Memoir of a Murderer (2017) | Filmkritik

Das südkoreanische Kino und Rache-Thriller gehen Hand in Hand. Vor allem seit Park Chan-wooks Rache-Trilogie, die die Werke Sympathy for Mr. Vengeance (2002), Oldboy (2003) und Lady Vengeance (2005) umfasst, verbindet man die koreanische Halbinsel mit diesem kühlen Genre.

Rache wird am besten kalt serviert

Mit Memoir of a Murderer wurde das Repertoire des Genres um einen ebenso cleveren wie spannenden Vertreter erweitert. Und Oldboy-Drehbuchautor Hwang Jo-yun wirkte auch hier an der Geschichte des Films mit.

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Auf den ersten Blick wirkt der in die Jahre gekommene Tierarzt Byung-su (Sol Kyung-gu) wie ein freundlicher Nachbar. Doch der greise Mann verbirgt ein düsteres Geheimnis: Vor seiner Alzheimer-Erkrankung war er als kaltblütiger Serienmörder aktiv.

Angefangen mit seinem tyrannischen Vater hat Byung-su immer wieder gehandelt, wenn er Unrecht sah. Und so hat er über die Jahre hinweg den nahegelegenen Bambuswald mit Leichen gefüttert. Erst ein schwerer Autounfall konnte seine Mordserie zu einem Ende bringen.

Traue nicht deinen Erinnerungen!

Seither hat aber nicht nur seine Mordlust nachgelassen, auch vergisst Byung-su immer wieder spontan was geschehen ist.

Als in der Kleinstadt, in der Byung-sus lebt, plötzlich die Leichen junger Frauen entdeckt werden, macht sich der pensionierte Tierarzt Sorgen: Hat er die Frauen umgebracht und kann sich nicht daran erinnern? Oder steckt der unschuldig aussehende Polizist Tae-ju (Nam-gil Kim) hinter den Taten?

Als dieser ausgerechnet mit Byung-sus Tochter ein Verhältnis beginnt, eskaliert die Situation. Byung-su muss etwas unternehmen, doch sein Gedächtnis spielt ihm immer wieder Streiche.

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Dass Serienmörder durchaus sympathisch daherkommen können, hat uns die Showtime-Serie Dexter eindrucksvoll bewiesen. Dies ist aber keinesfalls das Ziel von Regisseur Shin-yeon Won (The Battle: Roar to Victory).

Das südkoreanische Memento

Sein Werk Memoir of a Murderer lässt sich wohl am ehesten als eine Mischung aus Memento (2000) und Oldboy bezeichnen. Komplex und trist entfaltet sich die Geschichte mit Bedacht über seine Spielzeit von knapp zwei Stunden.

Das Spiel mit der Zeit und den Aussetzern der Titelfigur dürften als größte Stärke des Drehbuchs gelten.

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Aber auch die Besetzung weiß zu überzeugen. Sol Kyung-gu als wortkarger Mörder (Tsunami – Die Todeswelle) reißt den Film über weite Strecken an sich und überzeugt trotz weniger Dialoge. Manche Eigenschaften seiner Figur, wie etwa das verzögerte Lachen, wirkten ein wenig überspitzt, aber abseits davon zieht der mordende Tierarzt die Zuschauer in seinen Bann.

Bekannte Gesichter am Tatort

Der charismatische Polizist und vermeintliche Serienmörder wird von Kim Nam-gil dargestellt (Pirates – Das Siegel des Königs). Konträr zu Byung-su scheint Tae-ju die Situation immer im Griff zu haben.

Kim Seol-hyun, besser bekannt als Seolhyun und Mitglied der Girlgroup AOA, übernimmt die Rolle der gefährdeten Tochter. Mit Dal-su Oh ist nicht nur ein bekanntes Gesicht aus Oldboy (2003) mit an Bord. Auch sahen wir den südkoreanischen Schauspieler bereits in Lady Vengeance, I’m a Cyborg, But That’s OK (2006) und Durst (2009).

Insgesamt steht Memoir of a Murderer vielleicht ein wenig im Schatten der genannten Rache-Trilogie, geht aber keinesfalls in diesem unter und hat viele Lichtblicke. Der südkoreanische Rache-Thriller weiß um seine Stärken und spielt diese gekonnt aus.

Angemerkt sei noch, dass der Director’s Cut des Films nicht nur 10 Minuten länger ist, sondern ebenfalls auch ein anderes Ende offenbart. Wer die Möglichkeit hat, sollte diese Version von Memoir of a Murderer bevorzugen.

Memoir of a Murderer als Mediabook

Seit dem 4. Juni 2021 gibt es das Werk als DVD, Blu-ray und Video-on-Demand. Außerdem als streng limitiertes Doppel-Blu-ray-Mediabook, das den längeren Director’s Cut enthält!

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