Kevin Power, erhalten leider keinerlei Erklärung oder Tiefe. Sie dienen lediglich als Verkörperung des puren Bösen und Folterer der Familie. Auch wenn die Darstellung problemlos nach diesem Schema funktioniert, hätte etwas mehr Komplexität an dieser Stelle sicherlich nicht geschadet.

Mit interessanten Einfällen und durchaus unvorhersehbaren Momenten überzeugt das Werk vor allem in seiner ersten Hälfte. Anschließend entwickelt sich der Film dann leider doch zu dem Genre-bekannten Einheitsbrei, der aus den gleiche Zutaten wie viele andere Horror-Filme gekocht wurde. Ob die Verletzung von Taylor Hickson für einen zeitlosen Klassiker in Kauf genommen wurde? Definitiv nein. Dafür verliert Ghostland leider zu schnell seine filmische Innovation.

Am 10. August 2018 wurde der Film als 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook (Blu-ray + DVD) und als ebenfalls limitiertes Blu-ray SteelBook veröffentlicht sowie als Single-Blu-ray und -DVD.

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