Juni 2012, Oxnard in Kalifornien: Die beiden Freunde Jesse (Andrew Jacobs) und Hector (Jorge Diaz) haben ihren Collegeabschluss endlich in der Tasche und genießen das sorgenfreie Leben. Sie albern herum und filmen sich bei ihren Aktionen immer wieder mit ihrer Kamera.
Doch in der Wohnung unter ihnen, die von einer alten Dame bewohnt wird, bemerken die beiden eigenartige Rituale. Immer wieder kommen dämonische Schreie aus den vier Wänden der vermeintlichen bruja. Als Jesse und Hector eines Nachts abermals bedenkenlos herumalbern, werden sie Zeuge davon wie die alte Dame aus der Nachbarschaft brutal ermordet wird.
Jesse ist neugierig und schleicht sich, nachdem die Polizei den Tatort abgeriegelt hat, in die nun leerstehende Wohnung. Zu seiner Überraschung findet er nicht nur seltsame, alte Videokassetten und okkulte Gegenstände, sondern auch ein Foto von sich selbst.
Als der Teenager am nächsten Morgen, nach einer von schrecklichen Alpträumen beherrschten Nacht, aufwacht, entdeckt er eine mysteriöse Bisswunde an seinem rechten Arm. Er kann sich nicht erinnern was passiert ist.
Schnell wird ihm anschließend aber klar, dass etwas übernatürliches mit ihm in der Wohnung geschehen sein muss. Zusammen mit seinem Freund Hector will er der Sache auf den Grund gehen. Doch umso tiefer sie graben, umso mehr Angst und Schrecken wird entfesselt. Es beginnt ein fürchterlicher Kampf um Jesses Seele.
Mittlerweile vier Ableger der erfolgreichen Paranormal Activity-Reihe konnten Zuschauer weltweit in Angst und Schrecken versetzen. Für 2014 ist bereits Paranormal Activity 5 angekündigt. Doch mit Paranormal Activity: Die Gezeichneten ist nun erst einmal ein Spin-Off erschienen, dass sich etwas abseits der Horrorreihe bewegt und mit frischen Ideen überzeugen will.
Unter der Regie von Christopher B. Landon, der Bekanntheit erlangte für sein Drehbuch zu Disturbia (2007), entführt Paranormal Activity: Die Gezeichneten das Publikum nun in die lateinamerikanische Gemeinde von Oxnard, Kalifornien.
Dabei bedient sich Christopher B. Landon, der auch das Drehbuch zum Film verfasste, an einem Stilmittel, welches besonders im Horrorgenre zurzeit sehr beliebt scheint: Found-Footage. Seit Blair Witch Project im Jahr 1998 dem Publikum das Fürchten lehrte, kopierten zahlreiche Werke diesen Stil. Bekannte Vertreten neben der Paranormal Activity-Reihe sind unter anderem REC 1-2, The Last Exorcism oder The Troll Hunter.
In Paranormal Activity: Die Gezeichneten beobachten wir die Protagonisten wie sie bedenkenlos herumalbern und sich selbst dabei immer wieder filmen. Schnell baut man durch die wackeligen Handkameraufnahmen Nähe und Sympathie zu der kleinen Gruppe auf. Dabei kommt wie jedoch bei jedem Film dieser Machart irgendwann die Frage auf „Wie lange will der Charakter die Kamera denn noch festhalten anstatt einfach wegzurennen?“. Diese Logiklücke, oder diesen unglaublichen Mut des Protagonisten, kann man natürlich nicht bemängeln, denn der Zuschauer will ja auch einen Film präsentiert bekommen.
Soweit so gut startet der Film grundsolide und auch das Geheimnis um die ältere Bewohnerin der Wohngemeinschaft sorgt für eine deftige Portion Spannung. An dem Punkt, an welchem der eigentliche Nervenkitzel jedoch beginnen sollte, nimmt Paranormal Activity: Die Gezeichneten eine eigenwillige Wende. Das Horrorgenre wird auf Eis gelegt und Protagonist Jesse spielt erst einmal mit seinen neu erworbenen „Superkräften“ herum.
Kurzzeitig erinnert das Werk in diesen Momenten an den Science-Fiction-Film Chronicle – Wozu bist du fähig?. Ebenso irritierend ist manchmal auch die Tatsache, dass sogar der Humor nicht zu kurz kommt und die Figuren mit Hilfe eines Kinderspielzeugs Kontakt zu einem Dämon aufnehmen. Etwas frischer Wind weht also eindeutig in Paranormal Activity: Die Gezeichneten, ob er nun passend zum Horror-Genre ist bleibt dagegen diskussionswürdig.
Wenn sich der Film anschließend wieder fängt und die erwartete Richtung einschlägt, geht es auch direkt Schlag auf Schlag. Ohne weitere Erklärungen stoßen die Jugendlichen auf einen mysteriösen Hexenbund und mit einer etwas klischeehaften Aktion stürmen sie den Bund und wollen den brujas den Gar ausmachen.
Für einen Film diesen Genres besitzt Paranormal Activity: Die Gezeichneten recht wenige Schockmomente und nutzt sein Potenzial an vielen Stellen leider nicht vollends aus. Erst gegen Ende findet der Film zu seiner aufgebauten Spannung zurück und kann für Fingernagelabdrücke in den Kinosesseln sorgen. Das Finale ist dann jedoch ein zweischneidiges Schwert. Während Anhänger der Reihe mit Sicherheit ihre Freude daran haben werden, sitzt der neutrale Kinogänger doch etwas verwirrt in seinem Sitz, während langsam die Credits einblenden. An dieser Stelle wollen wir euch aber natürlich nicht zu viel verraten!
Bei den Schauspielern setzt man auf neue Gesichter. Namen wie Andrew Jacobs, Richard Cabral, Carlos Pratts oder Gabrielle Walsh hat man im Vorfeld sicherlich noch nie gehört, aber für den Film funktionieren sie problemlos. Man hält sich nicht mit bekannten Schauspielern auf sondern kann ohne Hindernisse das Treiben der Figuren beobachten.
Auch wenn Paranormal Activity: Die Gezeichneten nicht der x-te Ableger der Reihe ist, sondern im Deckmantel eines Spin-Offs einen Neuanfang darstellen will, erfindet der Film das Rad keineswegs neu. Die Basis für einen netten Horrorabend ist sicherlich vorhanden, doch immer wieder wird der Zuschauer mit bekanntem Einheitsbrei gefoltert.
Regie: Christopher B. Landon
Drehbuch: Christopher B. Landon
Musik: Trevor Morris
Darsteller: Andrew Jacobs, Richard Cabral, Carlos Pratts, Gabrielle Walsh
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Bildrechte: Paramount Pictures