Top Gun: Maverick (2022) | Filmkritik

Es ist fast schon eine neue Masche Hollywoods: nach einigen Jahrzehnten eine Fortsetzung zu einem längst in Vergessenheit geratenen Film zu produzieren. Ob Ghostbusters, Bladerunner oder Indiana Jones, es scheint, als prüfe die Filmindustrie regelmäßig, ob sich noch irgendwer an die alten Kinolegenden erinnert.

Sequel zum Kultfilm Top Gun

Wenn gut gemacht, können die Kassen tatsächlich noch klingeln. So ist es also wenig verwunderlich, dass mit Top Gun nun auch jener ikonischer 80s Film seine längst überfällige Kinofortsetzung kredenzt bekommt. Denn immerhin hat die Karriere von Tom Cruise mit der Rolle des draufgängerischen Kampfpiloten einen wahren Höhenflug hingelegt.

© Paramount Pictures

Inzwischen sind gute 30 Jahre vergangen und Pete Maverick Mitchell (Tom Cruise) ist inzwischen ein Testpilot. Als er sich mal wieder mit einem vorgesetzten General (Ed Harris) anlegt, wird er prompt zu Top Gun versetzt, jener Ausbildungsstätte, in der sich Maverick einst die Flügel verdienen musste.

Erinnerungen an Goose

Doch der Auftrag könnte nicht schwerer sein. Es gilt, binnen drei Wochen eine Handvoll Piloten auf ein Selbstmordkommando vorzubereiten. Ein namenloser Feind hat vor, Atomwaffen herzustellen. Und die Anlage in den Bergen, welche gut bewaffnet ist, muss per Luftschlag dem Erdboden gleich gemacht werden. Doch ist für die Operation ein schwieriges Flugmanöver von Nöten, welches kaum ein menschlicher Pilot überleben kann.

Extremer Tiefflug, Raketenabwehrgeschütze und feindliche Jäger der neusten Generation stehen dem Unterfangen zur Sicherung des Weltfriedens im Wege. Doch Maverick ist bekannt dafür, das Unmögliche möglich zu machen. Aber was tun, wenn unter den jungen Piloten ausgerechnet der Sohn von jenem Goose ist, der einst durch Mavericks Rücksichtslosigkeit ums Leben kam? Klar, dass sich Pete seiner Vergangenheit stellen muss.

© Paramount Pictures

Auf den ersten Blick ist Top Gun: Maverick ein einfacher Nostalgie-Cash Grab, der auf alle Ü-30er abzielt.

Pure Nostalgie auf der Leinwand

Wenn in den ersten 3 Minuten die Eröffnungssequenz fast bildgleich vom Original aus dem Jahre 1986 nachgedreht wird und erneut Highway to the Dangerzone dudelt, ist man entweder verzückt oder konnte dem Original von Tony Scott schon nichts abgewinnen.

Zwar ist die Handlung recht einfach gestrickt und bedient sich vieler Anspielungen auf den filmischen Urvater, doch die eigentliche Qualität des Machwerks spielt sich in atemberaubenden Höhen ab!

© Paramount Pictures

Tom Cruise (Mission: Impossible-Reihe), der schon lange dafür bekannt ist, dass er sich bestens auf seine Rollen vorbereitet, hat ein gewaltiges Ass im Ärmel seiner Fliegerjacke. Sämtliche Flugszenen sind nämlich echt! Cruise, der selbst Jets fliegen kann, verlangte in diesem Film möglichst viel fliegerisches Können, statt der üblichen Computertricks. Und so ist Maverick ein handgemachter Actionfilm, der für das Kino lebt.

Atemraubende Stunts in luftigen Höhen

Man sieht, wie die Piloten in die Sitze gepresst werden, wenn die Fliehkräfte auf die Körper einwirken. Die Luft verwirbelt gut sichtbar an den Flügeln, wenn der volle Schub gegeben wird und man fühlt sich wie auf einem Schleudersitz. Das Adrenalin kocht, wenn die Piloten durch Brücken oder nah an schroffe Felskanten fliegen. Dabei denkt man stets, was auch die Piloten denken müssen, wenn ihr Ausbilder zeigt, wie man einen Jet fliegen muss, um die Mission erfolgreich zu überleben: „ Ist der Mann gut!“

Besonders im Finale des Films sind die Nägel abgekaut und die Füße trampeln unruhig auf dem Kinoteppich auf und ab. Tom Cruise hat es wieder einmal geschafft, einen Film auf jene Art zu drehen, wie es sich heute kaum noch jemand traut.

© Paramount Pictures

Als Ergebnis bekommt man Nostalgie pur, wenn im Sonnenuntergang am Strand mit freiem Oberkörper Football gespielt wird, man Great Balls of Fire in einer Kneipe singt und Val Kilmer als Iceman ins Bild kommt. Letzteres ist angesichts Kilmers Krebserkrankung ein verdammtes Wunder und rührte mich zu Tränen. Der Umgang mit dem einstigen Rivalen Mavericks ist derart respektvoll und feinfühlig, wie man es sich nur wünschen kann.

Ein actionreicher Höhenflug

Auch Miles Teller (Whiplash) beeindruckt hier tatsächlich mit einer großen Ähnlichkeit zu seinem Filmvater Goose (Anthony Edwards), Schnauzbart und Sonnenbrille inklusive. Der Mime hat sich körperlich derart gestählt, dass man in ihm tatsächlich einen echten Kampfpiloten in Topform sieht.

Tom Cruise, der hier als Produzent sämtliche Strippen gezogen hat, gelingt mit Top Gun: Maverick das schier Unmögliche: er übertrifft das Original um Längen. Er ist und bleibt ein Teufelskerl mit dem Need for Speed!

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Bildrechte: Paramount Pictures

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