Die Tatsache, dass der Konzern Disney aktuell mit bekannten Rezepten kocht und alte Speisen erfolgreich aufwärmt, ist mittlerweile so bekannt, wie das Amen in der Kirche.
Mit Der König der Löwen (1994) hat es nun also auch endlich eines der beliebtesten Werke der Mäusefabrik getroffen. Die Realverfilmung der Coming-of-Age-Geschichte des Löwen-Jungen Simba sollte eine sichere Sache sein, oder?
Aus Dschungel und Steppe strömen die Tiere zusammen, um Zeugen eines großen Ereignisses zu werden. Auf dem Königsfelsen erwartet sie Mufasa, der König der Tiere. Stolz präsentiert er seinen Untertanen seinen erstgeborenen Sohn Simba, der eines Tages sein Nachfolger werden soll.
Doch alles kommt anders. Mufasas hinterhältiger Bruder Scar erhebt selbst Anspruch auf den Thron und schmiedet einen Plan, um zusammen mit seiner Armee von Hyänen die Herrschaft seines älteren Bruders zu stürzen.
Es gelingt Scar, Mufasa eine tödliche Falle zu stellen und Simba in dem Glauben zu lassen, er selbst habe den Tod seines Vaters verschuldet. Völlig niedergeschlagen und verängstigt flüchtet sich Simba in die Wüste und kehrt dem Königsfelsen und dem Geweihten Land den Rücken.
Aber Simba soll zu einem starken Löwen heranwachsen, der den Tod seines Vaters rächen und sein Rudel retten will! Mit der Unterstützung seiner neuen Freunde, Timon und Pumba, kehrt er zurück, um seinen Onkel für seine Taten zur Rechenschaft zu ziehen!
Erfolg trotz Plagiatsvorwürfen
Schon 1994 war die Geschichte von Der König der Löwen nicht sonderlich innovativ, sondern eher eine dreiste Kopie der Manga-Serie Kimba, der weiße Löwe. Ungeachtet dieses Plagiats war der Zeichentrick-Klassiker aus dem Jahr 1994 ein finanzieller Erfolg, der ebenso Kritiker begeistern konnte: ein Meilenstein für Disney.
2019, 25 Jahre später, ist die Technik nun soweit, dass das beliebte Familienwerk ein Remake erhält, welches zu 99,9% Prozent am Computer entstand. Und nachdem Regisseur Jon Favreau bereits mit The Jungle Book (2016) die Möglichkeiten der digitalen Kunst aufzeigte, erreicht sein neuestes Werk Der König der Löwen (2019) nochmals ungeahnte Dimensionen.
CGI kaum zu unterscheiden von Realismus
Der erschaffende Realismus der Tiere und der Landschaft ist so beeindruckend, dass man sich am liebsten immer wieder verwundert die Augen reiben möchte. Die Animationen des Fells, der Bewegungen und jedes einzelnen Körperteils sind so realistisch, dass man im Vergleich zu einem realen Tier nahezu keinen Unterschied sieht.
Doch einen enormen Unterschied gibt es: die Tiere in Der König der Löwen reden, lachen und singen. Und wenn der animierte Hyperrealismus auf diesen Surrealismus trifft, scheint für den Zuschauer die Welt des Films in sich zusammenzubrechen.
Das größte Problem des Films sind die Emotionen der Tiere, welche im Zeichentrick-Klassiker teils überspitzt, aber angebracht waren. Die Trauer, die Wut und die Freude waren für Jung und Alt auf den gezeichneten Gesichtern problemlos abzulesen. Die animierten Löwen hingegen wirken zu glatt, zu real.
Aber nicht nur dies sorgt dafür, dass das Remake weit hinter dem Original aus dem Jahr 1994 liegt. Die Daseinsberechtigung ist nicht vorhanden. Die Neuauflage ist nahezu eine 1:1-Kopie des Zeichentrickfilms und jegliche kleinere Änderung wirkt sich negativ aus. Einzig eine schön gestaltete und inhaltlich sinnvolle Szene, in der ein Fellbüschel von Simba über mehrere Stationen zum weisen Rafik gebracht wird, scheint eine Bereicherung.
Vergleich mit anderen Disney Realverfilmungen
Hier muss sich Der König der Löwen dem direkten Vergleich mit der Realverfilmung Aladdin (2019) stellen, der wenigstens neue Lieder, neue Witze und einen neuen Dschinni etabliert hat. Und dies erfolgreich trotz aller vorangegangener Kritik.
Die Animationen sind überwältigend, der Inhalt bekannt und die Emotionen vorhersehbar. Die Kinokassen lässt das Remake zwar klingeln, aber etwas mehr Mut wünscht man sich für weitere Realverfilmungen aus dem Hause Disney dann doch. Die größte Hoffnung scheint derzeit Mulan zu sein, der 2020 anlaufen wird. Der König der Löwen bleibt letzten Endes ein halbgarer Versuch alte Emotionen zu wecken.
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