Nightsiren (2022) | Filmkritik

Nightsiren Filmkritik

In den letzten Jahren haben Folk-Horrorfilme wie Robert Eggers‘ The Witch, Valdimar Jóhannssons Lamb und Alex Garlands Men – Was dich sucht, wird dich finden dem Subgenre frischen Wind eingehaucht und echte Perlen der Filmkunst kreiert.

Die Anziehungskraft & Angst des Unbekannten

Mit Nightsiren gibt es nun einen weiteren Festival-Vertreter, der mit ruhigen Landschaftsaufnahmen und fast klaustrophobischen Handkamera-Einstellungen den starken Kontrast zwischen der Freiheit und Engstirnigkeit des Dorflebens porträtiert.

© Busch Media Group

Als Kind musste Sarlota mit ansehen, wie ihre jüngere Schwester eine Klippe hinunterstürzt. Und ganz unschuldig war das Mädchen nicht an dieser Tragödie. Um den Konsequenzen zu entkommen, verließ Sarlota daraufhin ihre Mutter und Heimat.

Wer sind die wahren Monster des Dorfes?

Zwei Jahrzehnte später kehrt Sarlota in ihr abgelegenes Heimatdorf in den Bergen der Slowakei zurück, um das Erbe ihrer toten Mutter anzutreten. Doch als sie dort ankommt, ist das Haus ihrer Mutter bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

Als sie in der verlassenen Hütte ihrer ehemaligen Nachbarin übernachtet, von der es heißt, sie sei eine Hexe gewesen, erinnert sich Sarlota an die Frauenfeindlichkeit, das Patriarchat und den Aberglauben, die sie zurückgelassen hat.

Und als sie sich einer Kräuterkundigen namens Mira nähert, glauben die Einheimischen, dass Sarlota ebenfalls eine Hexe sein muss. Während Sarlota auf der Suche nach Antworten ihrer Kindheit ist, beschuldigen die Dorfbewohner sie wegen alten Aberglaubens des Mordes und der schwarzen Magie.

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Das atmosphärische Mystery-Horrordrama Nightsiren entführt uns in die slowakischen Wälder und eine kleine Gemeinde, in der keinem Nachbarn zu trauen ist. Eine fesselnde Erkundung der Schrecken von Kleinstadtvorurteilen und Frauenfeindlichkeit in der modernen Slowakei.

Smartphones und Hexenverbrennung

Regisseurin Tereza Nvotová, die auch das Drehbuch mitschrieb, schuf einen interessanten Genre-Mix zwischen Drama und düsterem Folk-Horror, der in seinen stärksten Momenten mit tranceartigen Aufnahmen begeistert. Das hypnotisierende Hexenritual inmitten des Waldes ist mit seinen leuchtenden Farben wahrlich das Highlight des Films.

Aber auch in seinen weniger magischen Einstellungen schafft es Nightsiren mit seiner drückenden Atmosphäre zu fesseln. Auch das gelungene Zusammenspiel der Hauptdarstellerinnen Natalia Germani und Eva Mores trägt zum Film bei.

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Obwohl Nightsiren in der heutigen Zeit spielt, fühlt es sich geradezu fremdartig an, wenn die Dorfbewohner ihre Smartphones zücken. Mit mittelalterlichen Ansichten und Ritualen fühlt man sich wie in einer Parallelwelt, in der bereits nach der ersten Beschuldigung der Scheiterhaufen entzündet wird.

Verführerische Klänge der Sirene bei Nacht

Nebst all den positiven Elementen gibt es aber leider auch markante Schwächen. Der Schreibstil ist manchmal chaotisch, das Verhalten der Figuren ist ab und an seltsam und das größte Problem ist, dass es fast keine Nuancen gibt. Bei den Dorfbewohnern gibt es nur Schwarz oder Weiß.

Mit einem Hauch von Zauberei und Horror ist Nightsiren ein interessanter Blick auf die slowakische Gesellschaft abseits der Großstädte. Ein Ausflug in eine Welt, die sich vor dem fürchtet, was sie nicht versteht.

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