Upside Down (2012) | Filmkritik

Ein Universum, in welchem zwei Welten parallel existieren – eine über der anderen. Jede mit ihrer eigenen Erdanziehung. Doch der Kontakt zwischen den Bewohner der Planeten ist strikt verboten und wer sich längere Zeit in der fremden Welt aufhält, geht in Flammen auf. Eine Zweiklassengesellschaft.

Es gibt die reiche Oberwelt und die verarmte Unterwelt. Adam (Jim Sturgess) wurde von dem Schicksal nicht mit sonderlich viel Glück bedacht und wächst ohne Eltern bei seiner Tante in der Unterwelt auf. In seinen Träumen wandelt er jedoch zwischen den reichen Menschen, die ihm so nah sind und doch unerreichbar.

Um seinem Paradies etwas näher zu sein, klettert er auf die höchste Spitze des höchsten Berges seiner Welt und ist nur wenige Meter von der Oberwelt entfernt. Plötzlich entdeckt er ein Mädchen in seinem Alter, welches ihn von dem anderen Planeten entgegen blickt. Ihr Name lautet Eve (Kirsten Dunst).

Doch sie ist außer Reichweite. Ihre Liebe findet jedoch mit den Jahren einen Weg zwischen den Welten und für kurze Zeit können Adam und Eve zusammen sein. Die verbotene Beziehung bleibt aber nicht unentdeckt. Während eines Treffens kommt es zum Unfall und Adam muss mit ansehen, wie Eve der Schwerkraft zum Opfer fällt und lebensgefährlich auf ihrer Erde aufschlägt.

Zehn Jahre vergehen und Adam lebt in dem Glauben, dass seine Jugendliebe bei dem Vorfall ums Leben gekommen ist. Doch dann sieht er eine Werbung aus der Oberwelt und Eve lächelt ihm durch den Bildschirm entgegen. Ein einziger Gedanke bestimmt fortan sein Handelt – er will wieder mit seiner großen Liebe vereint sein und Nichts und Niemand kann ihn daran hintern… nicht einmal die Gesetze der Physik.

Futuristische Zweiklassengesellschaften im Spielfilm gibt es schon seit Fritz Langs Metropolis aus dem Jahr 1927. Auch aktuell bildete dieser Stoff in dem Remake Total Recall die Rahmenhandlung. Reiche Welt beutet arme Welt aus. Der argentinische Regisseur Juan Diego Solanas (Northeast) bedient sich diesem Element jedoch auf eine ganz spezielle Art und Weise.

In seiner Fantasy-Romanze Upside Down lässt er seine Darsteller buchstäblich auf dem Kopf stehen. Zwei unterschiedliche Planeten – zwei unterschiedliche Klassen – eine verbotene Liebe.

Getrennt werden seine Figuren ganz klassisch in Arm und Reich. Seine Protagonisten gehören in dieser geteilten Existenz schicksalhafter Weise zu zwei verschiedenen Gesellschaftsschichten und müssen für ihre Liebe kämpfen.

Vorgetragen wird uns dies von den Schauspielern Jim Sturgess und Kirsten Dunst. Ersterer nimmt dabei das Zepter in die Hand und versucht mit allen Mitteln in die Welt der Reichen und Schönen zu gelangen, um seine Jugendliebe Eve zu erobern. Schauspielerisch konnte sich der Engländer bereits im Jahr 2008 an der Seite von Kevin Spacey in dem Black Jack-Drama 21 beweisen und noch überzeugender war seine Leistung ein Jahr darauf in dem teuflischen Werk Heartless. Erst kürzlich war er zudem in der Adaption Cloud Atlas von Lana und Andy Wachowski sowie Tom Tykwer zusehen, wo er gleich sieben Charaktere verkörperte. Auch dieses Mal sticht er durch sein Können hervor und bietet schauspielerisch die stärkste Darstellung des Films.

Deutlich blasser bleibt leider seine Geliebte Eve, die von der eigentlich talentierten Kirsten Dunst gespielt wird. 2011 erst konnte man in Lars von Triers Science-Fiction-Filmdrama Melancholia ihr bemerkenswertes Talent bestaunen. In Upside Down wird ihr Charakter mit deutlich weniger Leinwandzeit als ihr männliches Pendant bedacht und daher vermisst dieser die nötige Tiefe.

Die Ähnlichkeit der Namen zu Adam und Eva, dem ersten Menschenpaar und Stammeltern aller Menschen, ist wohl kein Zufall, denn auch in Juan Diego Solanas‘ Werk dienen die zwei Liebenden als Vorreiter für eine neue Welt der Eintracht und Similarität.

Unterstützung erhalten sie bei ihrem Streben durch die Figur des Bob Boruchovitz, einen Mitarbeiter Adams von der Oberwelt. Der britische Vorzeige-Schauspieler Timothy Spall übernimmt diesen Part und es macht einfach Freude ihn zu beobachten, wenn er in einer Szene vertreten ist.

Visuell könnte man Upside Down als Meisterwerk bezeichnen, denn jedes Bild wurde perfekt aufpoliert und zahlreiche Einfälle und Details verdeutlichen die Gravitationsregeln, die im Film herrschen. Ein Ballsaal, in dem an der Decke getanzt wird, Gläser, die man umgedreht trinkt oder ein schlichtes Büro, wo die Mitarbeiter auf dem Boden und an der Decke ihre Büros haben. Ebenso bestechend ist die Optik der verschiedenen Kulissen.

Doch dafür versagt der Film leider auf der Erzählebene und vor allem das Ende wirkt nicht lückenlos durchdacht. Auch weist der Film eine Unmenge an physikalischen und storytechnischen Diskrepanzen auf, die aber letztendlich für den Genuss des Film weniger von Nöten sind. Die Liebesgeschichte kann zudem trotz eines ausgiebigen Aufbaus nicht überzeugen und am Ende wird der Zuschauer schnell vor vollendete Tatsachen gestellt.

Optisch ein Augenschmaus, inhaltlich ein Blindgänger.

Regie: Juan Diego Solanas
Drehbuch: Juan Diego Solanas
Musik: Benoît Charest
Schauspieler: Jim Sturgess, Kirsten Dunst, Timothy Spall

Ähnliche Beiträge

Trailer zum packenden Endzeit-Thriller „Rich Flu“

Hagen (2024) | Filmkritik

Sleepy Hollow (1999) | Filmkritik

2 Kommentare

Sascha 7. Januar 2013 - 10:45
Wo hast du den denn gesehen?
Mathias Grunwald 8. Januar 2013 - 05:25
Der Film ist am 23. August 2012 in Russland erschienen. In Frankreich wird er voraussichtlich am 23. Januar 2013 veröffentlicht. Du kannst ihn z.B. auf ozon.ru erwerben.
Kommentar hinzufügen