Manch einer liebt sie und hält sie sich als Haustier. Viele andere wiederum geraten beim Anblick in Panik. Schätzungsweise fünf Prozent der Deutschen leiden an an Arachnophobie, also der Spinnen-Furcht.
Eine Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen
Das Kino hat sich diesen Ekel schon das ein oder andere mal zu Nutzen gemacht. Die bekanntesten Vertreter dürften Tarantula (1995), Arachnophobia (1990) und Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster (2002) sein.
Da all diese tierischen Werke schon ein paar Jahre zurückliegen, ist es höchste Zeit für eine neue Spinnen-Invasion. Das dachte sich wohl auch Regisseur Kiah Roache-Turner (Wyrmwood) mit seinem blutigen Streifen Sting.
Während die Straßen so stark eingeschneit sind, dass kaum ein fahrendes Auto zu sehen ist und der Wind die Äste gegen die Scheiben peitsch, kracht ein außerirdisches Ei durch das Fenster eines heruntergekommenen New Yorker Wohnhauses.
Ein hungriger neuer Bewohner
Die 12-jährige Charlotte streift durch die Lüftungsschächte des Hauses und stößt bei ihrer Erkundungstour auf das mysteriöse Wesen, das zuvor aus dem Ei geschlüpft ist. Es handelt sich um eine kleine Spinne. Da sich die rebellische Charlotte aktuell von ihrer Mutter, ihrem Stiefvater Ethan und dem neuen Bruder vernachlässigt fühlt, findet das Mädchen in dem Achtbeiner einen neuen Freund. Auf den Namen Sting getauft, wächst und gedeiht dieser auch im Eiltempo heran.
Reichen zunächst jedoch kleine Kakerlaken, um Sting satt zubekommen, dürstet es dem gefräßigen Monster schon bald nach mehr. Und während zunächst Vögel und Hunde auf dem Speiseplan stehen, stoppt Sting schon bald auch nicht mehr vor dem roten Lebenssaft der Bewohner des Hauses.
Rein theoretisch hätte dieser Horrorfilm auch den Titel Kankra tragen können. Unter diesem Namen kennen wir die große Spinne aus Der Herr der Ringe-Verfilmung. Regisseur Kiah Roache-Turner entschied sich jedoch seinen Film und die titelgebende Spinne nach Stich (eng. Sting), dem elbischen Schwert von Bilbo Beutlin, zu benennen.
Das ist Stich, du hast es schon einmal gesehen. Hab ich recht? Gollum. – Frodo Beutlin
Genauso wie sich der übernatürliche Horrorfilm bei seinem Namen an einer anderen Vorlage bedient, sind auch viele Elemente der Handlung schon bekannt. Aber gerade das Horror-Genre glänzt seit Jahrzehnten auch ohne allzu viel frischen Wind.
Sting hat drei starke Faktoren, die sich von der Masse abheben: tolle Special Effects, eine familiäre Note und eine dichte Atmosphäre.
In kammerspielartiger Manier verfolgt der Zuschauer über knapp 90 Minuten das Treiben der Bewohner in einem Mehrfamilienhaus. Verbunden durch dunkle Flure und beklemmende Lüftungsschächte agieren die menschlichen und tierischen Protagonisten auf kleinstem Raum. Diese Szenerie unterstreicht die ansonsten etwas einfache Handlung mit tollen Kameraaufnahmen.
Ein blutiger Kreaturenfilm mit einer überraschenden Portion Komik
Auch die Nebenhandlung rund um Charlottes Patchwork-Familie ist eine angenehme Storyline, die der Horrorgeschichte etwas mehr Tiefgang verleiht. Was hingegen die Science-Fiction-Elemente mit dem galaktischen Ei bewirken sollen, bleibt fragwürdig. Aber irgendwoher musste das Spinnen-Ei ja kommen.
Hauptdarstellerin Alyla Browne (Furiosa: A Mad Max Saga) liefert als Charlotte eine gute Leistung ab. Allerdings ist ihre Figur auch ein Kritikpunkt warum Sting nicht ganz so schaurig daherkommt. Wenn es beim großen Showdown darum geht sich gegen die monströse Spinne zu bewaffnen und Charlotte mit einer Wasserpistole in die Schlacht zieht, kommen Erinnerungen an Kevin – Allein zu Haus in den Sinn.
Der Film schafft nicht immer ganz den Spagat zwischen Horror und Humor. Denn neben den komödiantischen Einfällen, zu denen auch Kammerjäger Frank (Jermaine Fowler) gehört, gibt es auch verdammt grausige Spinnenmomente.
Horror hat einen neuen Namen: Sting
Highlight für Horror-Freunde dürfte neben einem abgenagten Papageien und Hund der Angriff von Sting auf eine Bewohnerin des Hauses sein, die im Badezimmer von dem ekeligen Achtbeiner überrascht wird. Wenn sich die nicht mehr ganz so kleine Spinne durch den Mund des noch lebenden Opfers verschafft, müssen nicht nur Arachnophobiker und -phobikerinnen kurz die Luft anhalten.
Auch wenn es Sting gerade in punkto Horror etwas an (Spinnen-)biss fehlt, unterhält der blutige Krabbelspaß gekonnt.
Fotos
alle Bilder >>
Bildrechte: SP Sting Productions / STUDIOCANAL