Die Tribute von Panem – Catching Fire (2013) | Filmkritik

Die Tribute von Panem - Catching Fire (2013)

Schon The Hunger Games entführte das Publikum in die grausame Zukunftswelt Panem: Jedes Jahr werden jeweils ein Junge und ein Mädchen aus allen zwölf Distrikten des Landes ins Machtzentrum Kapitol geschickt, bevor sie in den gnadenlosen Hungerspielen ums blanke Überleben kämpfen müssen.

Katniss und Peeta konnten sich in den 74. Hunger-Spielen als Sieger behaupten. Der Lohn: Ein eigenes Haus in ihrem Heimatdistrikt 12 und eine gute Lebensmittelversorgung für sie und ihre Familie, aber auch die ständige Beobachtung durch das reiche Kapitol. Doch die Spiele haben Katniss verändert. Sie wird in ihren Träumen von den Horror-Szenarien aus der Arena verfolgt, in der sie andere Tribute sterben sah und selbst töten musste.

Weiterhin mimen sie und Peeta für die Kameras das verliebte Paar. Indem sie für die Zuschauer eine Liebesbeziehung fingierte, rettete Katniss dem Bäckersohn und sich zwar das Leben, widersetzte sich dadurch aber den Regeln des Kapitols unter Präsident Snow. Dieser nutzt die beiden Gewinner fortan für seine Propaganda und zwingt sie weiterhin so zu tun, als wären sie ein Liebespaar. Während sie durch die Distrikte touren, begegnen die beiden brutalen Auseinandersetzungen, aber auch Anzeichen für eine nahende Rebellion.

Um die drohenden Aufstände im Keim zu ersticken, beschließt das Kapitol, zum 75. Jubiläum der Hungerspiele, die Regeln zu ändern und lost die neuen Teilnehmer aus dem Kreis der ehemaligen Sieger aus. Nun müssen Katniss und Peeta wieder in den Kampf ziehen. Während Peeta alles daran setzt Kat zu schützen, will Katniss nur, dass Peeta überlebt.

Erneut kämpfen sie um ihr Leben in einer noch schrecklicheren Arena und dazu noch gegen erfahrene Killer. Doch dabei wissen sie nicht, was sich hinter den Kulissen abspielt, denn nur langsam wird ihnen klar, dass sie in Wirklichkeit Teil eines viel größeren Plans sind.

Fortsetzungen haben es bekanntlich nicht leicht. Doch mit Catching Fire, dem zweiten Teil der fesselnden Fantasystory nach den Weltbestsellern von Suzanne Collins, seien von Beginn an schon einmal alle Vorurteile aus dem Weg geräumt. Der erste Teil Die Tribute von Panem – The Hunger Games hat 2012 über 400 Millionen US-Dollar eingespielt und stand drei Wochen an der Spitze der deutschen Kinocharts. Die Trilogie von Collins zählt zu den größten Buchsensationen seit der Twilight-Saga und Harry Potter. Gelungen folgt die Filmadaption Suzanne Collins’ schaurig visionärem Dreiteiler, wobei es in Catching Fire noch düsterer zugeht als im Vorgänger.

Unter neuer Regie muss das Helden-Duo um Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson ein zweites Mal an den grausamen Spielen teilnehmen, während dem Regime von Panem eine Revolution bevorsteht. Regisseur Francis Lawrence gab 2005 sein Regiedebüt mit der Comic-Verfilmung Constantine mit Keanu Reeves in der Hauptrolle.

Erfahrung im Bereich düsterer Zukunftsvisionen sammelte er bereits 2007 als Regisseur für den Will Smith-Film I Am Legend. Es sollte daher ein leichtes Spiel für ihn sein, mit der Filmfortsetzung an die Erfolgsgeschichte des ersten Kinofilms anzuknüpfen. Catching Fire kommt wohl genau deshalb um einiges dunkler und erwachsener daher als der Vorgänger.

Der gnadenlose Präsident Snow, brillant gespielt von Donald Sutherland, fühlt sich in seiner Macht angegriffen und droht Katniss, ihre Familie und ihren Jugendfreund Gale zu töten, wenn sie ihre Zuneigung zu Peeta nicht glaubhafter darstellt. Hinter den Drohungen steckt jedoch ein anderes Motiv: Die Bewohner Panems sehen die 17-Jährige als Symbol des Widerstandes. Der Spotttölpel, den Katniss in der Arena als Brosche trug, wird zum Sinnbild der Rebellion. Es bräuchte nur einen Funken um eine Revolution gegen den Diktator in Gang zu setzen.

The Hunger Games machte Jennifer Lawrence zum Weltstar. Als labile junge Witwe Tiffany Maxwell gewann sie 2013 in David O´Russels Silver Linings neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen den heiß begehrten Oscar als beste Hauptdarstellerin. In Catching Fire zeigt sie bemerkenswert die Entwicklung vom smarten Teenager zur starken jungen Frau, während sich in Panem entscheidende Veränderungen ankündigen. In Teil zwei trägt sie eine noch größere Last auf ihren Schultern. Nicht mehr nur ihr Leben steht auf dem Spiel, sondern auch das der Menschen, die sie liebt und jene, die an sie glauben.

Jennifer Lawrence gibt dieser Figur erneut imposant wie unverwechselbar Gestalt und Gesicht. Durch ihre grandiose Mimik glaubt man ihr die Doppelrolle der sowohl gebrochenen Siegerin als auch wütenden Rebellin, die dem Kapitol die Stirn bietet, sofort. Nur ein Blick reicht aus, um glaubhaft von Hoffnungslosigkeit zu eiserner Entschlossenheit zu gelangen.

Mal abgesehen von der Protagonistin brillieren vor allem Nebendarsteller wie Stanley Tucci als Fernsehmoderator Caesar Flickerman, Woody Harrelson und Elizabeth Banks. Großartig besetzt wurde die Rolle des neuen Spielmachers Plutarch Heavensbee mit Philip Seymour Hoffman (Capote), in dessen Figur man sich schwer täuscht. Der hochkarätige und harmonische Cast kommt durch viele Kürzungen leider zu wenig zur Geltung.

Da der Film kaum Zeit mit der Vorstellung der Charaktere verbringt, gehen Neuzugänge wie Jena Malone als in jeder Hinsicht schlagfertige Johanna Mason sowie Amanda Plummer und Jeffrey Wright als schrulliges Nerd-Duo Wiress und Beetee schnell unter. So genießen weiterhin bekannte Gesichter, wie z.B. Lynn Cohen (Eagle, Sex and the City) als 80-jährige Mags, Alan Ritchson (Blue Mountain State) als Gloss, Bruno Gunn (Sons of Anarchy) als tödlicher Karriero Brutus oder die zähnefletschende Enobaria (Meta Golding, CSI – den Tätern auf der Spur) zu kurze Auftritte.

Bei tödlichen Affen, giftigen Rauchschwaden oder Flutwellen ist die Überlebensdauer erwartungsgemäß auch nicht hoch und die Zahl der Tribute schrumpft schnell. Plutarch Heavensbees unberechenbarer Dschungel ist in imposanten Bildern umgesetzt. Fantastische Stunts und tödliche Details gestalten die blutrünstigen Szenen in der Arena mitreißend. Visual Effects Supervisor Janek Sirrs hat bereits an Blockbustern wie Marvel´s The Avengers, Iron Man 2 und I am Legend mit Francis Lawrence mitgewirkt. Ebenso imposant umgesetzt ist die Parade der Tribute mit gewaltigen Bildern von Tribünen, Gebäuden, Springbrunnen. Dazu legt das Design-Team in Catching Fire den Fokus auf noch extravagantere Kostüme. Von den schrillen aufgetakelten Bewohnern des Kapitols bis hin zu den hungernden Arbeitern in den Distrikten wird der Look noch ausdrucksstärker: Düsterer in den Distrikten, trendiger im Kapitol.

Kritiker mögen sagen was sie wollen, aber Verfilmungen von Young Adult Fiction boomen zweifelsohne. Suzanne Collins Tribute von Panem – Tödliche Spiele von 2008 schaffte es enorm schnell auf die Bestsellerliste und erreichte nicht nur Teenager, sondern faszinierte auch Erwachsene. Der Roman stand 180 Wochen lang ununterbrochen auf der Bestsellerliste der New York Times.

Wie im Buch legt auch die Filmadaption ein hohes Tempo an den Tag. Hat man sich gerade von einer Bedrohung erholt, folgt ohne Pause der nächste Schrecken. Die 146 Spielminuten vergehen wie im Flug. In Francis Lawrence wurde ein Regisseur gefunden, der eigene Ideen einbringt, dabei aber der von Suzanne Collins geschaffenen Welt und ihren Charakteren treu bleibt. Lawrence arbeitete eng mit der Autorin zusammen und feilte mit ihr an der Drehbuchfassung von Simon Beaufoy und Michael deBruyn.

Neben dem puren Kampf um Überleben sorgt die Beziehung von Katniss und Peeta für zusätzliche Schwierigkeiten. Nachdem sie das Liebespaar spielten, um ihr Leben zu retten, müssen sie sich sogar verloben. Dabei sind die Gefühle Peetas nicht gestellt, ganz zum Leidwesen von Gale, in den Katniss eigentlich verliebt ist. Die Dreiecksgeschichte lässt an kitschige Twilight-Momente erinnern, wird jedoch dank geballter Action und viel Gesellschaftskritik nicht überspitzt. Und auch wenn sich die komplizierte Liebesgeschichte wie ein roter Faden durch die Handlung zieht, steht die Dramatik des Kampfes gegen die Diktatur, mit Katniss als Hoffnungsträgerin, gekonnt im Vordergrund.

Musikalisch greift Komponist James Newton Howard die bekannten Muster aus Teil eins wieder auf, was nicht weniger für Gänsehaut und Reizung der Tränendrüsen sorgt, entwickelt sie dann aber weiter. Bereits bei Wasser für die Elefanten arbeitete er mit Regisseur Francis Lawrence zusammen.

Die Saga ist mit Catching Fire noch längst nicht beendet. Mit dem zweiten Teil der Reihe hat Regisseur Francis Lawrence einen würdigen Nachfolger erschaffen, der den ersten Teil in Qualität und Kreativität sogar ein wenig übertrifft. Wer Teil eins mochte, wird Catching Fire lieben. Die Mischung aus großen Emotionen, rebellischer Action und auch einem Hauch Romantik machen den Film zu einem runden Kinoerlebnis, das Millionen Fans auf der ganzen Welt begeistern wird. So wie auch die Tribute befindet sich diese Fortsetzung schon jetzt auf Siegestour.

Cast & Crew

Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: Simon Beaufoy, Michael Arndt
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Sam Claflin, Jeffrey Wright, Jena Malone, Amanda Plummer, Stanley Tucci, Lenny Kravitz, Philip Seymour Hoffman, Donald Sutherland, Willow Shields, Toby Jones, Lynn Cohen, Meta Golding

Bewertung

Trailer

Informationen
Die Tribute von Panem - Catching Fire | 21. November 2013 (Deutschland) 7.5

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