Die Regeln sind eindeutig: 1. Spiele niemals allein, 2. spiele niemals auf einem Friedhof und 3. verabschiede dich immer.
Wer diese Regeln treu befolgt, braucht sich vor grimmigen Geistern nicht zu fürchten. Doch was wäre ein Horrorfilm ohne die Dummheit seiner Protagonisten? So wird in Ouija – Ursprung des Bösen natürlich alles erdenkliche falsch gemacht, damit die Geisterwelt ordentlich spuken kann. Und wer hält sich denn schon an die beigefügte Gebrauchsanweisung?
Wir schreiben das Jahr 1965. Die Alleinerziehende Alice Zander (Elizabeth Reaser) betreibt mit ihren beiden Töchtern einen kleinen Familienbetrieb. Während sie für reiche Witwen und Witwer Seancen bei Kerzenschein abhält, sorgen die Töchter Paulina (Analise Basso) und Doris (Lulu Wilson) für die nötigen Effekte. Zwar sind die Gespräche mit verstorbenen Angehörigen nur fauler Zauber, doch Alice glaubt Gutes zu tun.
Eines Tages erwischt sie die älteste Tochter beim Ouija-Spielen auf einer Party und ihr kommt eine rettende Geschäftsidee. Warum nicht auch solch eine Requisite in die Show einbauen? So lässt sich bestimmt mehr Kundschaft gewinnen. Sofort wird das Brett auch schon für die familiäre Geisterstunde zweckentfremdet und das mit verheerenden Folgen. Ausgerechnet die jüngste Tochter wird von einem Geist besessen. Die untote Seele verwandelt die unschuldige Doris in ein unartiges Gruselmädchen. Sie hat fortan eine unsichtbare Freundin, schreibt Briefe in ihr unbekannten Sprachen und treibt Mutter und Schwester unnachgiebig in den Wahnsinn.
Hilfe sucht die geplagte Familie in dem geistlichen Vater Tom (Henry Thomas), der dem nächtlichen Spuk auf den Grund gehen will und dabei riskiert, schneller seinem Schöpfer gegenüber zu stehen, als ihm lieb ist.
So wird der Haushalt der Familie Zander buchstäblich auf den Kopf gestellt, wenn unerklärliche Dinge ihre Runde machen. Immerhin kann Doris fortan das Ouija-Brett betätigen, ohne das Spiel zu berühren. Ob der Familie noch zu helfen ist oder selbst geistlicher Beistand zu spät kommt, wird in 99 Minuten geklärt.
Deutlich besser und um einiges gruseliger zeigt sich die Fortsetzung zum 2014 erschienenen Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel. Statt auf gewohnte Teenie-Horror-Elemente zu setzen, konzentriert sich Regisseur Mike Flanagan (Before I Wake) auf die wirksameren Gruselklischees.
Man nehme ein unheimliches Haus mit verborgenen Räumen und einer grausamen Geschichte und füge noch einen Priester dazu. Eine alleinerziehnde Mutter, der alles zu viel wird, eine pubertäre, trotzige Tochter und das kleine, unschuldige Schwesterlein. Das alles ergibt ein gruseliges aber auch leicht zu durchschauendes Schauermärchen, dass immer auf Nummer sicher geht und selten etwas riskiert. Deshalb ist der Film ein gut gemeintes, durchschnittliches Gruselstück mit gelegentlichen Schreckmomenten und grundsoliden Darstellern.
Besonders Lulu Wilson kann in ihrer Rolle als besessenes Mädchen überzeugen und vermag durch ihren intensiven Blick äußerstes Unbehagen zu erzeugen. Der Rest des Casts geht ohne Höhen und Tiefen am kollektiven Langzeitgedächtnis vorbei. Ob es einen dritten Teil um das modrige Spielbrett gibt, bleib indes abzuwarten. Ein paar schaurige Effekte oder unheimliche Geistererscheinungen hätten deutlich zum Gesamteindruck beigetragen. Wen das nicht stört und wer zu Halloween noch ein gutes Filmthema braucht, kann trotzdem mal reinschauen.
Aber bitte nicht vergessen: Verabschiedet euch am Ende! Sonst gibt es Tote.
Regie: Mike Flanagan
Drehbuch: Mike Flanagan, Jeff Howard
Musik: The Newton Brothers
Darsteller: Elizabeth Reaser, Annalise Basso, Lulu Wilson, Parker Mack, Doug Jones, Henry Thomas, Lin Shaye
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Bildrechte: Blumhouse Productions/Universal Pictures