Im Jahr 1955 verzauberte die Liebesgeschichte zwischen English Cocker Spaniel-Dame Susi und dem Streuner Strolch die Kinogänger. 2019 legt Disney nun nach und spendiert dem Zeichentrick-Klassiker Susi und Strolch einen neuen Anstrich.
Deutlich ausgeschmückter mit mehr Action und einer emotionaleren Liebesgeschichte sollte der Film, der exklusiv auf dem Streamingdienst Disney+ erschienen ist, dem Original ins Nichts nachstehen. Und doch begeht die Realverfilmung einen Fehler, der auch der Neuauflage von Der König der Löwen (2019) zum Verhängnis wurde.
Die ambitionierte Hundedame Susi hat alles – seit ihren Welpentagen wohnt sie bei einer liebevollen Familie, wird täglich gebürstet und darf Nachts sogar mit ihren Besitzern im selben Bett schlafen. Doch als die Hundeeltern Jim Dear (Thomas Mann) und seine Frau Darling (Kiersey Clemons) Nachwuchs erwarten, spielt Susi nur noch die zweite Geige im Haus.
Am anderen Ende der Stadt strolcht derweil Streuner durch die Straßen und genießt sein Leben in Freiheit ohne Besitzer und Hundemarke. Ausgerüstet mit den cleversten Tricks stielt er sich sein Essen und flieht regelmäßig vor dem örtlichen Hundefänger.
Eines Tages treffen diese unterschiedlichen Welten aufeinander und für beide Hunde beginnt ein spannendes Abenteuer mit einem Hauch Romantik. Und obwohl sie grundverschieden sind, kommen sie sich näher und erkennen wie wichtig es ist, ein Zuhause zu haben.
Die zeitlose Geschichte von Susi und Strolch, in welcher zwei unterschiedliche Welten aufeinandertreffen und beide Parteien feststellen, dass sie sich doch nicht ganz unähnlich sind, funktioniert heute noch genauso wie vor 65 Jahren. Die Neuauflage hat sogar an den richtigen Ecken die Figuren noch weiter ausgefeilt und ebenso Susi wie Strolch etwas mehr Tiefe und Hintergrund verliehen.
Hinzu kommt deutlich mehr Action, wenn es zum Beispiel um den Kampf gegen eine bissige Ratte oder eine Verfolgungsjagd geht. Und trotz dieser gelungenen Verbesserungen am Drehbuch mangelt es Susi und Strolch an Charme, Humor und Emotionen. Und der Grund ist schnell gefunden.
Wie auch bei der Neuauflage des Zeichentrick-Klassikers Der König der Löwen geht viel durch den Realismus und die Animationen verloren. Die amüsanten Gesichtszüge der gezeichneten Charaktere, die großen Hundeaugen und vieles mehr fallen der Realverfilmung zum Opfer und rauben dem Werk ein wichtiges Stilmittel.
Hinzu kommen die Stimmen im Original von Tessa Thompson (Thor: Tag der Entscheidung) als Lady und Justin Theroux (Bad Spies) als Tramp. Keinesfalls sind diese unpassend, aber immer wieder wenn ein Hund seinen Mund zum reden öffnet und die Stimmen erklingen, fühlt sich dies falsch an. Als Zuschauer ist man dankbar, wenn die Hunde ihren inneren Monolog führen und die tierische Schnauze geschlossen bleibt.
Es ist schade, dass der Film an seiner Umsetzung scheitert, da gerade das aufgewertet Drehbuch die ursprüngliche Geschichte stark verbessert und auch die bekannten Lieder und Szenen ihre Nostalgie versprühen. Insgesamt zeigt sich jedoch abermals, dass Disney-Remakes mit realen Darstellern wie beispielsweise Aladdin (2019) und Die Schöne und das Biest mehr nutzen aus einer Realverfilmung ziehen können. Die tierischen Abenteuer bleiben bis dato in ihren ursprünglichen Form Zeichentrick-Meisterwerke.
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