Licorice Pizza (2021) | Filmkritik

Regisseur Paul Thomas Anderson ist nicht dafür bekannt, dass er Filme am laufenden Band produziert. Aber wenn er einen Spielfilm in die Kinos bringt, ist die Handschrift des Filmschaffenden deutlich zu erkennen.

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Nach Boogie Nights (1997), Magnolia (1999) und There Will Be Blood (2007) erzählt Anderson nun mit Licorice Pizza eine ungewöhnliche Liebensgeschichte, die inmitten der 1970er angesiedelt ist.

1973, San Fernando Valley: Die 25-jährige Alana Kane jobbt als Fotoassistentin und fotografiert Jugendliche an den Schulen. Weitere Pläne und Ambitionen scheint sie nicht zu haben. Doch dann tritt der junge Gary Valentine in ihr Leben.

Freundschaft & Liebe

Am Schulfototag beginnt Gary wie aus dem Nichts ein Gespräch mit der zehn Jahre älteren Frau. Trotz des Altersunterschieds ist Alana von seinem Selbstvertrauen und seinen Geschichten gefesselt. Denn Gary ist nicht nur bereits als Schauspieler aktiv, er hat auch einen Sinn für das ganz Große und seine Zukunft fest im Blick.

Und so kommt es, dass zwischen Gary und Alana eine enge Freundschaft entsteht. Oder steckt vielleicht noch mehr hinter ihren Gefühlen?

Zusammen reist das ungleiche Paar durch das Land, eröffnet einen Shop für Wasserbetten und wundert sich immer wieder über die kuriose Beziehung, die sie führen. Im Sommer des Jahres 1973 scheint alles möglich zu sein.

Der Schauplatz des Films Licorice Pizza ist das San Fernando Valley der 1970er Jahre, die Gegend, in der Regisseur Paul Thomas Anderson selbst aufgewachsen ist. Mit seinem neuesten Werk schafft er eine sommerliche Hommage und erzählt eine Geschichte, die von den Problemen und Hoffnungen der Jugend zu berichten weiß.

Eine sommerliche Romanze

Der selbstbewusste Gary Valentine wird vom Debütschauspieler Cooper Hoffman gespielt. Der Sohn des verstorbenen Oscar-Gewinners Philip Seymour Hoffman (Die Tribute von Panem-Reihe) liefert eine gekonnte Leistung ab, die pure Lebensfreude widerspiegelt.

Seine Figur basiert dabei lose auf Gary Goetzman, einem Wasserbettunternehmer aus Los Angeles, der heute als erfolgreicher Film- und Fernsehproduzent unterwegs ist. In Licorice Pizza ist Gary immer auf der Suche nach dem nächsten großen Ding, sei es der Wasserbett-Wahn oder die Eröffnung eines Flippersalons. Egal ob ein Plan gelingt oder vollkommen schiefgeht, Gary verliert nie sein breites Lächeln.

Das Alter ist nur eine Zahl

Und während der 15-jährige Junge seinem Alter weit voraus ist, scheint die 25-jährige Alana das genaue Gegenteil zu verkörpern. Verloren und perspektivlos lebt die junge Frau ihr Leben. Doch zusammen mit Gary lernt sie, dass die Welt viele neue Abenteuer und Aufgaben bereithält.

Für Pop- und Rock-Musikerin und Filmschauspielerin Alana Haim ist Licorice Pizza ebenso ihre erste Filmrolle und es ist auch bei ihr auffallend, mit welcher Leichtigkeit sie ihre Figur zum Leben erweckt.

Als wäre das Hin und Her zwischen diesen beiden Figuren nicht schon unterhaltsam genug, kommen noch zahlreiche Gastauftritte hinzu.

Einer der unvergesslichsten Charaktere dürfte Bradley Coopers sein, der als Friseur und späterer Produzenten Jon Peters wütend durch die Stadt marschiert. Und auch der zweifache Oscar-Preisträger Sean Penn (The Tree of Life) gibt sich die Ehre und flirtet mit Alana im Restaurant Tail o‘ the Cock. Als Schauspieler Jack Holden – eindeutig eine Anspielung auf den Oscar-Preisträger William Holden – rast er abschließend mit dem Motorrad durch die Nacht und springt durch das Feuer.

Werden Gary und Alana zusammenkommen?

Um das gesamte Setting abzurunden erklingt ein Soundtrack voller nostalgischer Musik und Anspielungen auf Richard Nixon, den Pornofilm Deep Throat und die Gasknappheit werden gekonnt in die Handlung eingearbeitet.

Regisseur Paul Thomas Anderson erzählt eine doppelte Coming-of-Age-Geschichte von Gary und Alana, die immer wieder zwischen Comedy und Drama balanciert und am Ende einfach nur wunderschön anzuschauen ist.

Bildrechte: Universal Pictures Germany