Aus einer Buchvorlage eine Serie zu machen ist spätestens seit Game of Thrones kein Novum mehr. Doch statt blutiger Duelle, finsterer Intrigen und reichlich Sex, wird in The Shannarah Cronicles ein deutlich jüngeres Publikum angesprochen. Basierend auf den Romanen von Terry Brooks wird in den 10 Folgen der ersten Staffel die Geschichte dreier junger Leute erzählt, auf deren Schultern das Schicksal der gesamten Welt ruht.
Über 30 Jahre lebten die vier Königreiche in Frieden. Das Reich der Elfen unter König Eventine (John Rhys-Davies) konnte den bösen Dagda Mor und seine Dämonenscharen in der Verfemung, einer Art Bann gefangen halten. Mit der Macht des magischen Baumes Ellcrys wird der Frieden im Reich gewahrt. Doch wehe, wenn die ersten Blätter fallen.
Die junge Elfenprinzessin Amberle (Poppy Drayton) strebt danach eine Hüterin des Baumes zu werden. Doch als sie schließlich den rotblättrigen Wuchs berührt, durchzucken sie schreckliche Visionen von Tod und Verderben. Kurz darauf beginnen bereits die ersten Blätter zu welken. Jedes Blatt befreit einen Dämonen aus seinem Gefängnis, was alsbald den Druiden Allanon (Manu Bennett) auf den Plan ruft. Er entsendet die junge Regentin auf eine gefährliche Reise durch das Reich der Elfen, um den Samen des sterbenden Ellcrys ins Blutfeuer zu tauchen. Nur so kann der Zyklus erneuert und die Dämonenarmee besiegt werden.
Doch muss sich die junge Dame keinesfalls allein dem Bösen stellen. Nach den Regeln der meisten Fantasyabenteuer stehen ihr weitere Charakterklassen zur Verfügung. In diesem Falle ein Heiler und eine Diebin. Halbelf Wil Ohmsford (Austin Butler) und Zigeunerin Eretria (Ivana Baquero) stehen anfangs widerwillig aber später selbstlos im Kampf gegen den Dagda Mor bereit, um die weltfremde Prinzessin vor den zahlreichen Gefahren zu schützen. Und die sind in der Welt der Shannarah Cronicles nicht gerade rar gesät. Furien, Trolle, Gestaltenwandler und Dämonen machen bald Jagd auf das Heldentrio, welches sich pünktlich zum Finale jeder Episode einer aussichtslosen Situation gegenübersieht.
Neben den Dämonen stellen auch andere Antagonisten ein Risiko dar: Elfenjäger auf der Jagd nach spitzen Ohren, folternde Elfenoffiziere und allerlei Halsabschneider trachten den Jugendlichen immer wieder nach dem Leben. Auch für das Königshaus der Elfen bahnen sich turbulente Zeiten an. Die Söhne des Königs sind sich uneins und geraten bei der Suche nach einer Lösung ständig aneinander. Viel Konfliktpotenzial also, was durch die Dreiecksbeziehung zwischen Wil, Amberle und Eretria nicht gerade einfacher wird.
Ob die jungen und attraktiven Helden den Baum retten können und somit den Krieg verhindern, wird die letzte Folge dieser abenteuerlichen Reise zeigen.
In der MTV-Produktion The Shannarah Cronicles erinnert natürlich vieles an die Trilogie Der Herr der Ringe. Autor Terry Brooks gibt auch offen zu, dass das Buch Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien einen großen Einfluss auf ihn genommen hat. In der Serie wird diese Ähnlichkeit besonders deutlich. Der Dagda Mor sieht wie ein Orc aus und auch die Elfenstadt Arbolon könnte aus einem von Tolkiens Büchern entsprungen sein. Mit Hochglanzoptik und soliden Effekten wirkt die Serie technisch sehr überzeugend und setzt die Geschichte stilsicher in Szene. In einer Welt, in der unsere heutige Zivilisation ausgelöscht wurde und das Mittelalter zurückkehrte, erinnern nur wenige Artefakte an die einstige Hochzeit der Menschen. Eine verschüttete Highschool, die verfallene Golden Gate Bridge oder überwucherte Autowracks zeugen hier und da von der ehemaligen Bevölkerung des nordamerikanischen Kontinents. Wie sich danach Elfen, Gnome, Trolle und Zwerge in den ehemaligen USA niederlassen konnten, ließen die Macher der Serie lieber im Dunkeln. Aber in Geschichten voller Mystik, Magie und Fantasie gibt es eben keine Grenzen.
Die Darsteller sind allesamt gut gecastet und stellen ihre Figuren mal besser, mal schlechter dar. John Rhys-Davies (Der Herr der Ringe) ist hier als Elfenkönig die stärkste Figur, wenn auch mit deutlich reduziertem Mienenspiel. Immerhin schaut er mit sorgenvollem Ausdruck in die Zukunft und hat als König nicht viel zu lachen. Neben den jungen Darstellern fällt Manu Bennett (Arrow) besonders auf. Als düsterer und grimmiger Druide übernimmt er die Führung und spielt mit der hintergründigen Frage, ob man ihm nun trauen kann oder nicht. Mit finsterem Blick und nötiger Härte ist er im Vergleich zu den sonst makellosen Schönlingen eine gelungene Bereicherung der Handlung.Poppy Drayton als verwöhnte Elfenprinzessin wirkt gegenüber ihren beiden Begleitern leider etwas farblos und leicht ersetzbar. Ihr kummervoller Blick wirkt künstlich und aufgesetzt und auch sonst verblasst sie gegenüber Ivana Baquero (Pans Labyrinth), die von unerhört sexy bis kratzbürstig einfach alles kann. Warum gerade beide Frauen auf den schlaksigen Halbelfen, gespielt von Austin Butler stehen, bleibt jedoch ein Rätsel. Es muss wohl daran liegen, dass es keinen weiteren Jungen passenden Alters gibt. Vom jungen Seher, bis hin zu den Königssöhnen, sind alle Männer austauschbare Modeltypen mit obligatorischem Waschbrettbauch und der damit verbundenen Nacktszene. So ist es also wenig verwunderlich, dass unsere Helden für ein kleines Schäferstündchen im Abendglühen des Sonnenuntergangs Zeit finden, während ein paar Meilen weiter eine Dämonenarmee aufmarschiert. Aber das ist man eben weiblichen Zuschauern schuldig, The Shannarah Cronicles ist immerhin eine MTV-Produktion.
Wer sich davon nicht irritieren lässt, bekommt eine recht spannende Geschichte serviert, die besonders Dank der guten Musik unglaublich modern inszeniert ist und für viel Kurzweil sorgt. Allen voran der äußerst coole Titelsong von Ruelle „Until we go down“ ist ein Grund, sich die einzelnen Episoden wieder und wieder anzuschauen. Schade nur, dass die Zwerge erwähnt, aber nie gezeigt wurden. Vielleicht holt man das ja in kommenden Staffeln nach. Denn erst vor wenigen Tagen wurde The Shannara Chronicles um eine weitere Staffel verlängert.
Episodenübersicht zu The Shannara Chronicles
Idee: Al Gough, Miles Millar
Darsteller: Austin Butler, Poppy Drayton, Ivana Baquero, Manu Bennett, Aaron Jakubenko
Länge pro Episode: ca. 42 Minuten