Lincoln (2012) | Filmkritik

Lincoln (2012)

1865: Der Sezessionskrieg zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen Südstaaten, der Konföderation, und den in der Union verbliebenen Nordstaaten hat zahllose Tote gefordert und scheint sich nun endlich seinem Ende zu neigen. Präsident Abraham Lincoln (Daniel Day-Lewis) will jedoch vor Unterzeichnung eines Friedensvertrags einen 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten durchbringen. Dieser soll die Sklaverei endgültig verbieten.

Eine Aufgabe, die auf viel Insubordination stößt. Nicht nur im Repräsentantenhaus, auch in seinem eigenen Kabinett erfährt Lincoln heftige Gegenwehr. Es entbrennen folgenschwere Diskussionen über die Zukunft der Vereinigten Staaten.

© 20th Century Fox

Das sofortige Ende des Krieges, was die Vereinigung des Landes zur Folge hätte oder die Abschaffung der Sklaverei? Abraham Lincoln weiß, dass nach Beendigung der Schlachten kein Bürger mehr auf seine Leibeigenen verzichten wird und die Gleichstellung aller Menschen in weite Ferne rücken würde.

Knapp ein Monat verbleibt, wenn Ende Januar über den 13. Zusatzartikel abgestimmt werden soll. Voller Leidenschaft und Entschlossenheit beginnt Präsident Abraham Lincoln einen Kampf für eine humanere Zukunft, welche kommende Generationen prägen wird.

Am 31. Januar 1865 wurde vom Kongress der Vereinigten Staaten der 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verabschiedet. Am 9. April 1865 endete der seit 1861 tobende Bürgerkrieg mit der Kapitulation der Nord-Virginia-Armee in Appomattox Court House. Prägende Person dieser Ereignisse war der 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika – Abraham Lincoln, ein aufopferungsvoller Gegner der Sklaverei.

Weder Sklaverei noch Zwangsarbeit, ausgenommen als Strafe für ein Verbrechen aufgrund eines rechtmäßigen Urteils, sollen in den Vereinigten Staaten von Amerika und allen Orten, die ihrer Rechtsprechung unterliegen, existieren.

Steven Spielberg zählt nicht ohne Grund zu den einflussreichsten Regisseuren unserer Zeit. Werke wie Der weiße Hai (1975), E.T. – Der Außerirdische (1982), Jurassic Park (1993) oder die Indiana-Jones-Reihe (1981–2008) entführen den Zuschauer in eine andere Welt und halten uns unsere Träume und auch Ängste vor Augen. Doch nicht immer bestimmen Abenteuer seine Geschichten. Ebenso spannend und mitreißend versteht er ein Erzählkino zu kreieren, welches mit intelligenten Dialogen begeistert.

Eben solch ein Werk ist Lincoln, welches die letzten Monate im Leben des 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Abraham Lincoln, thematisiert. Dieses basiert auf dem Sachbuch Team of Rivals: The Political Genius of Abraham Lincoln der Pulitzer-Preis-Gewinnerin Doris Kearns Goodwin und einer 12 Jahre währenden Recherche-Arbeit des Regisseurs Steven Spielberg.

© 20th Century Fox

Doch wie interessant ist dieser entscheidende amerikanische Moment für Außenstehende – ein komplexes Biopic über einen Präsidenten, der heute immer noch die 1-Cent-Münze prägt?

Vor allem Schauspieler Daniel Day-Lewis, der bereits für seine Darstellung in Mein linker Fuß (1989) und There Will Be Blood (2008) mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, wird zum Aushängeschild des Films. Mit ruhiger Stimme und eisernem Glauben verkörpert er den 1,93m Mann, dessen politische Entscheidungen den Weg für unzählige Menschen ebneten. Viele nachdenkliche Momente verleihen der imposanten Persönlichkeit menschliche Züge, welche durch die Szenen verfeinert werden, in welchen der Präsident mit aller Wucht seine Hände auf den Tisch hämmert. An seiner Seite seine Ehefrau Mary Lincoln, welche gekonnt von Sally Field mit einem leichten Hauch Wahnsinn dargeboten wird.

Die nächste herausragende Leistung bietet uns Schauspieler Tommy Lee Jones. Ausgezeichnet mit dem Oscar als Bester Nebendarsteller in Auf der Flucht (1994) darf er sich auch für diese Vorstellung Hoffnungen auf eine zweite goldene Figur in seinem Bücherregal machen. In der Rolle des Thaddeus Stevens, einem radikalen Republikaner, der sein Leben lang für die Befreiung der Sklaven kämpfte, überzeugt er in jedem seiner Auftritte. Umso schmerzlicher ist es, dass seine Leinwandpräsenz besonders zu Beginn von Lincoln eher spärlich ausfällt.

© 20th Century Fox

In weiteren Rollen unterstützen Joseph Gordon-Levitt, Jackie Earle Haley, David Strathairn, James Spader, Hal Holbrook und John Hawkes das Werk. Alle in ausgezeichneten Kostümen und mit einer tadellosen Leistung.

Wer von dem geschichtlichen Hintergrund abgeschreckt ist, wird sich damit trösten können, dass die Streitgespräche im Repräsentantenhaus teils auf humorvolle Art unterhalten können. Ansonsten muss man sich natürlich bewusst sein, dass Lincoln überwiegend durch scharfsinnige Dialoge und Handlungen glänzt. Selbst die Musik des weltbekannten Komponisten John Williams wird nur spärlich eingesetzt und meist trägt die Atmosphäre die Stimmung des Films.

Wer anderen die Freiheit verweigert, verdient sie nicht für sich selbst.

Einen kleinen Abstrich gibt es für das Ende des Historienfilms. Mehrmals deutet das Werk an in den letzten Atemzügen zu stecken, nur um doch noch einen weiteren Abschnitt zu erzählen. Ob man wirklich bis zum Attentat am 14. April erzählen muss, damit der Film einen emotionaleren Abschluss erlangt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch auch in dieser Szene setzt Steven Spielberg nicht auf die blutige Tat, sondern präsentiert seinem Zuschauer den Tod durch die Gefühle des jungen Tad Lincoln.

Steven Spielberg hat es mit Lincoln abermals geschafft einen Film zu kreieren, der sein Publikum über 149 Minuten in seinen Bann zieht und eine Geschichte erzählt, welche durch einen eindrucksvollen Cast zum Leben erweckt wird.

Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Tony Kushner
Musik: John Williams
Schauspieler: Daniel Day-Lewis, Sally Field, David Strathairn, Joseph Gordon-Levitt, James Spader, Hal Holbrook, Tommy Lee Jones

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Bildrechte: 20th Century Fox

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