Traumfabrik (2019) | Filmkritik

Traumfabrik

Aufwendige Settings, prunkvolle Kostüme und eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen: Willkommen in der Traumfabrik!

Genauer gesagt im DEFA-Filmstudio in Potsdam-Babelsberg. Im Sommer des Jahres 1961 herrscht hier Hochbetrieb und zahlreiche Filmproduktionen werden parallel gedreht, so dass auf dem Gelände kostümierte Piraten, Märchenfiguren und Könige umherlaufen. Und auch Emil Hellwerk (Dennis Mojen) erreicht diesen magischen Ort voller Kreativität und Tatendrang.

© Tobis Film / Euro Video DVD

Doch im Gegensatz zu den Schauspielern, Regisseuren und Kulissenbauern vor Ort hat der kürzlich aus der Nationalen Volksarmee (NVA) entlassende Mann noch nicht seinen Platz im Filmstudio und im Leben gefunden. Nur dank seinem Bruders Alex (Ken Duken), der im DEFA-Filmstudio als Stuckateur arbeitet, hat er eine Anstellung als Komparse bekommen. Wirkliche Leidenschaft kann Emil aber nicht für seinen Beruf aufbringen.

Dies ändert sich jedoch, als er an einem Filmset die französische Tänzerin Milou (Emilia Schüle) kennenlernt, von der er sofort fasziniert ist und sich zu ihr hingezogen fühlt. Das Glück der beiden scheint zunächst perfekt, doch dann werden die Grenzen Berlins geschlossen und die beiden auseinandergerissen. Um doch noch mit seiner großen Liebe vereint zu sein, fasst Emil einen tollkühnen Plan, um zu seiner Milou zurückzukommen.

Wie weit würdest du für die große Liebe gehen? Dies ist die Leitfrage des aufwendig produzierten deutschen Films Traumfabrik, der im Studio Babelsberg gedreht wurde, wo sich früher der Sitz der DEFA befand.

© Tobis Film / Euro Video DVD

Regisseur Martin Schreier erzählt jedoch keinesfalls ausschließlich die Liebesgeschichte von Emil und Milou, sondern inszeniert ebenso eine Hommage an das deutsche Kino der 1960er. Parallelen zu Damien Chazelles La La Land aus dem Jahr 2016, in welchem die Traumfabrik Hollywood im Mittelpunkt steht, dürfen durchaus gezogen werden.

Ohne viel Gesang, dafür aber mit einigen Tanzeinlagen, preist Traumfabrik immer wieder Lob auf die goldenen Zeiten der DEFA, in denen sich ein ahnungsloser Filmlaie mit Ehrgeiz und Willen zum erfolgreichen Regisseur und Produzenten hocharbeiten kann. Besonders beeindruckenden sind in dieser Charakterentwicklung die untermalenden Kulissen des Films.

Ein pompöses Piraten-Set voller Vagabunden, Cleopatra und Caesar sowie Elefanten und vieles mehr stehen vor der Kamera und stehlen den Helden des Films mit grandiosen Bildern immer wieder die Schau. Denn eigentlich sollte die Liebesgeschichte von Emil und Milou dominieren.

© Tobis Film / Euro Video DVD

Leider will diese aber nie so recht greifen. Dabei ist die Chemie zwischen Dennis Mojen und Emilia Schüle (Simpel) ist durchaus vorhanden. Doch zu vorhersehbar, zu kitschig und zu reibungslos verläuft die Liebelei der zwei Verliebten. Die Trennung aufgrund des Mauerbaus wird nur am Rande thematisiert, Milous neuer Partner Omar (Nikolai Kinski) wirkt wie nutzloses Beiwerk und die Figur Emil verhält sich oft naiv und arrogant.

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Vor allem die Charakterzüge des Helden Emil schaden dem Film, denn als Zuschauer kann man nicht so leicht Sympathien für den Faulpelz aufbringen, der seinem durch Ken Duken (Berlin Falling) dargestellten Bruder nichts als Ärger ins Haus bringt. Die Tatsache, dass Emil nur durch die Liebe zum motivierten und fleißigen Filmschaffenden wird, wirkt zu häufig an den Haaren herbeigezogen. Aber in der Traumfabrik des Films ist ja bekanntlich nichts unmöglich.

Neben den genannten Darstellern gibt sich zudem die deutsche Prominenz die Ehre und Heiner Lauterbach, Anatole Taubman, Svenja Jung, Michael Gwisdek und Sabine Bach sind ebenso vor der Kamera zu sehen, spielen sich aber nicht nennenswert in den Vordergrund.

Insgesamt lebt Traumfabrik nicht von seiner Liebesgeschichte, bietet keine politischen Konflikte oder allzu großes Drama. Es ist der Fleiß und die Kreativität der Filmschaffenden, die das Herzstück des Werks sind und welche Regisseur Martin Schreier wertschätzt. In 128 Minuten Spielzeit ist dies inhaltlich aber dann doch leider etwas zu wenig.

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Bildrechte: Tobis Film / Euro Video DVD

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