Titanium – Strafplanet XT-59 (2014) | Filmkritik

Science-Fiction aus Russland ist dank brillanter russischer Autoren, wie Isaac Asimov und Sergei Snegow, ein Garant für gute Unterhaltung und eine gehörige Portion Utopie! Auch in der Filmbranche hat sich Mütterchen Russland nach den Adaptionen von Lukjanenkows Wächter der Nacht einen Namen gemacht. Mit Titanium – Strafplanet XT-59 kommt nun ein russischer Streifen ins Heimkino, der zeigen soll, dass CGI und Science Fiction nicht immer nur aus Hollywood kommen müssen.

Mit dem britischen Schauspieler Vinnie Jones in einer größeren Nebenrolle, verschlägt es den Zuschauer auf den unwirtlichen Planeten XT-59. In einer Megacity leben die Menschen in einem totalitären System, dass keine Abweichungen und Individualisten duldet. So gerät die junge Kristi (Anna Chipovskaya) in die unvermeidlichen Mühlen des Justizsystems und wird mit einer Handvoll Sträflingen in der unwirtlichen Ödnis des Planeten zum Sterben ausgesetzt. Nur der smarte Ervin (Evgeniy Mironov) zeigt Initiative und nimmt die junge Dame unter seine Fittiche.

Auch der Sträfling Yust (Vinnie Jones) strebt nach der Anführerschaft über die Delinquenten und scharrt seine Leute um sich, denen er das Überleben in einer rauen Welt verspricht. So versuchen Kristi und Ervin allein ihr Glück, während Yust den Rest der namen- und gesichtslosen Verurteilten zur vermeintlichen Rettung führen will.

Doch wer hat tatsächlich den Mut, sich dem drohenden Tod in den Sümpfen zu stellen? Ein mehrfach verurteilter Mörder oder der ehemalige Berater des Präsidenten?

Und während die Überlebenden mit ein paar einfachen Waffen und etwas Proviant zum Sterben in die Außenwelt entsendet werden, warten auch noch Attentäter und Soldaten der Regierung darauf, den abtrünnigen Ervin zu töten, sollten es nicht schon die Monster in den Sümpfen erledigen.

Im Prinzip ist das bereits die ganze Geschichte. Während ein Statist nach dem anderen ein Opfer der Sumpfmonster wird, die als CGI Ranke aus dem Boden wachsen, als schwarze Rauchwolke das Gesicht wegfressen oder als weißer Schimmelpilz den kompletten Körper einspinnen, versuchen sich auch die Häftlinge gegenseitig das Leben schwer zu machen. Denn zu allem Überfluss wird demjenigen die Freiheit garantiert, der es schafft den smarten Ervin um die Ecke zu bringen.

Vom Leben in der großen Stadt, dem bedingungslosen Cyberregime und den Machenschaften hinter den Mauern bekommt der Zuschauer leider nichts mit. Statt echter Scifi-Kost mit Tiefgang wird es ein blau-grauer, kalter Trip in die CGI Hölle mit Monstern ohne feste Form und Gestalt. Zwar sind Optik und Effekte des Films tatsächlich überzeugend, aber schauspielerisch gibt es nur hölzerne und holprige Dialoge, die zudem auch noch äußerst lustlos von den deutschen Sprechern vorgetragen werden. So wirkt Titanium nicht wegen der Monster wie ein Höllentrip, sondern wegen der äußerst zähen Handlung und seiner seltsamen Erzählweise.

Und auch die Darsteller scheinen nicht so recht zu wissen, was Regisseur Dimitry Grachev eigentlich von ihnen will. Zwar ist die kühle Optik recht stimmig umgesetzt und die Effekte sehen sehr gut aus, doch ertappt sich der Zuschauer schnell beim verstohlenen Blick auf die Uhr. Nach 84 Minuten rollen dann endlich die kyrillischen Credits über den Bildschirm und die Tortur ist auch für den Zuschauer beendet.

Wirklich schade, dass Vychislitel, wie der Film im Original heißt, so viele Chancen verspielt hat, eine kleine Hoffnung für das sonst aussterbende Science-Fiction-Kino dieser Art zu werden. Ein paar Sträflinge, die im All ums Überleben kämpfen, kann man sich dann doch lieber mit Riddick- Chroniken eines Kriegers ansehen oder man bekommt bei The Condemned – Die Todeskandidaten wenigstens noch gute Sprüche zu hören.

Wer also einen russischen Weltraumthriller im Stil von Matrix erhofft hat, ist entweder auf das hübsch gemachte Filmcover reingefallen oder ein unverbesserlicher Optimist.

Zu wenig geht man auf den Hintergrund des Präsidentenberaters Ervin ein. Woher weiß er beispielsweise, wie man hier draußen überlebt? Wie funktioniert die K.I., die dem Militär die Befehle gibt? Warum will man das System eigentlich stürzen, wenn doch alle davon überzeugt sind? Wie ergeht es den Bürgern der Stadt in der Zwischenzeit? All diese Fragen bleiben vollkommen unbeantwortet. Und ich persönlich hoffe nicht, dass man noch eine Fortsetzung davon machen will. Dann möchte ich doch lieber einen weiteren Film der Wächter des Zwielichtes sehen.

Regie: Dmitriy Grachev
Drehbuch: Dmitriy Grachev, Aleksandr Gromov, Andrey Kutuza
Musik: Aleksey Aygi
Darsteller: Vladas Bagdonas, Sergey Chikhachyov, Anna Chipovskaya, Vinnie Jones, Aleksey Kolubkov, Kirill Kozakov

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