Tesla (2020) | Filmkritik

Tesla

Nachdem wir 2020 bereits im Kino sehen, konnten wie Benedict Cumberbatch in Edison – Ein Leben voller Licht die Welt erleuchtet, ist nun mit Tesla eine ähnliche Verfilmung erschienen, die unterschiedlicher kaum sein könnte.

Ist die Natur eine riesige Katze? Und wer streichelt ihren Rücken?

Und wie auch in der wahren Geschichte wird am Ende Thomas Edison das Rennen für sich entscheiden können. Doch warum funktioniert Nikola Tesla auf der Leinwand nicht?

© LEONINE

Der junge Ingenieur Nikola Tesla (Ethan Hawke) gehört zu den ambitioniertesten Angestellten unter Thomas Edisons (Kyle MacLachlan) in der Electric Light Company. Doch der introvertierte Erfinder möchte mehr. Nicht mehr Gehalt, sondern mehr Wertschätzung für seine Ideen.

Und so kommt es zum Bruch zwischen Edison und Tesla. Ein Bruch, der sich mit der Zeit zu einer erbitterten Rivalität entwickelt.

Wechselstrom: Ganz ohne Funken

Der ebenso brillante wie auch sozial unbeholfene Immigrant Tesla wendet sich an den Industriemagnaten George Westinghouse (Jim Gaffigan), mit dessen Hilfe er sein Stromsystem verbreiten will. Und auch der äußerst wohlhabende Bankier J.P. Morgan (Donnie Keshawarz) unterstützt den leidenschaftlichen Erfinder bei seiner Arbeit.

Als Morgans Tochter Anne (Eve Hewson) die Bildfläche betritt, scheint der unermüdliche Entdecker Tesla erstmals die Augen von seinen Zeichnungen abzuwenden. Doch kann die Liebe die ambitionierte Arbeit Teslas tatsächlich ablösen?

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Der Name Tesla stand lange Zeit im Schatten des Erfinders und Elektroingenieurs Thomas Alva Edison. Mittlerweile ist der aus Smiljan, Kroatien stammende Nikola Tesla dank Sitcoms wie The Big Bang Theory und Elon Musks Elektroautos in der Popkultur angekommen.

Wer nun mehr über die Genialität des Mannes, der mit seinen Errungenschaften die moderne Welt prägen sollte, erfahren will, hat mit Tesla von Regisseur Michael Almereyda die Chance dazu. Doch das vielschichtige Werk unterscheidet sich zur seichten Biografie Edison – Ein Leben voller Licht wie auch Tesla zu Edison.

Unsere heutige Welt ist ein Traum Teslas

Beginnen wir jedoch mit dem größten Problem von Tesla und seiner unkonventionellen Machart. Nach knapp 100 Minuten Laufzeit fühlt man sich als Zuschauer so, als habe man nicht das kleinste Detail über Tesla hinzugewonnen. Viel Gerede, viele Glühbirnen und leider auch viel Langeweile stehen am Ende auf dem Programm.

Würde man die Zeit stattdessen mit Wikipedia-Einträgen verbringen; man wüsste deutlich genauere Details über seinen Lebensweg und seine Erfindungen. Kurios hierbei ist allerdings, dass auch im Film immer wieder kurze Abschnitte aus der freien Internet-Enzyklopädie vorgelesen werden. Und dies ist nur der Anfang der ungewöhnlichen Verfilmung des Lebens des Nikola Tesla.

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Unter anderem spielen zahlreiche Szenen des Films vor Gemälden. Dies wirkt allerdings selten kreativ und künstlerisch, meistens hingegen billig und traurig. Wenn Tesla zum Mikrofon greift, um einen Karaoke-Song zu schmettern, hat man schon längst aufgegeben den tieferen Sinn hinter all den präsentierten Elementen zu suchen.

Und auch wenn sich Tesla und Edison gegenseitig Eis ins Gesicht schmettern, fragt man sich, wie intensiv man zwischen den Zeilen lesen muss, um all die hintergründigen Ideen des Regisseurs verstehen zu können.

Ethan Hawke spielt gegen das Drehbuch an

Umso beeindruckender ist es, dass Schauspieler Ethan Hawke (The Purge – Die Säuberung) bei seiner schauspielerischen Leistung sein gesamtes Können abruft. Mit einem durchgehend traurigen Gesicht macht er dem Zuschauer immer wieder Hoffnung, mehr über das Gefühlsleben des introvertierten Erfinders zu offenbaren. Doch das Drehbuch bremst Hawke leider aus.

In weiteren Rollen sind zudem Kyle MacLachlan als Widersacher Thomas Edison zu sehen, Eve Hewson (Robin Hood) in der Rolle der Anne Morgan und Josh Hamilton als Robert Underwood Johnson.

Wer mehr über das Leben des Nikola Tesla erfahren möchte, ist mit dieser Biografie schlecht bedient. Wer allerdings eine ebenso komplexe wie auch verwirrende Zusammenfassung des Lebens Teslas haben möchte und sich nicht scheut zwischen den Zeilen zu lesen, kann dank Hawke mit Tesla durchaus etwas Unterhaltung finden. Aber nicht allen wird am Ende ein Licht aufgehen; viele werden sich in der Dunkelheit verlieren.

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