Tides (2021) | Filmkritik

Nach knapp 10 Jahren meldet sich der Schweizer Filmregisseur Tim Fehlbaum endlich zurück.

Berlinale Special: Das Ende der Menschheit?

Nach seinem Spielfilmdebüt Hell (2011) erzählt er mit seinem dystopischen Thriller Tides abermals eine beklemmende Geschichte über das Ende unseres grünen Planeten.

© Gordon Timpen / BerghausWöbke Filmproduktion GmbH

Die Menschheit hat Muttererde ausgebeutet und am Ende blieb nur die Flucht. Doch die Weltraumkolonie Kepler sehnt sich nach der Heimat.

Ein Kampf für das große Ganze

Nach Jahren des Fernwehs soll eine neue Generation zurückkehren und in Erfahrung bringen, ob sich der Planet erholt hat und wieder besiedelt werden kann. Doch bereits bei der Landung wird klar, dass Muttererde nicht mehr die friedliche Heimat ist, die einst von Milliarden von Menschen behaust wurde.

Nahezu die gesamte Crew der Landungskapsel kommt ums Leben: Einzig die junge Astronautin Louise Blake schafft es nach der Bruchlandung die Forschungsarbeit in Angriff zu nehmen. Doch die Erde steht komplett unter Wasser. Zwischen all dem Chaos und Nass stößt Blake allerdings auf eine kleine Truppe von Überlebenden, die den Gezeiten trotzen. Diese begeben sich in den kurzen Ebbephasen auf Nahrungssuche, kommen aber nirgendwo zur Ruhe.

Und nicht nur der Planet zwingt die ums Überleben kämpfenden Menschen in die Knie. Blake muss ein schreckliches Geheimnis aufdecken und eine schicksalhafte Entscheidung treffen.

© Gordon Timpen / BerghausWöbke Filmproduktion GmbH

Nach der extremen Hitze seines Debütfilms Hell setzt Fehlbaum nun auf ein wässriges Setting, das an den Science-Fiction-Film Waterworld (1995) von und mit Kevin Costner erinnert. Doch der Ton ist rauer und die Bilder düsterer.

Ein Mischung aus Waterworld und Mad Max

Direkt nach der gescheiterten Landung wird Blake und den Zuschauern klar, dass die Erde kein grüner Planet voller Leben mehr ist. Wie in Mad Max: Fury Road (2015) überleben auf dieser nur noch die Starken. Und wie Furiosa setzt sich Blake ein, um die Schwachen vor den machthungrigen Menschen zu beschützen.

Dabei muss sie jedoch feststellen, dass Freund und Feind nicht immer leicht auseinanderzuhalten sind.

© Gordon Timpen / BerghausWöbke Filmproduktion GmbH

Was die Handlung betrifft setzt Fehlbaum auf bekannte Mittel und Wendungen. Viel interessanter als die offensichtlich Geschichte ist aber seine Kritik an der Menschheit.

Muttererde schlägt zurück

Nachdem der Planet vollends ausgebeutet wurde und die Natur zurückgeschlagen hat, kämpfen die verbleibenden Menschen nicht als Gemeinschaft ums Überleben, sondern lügen, betrügen und zerstören sich weiterhin mit jeder Waffe, die ihnen in die Finger kommt.

Getragen wird der Film auf den Schultern der französischen Schauspielerin Nora Arnezede (Alexandre Ajas Maniac), die leider stellenweise etwas kühl agiert. Über die gesamte Laufzeit von 104 Minuten bricht sie emotional nicht aus sich heraus und das obwohl ihre Figur nicht weniger als um den Fortbestand der Menschheit kämpft.

Deutlich energischer weiß die Dänin Sarah-Sofie Boussnina als Überlebende Narvik in ihren Szenen zu überzeugen, wenn sie um das Wohl ihres Kindes bangt. Mit Iain Glen (Game of Thrones) in der Rolle des Gibson konnte zudem ein weiteres bekanntes Gesicht für die deutsch-schweizerische Produktion gewonnen werden.

© Gordon Timpen / BerghausWöbke Filmproduktion GmbH

Die Rückkehr von Fehlbaum auf die große Leinwand ist durchaus eine Bereicherung, die viel zu lange auf sich warten ließ. Der visionäre Schweizer hat mit Tides zwar keinen Science-Fiction-Blockbuster à la Interstellar (2014) oder Der Marsianer (2015) geschaffen, aber doch einen visuell anschaulichen und inhaltlich interessanten Spielfilm.

Es bleibt zu hoffen, dass die nächste Regiearbeit von Fehlbaum nicht abermals so lange auf sich warten lässt. Und man darf sich jetzt schon fragen: Mit welcher Katastrophe wird er nach Hitze und Überflutung die Menschheit als nächstes an den Rand ihrer Existenz befördern?

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