Johnny Depp ist für seine exzentrischen Figuren weltbekannt. Egal ob als betrunkener Pirat Captain Jack Sparrow, verrückter Hutmacher oder schlitzender Barbier Sweeney Todd, immer wieder schlüpft der US-amerikanische Schauspieler in Rollen, die dem Zuschauer noch lange nach dem Kinobesuch im Kopf bleiben.
In den letzten Jahren hat Depp jedoch einige Fehlgriffe in Kauf nehmen müssen und der letzte erinnerungswürdige Filme mit ihm scheint ein paar Jahre zurück zu liegen. The Rum Diary (2011), Dark Shadows (2012), Lone Ranger (2013) und Transcendence (2014) sind solide Werke, die jedoch lediglich mit Kurzweil daherkommen.
Regisseur David Koepp, der die Drehbücher zu Blockbustern wie Jurassic Park und Mission: Impossible verfasste, scheint nun jedoch eine neue bizarre Figur für Depp kreiert zu haben: Mortdecai. Einen Schnurrbart tragenden Teilzeitgauner, der mit britischem Akzent auf Bildersuche geht. Bereits 2004 arbeiteten Regisseur und Hauptdarsteller zusammen an dem Thriller Das geheime Fenster. Die neueste Zusammenarbeit ist jedoch weitaus heller, humorvoller und abgedrehter.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist das Leben des titelgebenden Lord Charlie Mortdecai. Neben einer bildhübschen Frau (Gwyneth Paltrow), einem prächtigen Anwesen und einem Leben inmitten von Kunstobjekten hat Mortdecai vor allem eines: jede Menge Schulden! Und um die acht Millionen Pfund zurückzuzahlen bleibt dem Lebemann auch nur noch eine mickrige Woche.
Da bietet sich das Verschwinden eines Goya-Gemäldes geradezu an, welches unter mysteriösen Umständen von der Bildfläche verschwindet. Zusammen mit seinem treuen Diener Jock (Paul Bettany) bricht Mortdecai zu einem abenteuerliches Trip auf, der von London über Moskau bis nach Los Angeles führt. Kann Mortdecai das Gemälde wiederfinden und sein Leben in Saus und Braus weiterführen?
Bereits nach wenigen Minuten des Films wird klar, dass Johnny Depp seine nächste extravagante Rolle verkörpert. Als schnurrbärtiger Gauner mit starken britischen Akzent stolpert Depp durch eine schwarzhumorige Kriminalkomödie, die man zu keinem Zeitpunkt allzu ernst nehmen sollte. Viel zu eigenwillig und skurril ist der Humor des Films, welcher bei Gefallen zahlreiche amüsante Momente parat hält. Wer mit der turbulenten und abgedrehten Art des Films nicht zurecht kommt, wird in den 106 Minuten keinen Spaß finden.
Schnurrbart-Küsse mit Würgereiz, Slapstick-Verletzungen und trockene Onliner sind das Kernstück des Films und wenn Mortdecai in einem amerikanischen Hotel ohne jeglichen Grund in einen Kaktus fasst, muss man den verschrobenen Helden einfach mögen oder auch nicht.Doch Mortdecai – Der Teilzeitgauner ist keineswegs eine Ein-Mann-Show, welche von ihrem verschrobenen Gauner dominiert wird. Der weitere Cast setzt sich zusammen aus Oscar®-Gewinnerin Gwyneth Paltrow (Shakespeare in Love) als Mortdecais smarte Gattin Johanna, Ewan McGregor (The Impossible) überzeugt als Inspektor Alistair Martland, Olivia Munn (Magic Mike) tritt als Millionärstochter in Erscheinung und Paul Bettany (The Da Vinci Code – Sakrileg) fungiert als treuer Diener, der den idealen Sidekick gibt.
Neben seinen verrückten Figuren und dem bissigen Humor können aber auch die Bilder des Films punkten. Farbenfroh und liebevoll eingerichtet stehlen die Kulissen den Schauspielern sogar das ein oder andere Mal die Show. Ein weiteres Highlight sind die Travel-Shots, wenn die Protagonisten das Land wechseln und mit ihrem Flugzeug durch die Ländernamen brausen.
Insgesamt ist Mortdecai – Der Teilzeitgauner abermals ein kurzweiliges Werk mit Johnny Depp, welches Freude bereitet in dem Moment, in welchem man es sich ansieht. Längere Nachwirkung hinterlässt es beim Zuschauer jedoch nicht. Dafür hat man einfach schon stärkere und bizarrere Leistungen von Depp gesehen.
Regie: David Koepp
Drehbuch: Eric Aronson
Musik: Mark Ronson, Geoff Zanelli
Darsteller: Johnny Depp, Gwyneth Paltrow, Ewan McGregor, Olivia Munn, Paul Bettany, Jeff Goldblum
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