Man sagt Mickey Rourke vieles nach – aber absolut keine Langweiligkeit. Der vielschichtige Riese lässt es in seinem neuesten Film „Krieg der Götter“, der am 11.11.2011 in die Kinos kommt, auf der Leinwand mal wieder ordentlich krachen. Dabei hat Mr. Rourke nicht immer auf göttlichem Niveau agiert – doch genau deshalb gehört der Leinwandveteran zu den mit Abstand spannendsten Menschen in Hollywood.
Rourke boxt sich durch
Der irisch-stämmige Philip Andre Rourke jr. lernte schon früh die Schwierigkeiten des Lebens kennen: ein alkoholsüchtiger und gewaltbereiter Vater, Scheidung der Eltern, Umzug vom Bundesstaat New York ins sozial prekäre Miami Beach. 7 Jahre zählte der kleine Mickey da gerade mal. In einem Interview mit News.scotsman.com fasst er seine Kindheit als „sehr brutal“ zusammen.
Wahrscheinlich versuchte Mickey daher schon früh Härte zu beweisen und fing im Teenageralter an zu boxen. Mit nur 12 Jahren gewann er seinen ersten Amateur-Fight und schlug sich bis 1972 auch weiter sehr erfolgreich durch den Boxring: in 26 Kämpfen holte er 20 Siege. Doch der Sport verlangte ihm körperlich einiges ab: nach zwei Gehirnerschütterungen rieten die Ärzte ihm zu einer Kampfpause. Das Boxen war also vorerst abgeschrieben. Zum Glück! Sonst wäre der junge Highschooler möglicherweise gar nicht erst zum Schauspiel gekommen. 1971 hatte er seine erste Rolle in einem Schulstück, nach der Highschool machte er dann einige Nebenjobs, bevor er eine richtige Schauspielausbildung im Actors Studio begann.
Eroberung des Showbiz
Auch hier boxte sich Mickey erfolgreich durch das hart umkämpfte Showbiz. 1979 startete seine Karriere mit dem Spielberg-Film 1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood und wenige Jahre später bejubelte man ihn schon für Filme wie Body Heat, 9 ½ Wochen und Rumble Fish. Robert Downey Jr., mit dem er Jahre später vor der Kamera stehen sollte, sagte über Mickeys Rolle in 9 ½ Wochen „Als ich das damals sah (…) war das für mich die sexieste, rätselhafteste, komplexeste, smarteste, vielschichtigste männliche Hauptrolle, die ich je gesehen habe.“
Das war wohl etwas zuviel des Guten für den gehypten Newcomer. Der Erfolg stieg ihm zu Kopf, er fühlte sich unbesiegbar. „Ich war so arrogant damals…“ sagte er der Süddeutschen. Der Fall zurück in die Bedeutungslosigkeit war so zielsicher wie sein Faustschlag im Ring. Wie kaum eine andere Größe in Hollywood versorgte Mickey Rourke die Klatschmagazine mit neuem Stoff: er zelebrierte seine Alkoholexzesse, provozierte Schlägereien, lehnte Rollen in Das Schweigen der Lämmer, Rain Man und Pulp Fiction zugunsten von Softpornos wie Wilde Orchideen ab und beleidigte Kollegen und Arbeitgeber.
Der Weg nach unten
Mit hartem Aufprall landete er schnurstracks in der Gosse. Seine Filme wurden vom Publikum geradezu boykottiert, kein Regisseur war mehr bereit mit ihm zu arbeiten. Die Neunziger wurden zu Mickeys Zerreißprobe. Mit Mitte Dreißig kehrte er zu den Boxkämpfen zurück, blieb beinahe ungeschlagen, doch diesmal forderte der Sport einen noch größeren Tribut: mehrere zertrümmerte Wangenknochen, Nasenbrüche und einige gescheiterte Gesichtsoperationen später, ist der braunäugige Dandy von früher kaum wiederzuerkennen. An ein Comeback glaubte niemand – er selbst am wenigsten.
Zurück auf den Olymp
Doch auch andere wurden vor ihrer Zeit für tot erklärt. Um einiges reifer, klüger und bescheidener feiert Mickey seit Sin City (2005) seine Rückkehr nach Hollywood. Für diesen Film und vor allem seine Rolle in The Wrestler wurde er mit Auszeichnungen überschüttet und etablierte seinen neuen Status als Charakterdarsteller und Bösewicht mit dem Look des schlachterprobten Überlebenden auch in weiteren Blockbustern wie The Expendables oder Iron Man 2.
Und das Jahr 2011 beschert ihm ein weiteres glänzendes Kinohighlight. In „Krieg der Götter“ (Kinostart: 11.11.11) – einer Anlehnung an die Theseussage der griechischen Mythologie – spielt er den narbengesichtigen, rücksichtslosen König Hyperion, der mit der Befreiung der Titanen Menschen und Götter vernichten will. Auch von diesem neuen rourke‘schen Epos kann man einiges erwarten: majestätisch-ästhetische Kämpfe und Schlachten, düstere Mienen und Schicksale, heldenhafte und abgründige Charaktere. Denn statt Skandalen schlägt er uns heute lieber wieder sein wahrhaft großartiges Talent um die Ohren.
Krieg der Götter – Trailer: