Nach dem Erfolg von Iron Man (2008) stand Regisseur Jon Favreau unter Druck: Wie toppt man den ersten großen Erfolg des Marvel Cinematic Universe? Mit Iron Man 2 (2010) versucht er, das Fundament für ein wachsendes Helden-Universum zu legen – und liefert dabei eine Fortsetzung, die zwischen furioser Action und erzählerischer Schwere pendelt.
Der eiserne Rückkehrer – Tony Stark zwischen Ruhm und Selbstzweifel
Robert Downey Jr. kehrt in seine Paraderolle zurück und beweist erneut, dass niemand den exzentrischen Milliardär Tony Stark besser verkörpern kann. Seine Darstellung ist eine faszinierende Mischung aus Arroganz, Verletzlichkeit und Charme. Besonders beeindruckend ist, wie Downey Jr. die innere Zerrissenheit Starks spielt – ein Mann, der unter seiner glänzenden Rüstung zunehmend an Selbstzweifeln und Depressionen leidet.

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Leider sind nicht alle Figuren so vielschichtig gezeichnet wie der Protagonist. Gwyneth Paltrow bleibt als Pepper Potts auch im zweiten Teil hübsches, aber blasses Beiwerk. Don Cheadle ersetzt Terrence Howard als James „Rhodey“ Rhodes – alias War Machine – und bekommt zwar mehr Leinwandzeit, bleibt jedoch ein Sidekick ohne viel Tiefe. Selbst Tony Stark macht dies in einem Dialog deutlich, als er Rhodey fragt, ob dieser bereit sei sein Sidekick zu sein.
Eine positive Ausnahme ist Jon Favreau selbst, der als Happy Hogan erneut für charmante Comic-Reliefs sorgt. Sein Timing sitzt, und er bringt genau den Humor, den der Film in seinen schwächeren Momenten dringend braucht.
Scarlett Johansson betritt die Bühne
Ein Highlight des Films ist die Einführung von Scarlett Johansson als Natasha Romanoff alias Black Widow. Sie bringt frischen Wind in das Marvel-Universum, kombiniert Eleganz mit Schlagkraft und deutet bereits an, welche Bedeutung ihre Figur in späteren Filmen haben wird. Ihre Actionszenen sind präzise choreografiert, und ihr Auftritt verleiht Iron Man 2 die nötige Coolness, die man in den ruhigeren Passagen manchmal vermisst. Außerdem deutet sie zusammen mit Nick Fury, gespielt von Samuel L. Jackson, die kommende Zusammenkunft der Marvel Superhelden als Avengers an.
I told you I don’t want to join your super-secret boy band.
Der Antagonist Ivan Vanko alias Whiplash, gespielt von Mickey Rourke, ist eine der besseren Schurkenfiguren des frühen MCU. Sein Motiv – Rache für die Taten von Starks Vater – ist nachvollziehbar und gibt ihm mehr Tiefe als vielen Marvel-Bösewichten.
Rourkes eigene Karriereerfahrung – der Wiederaufstieg nach The Wrestler (2008) und Sin City (2005) – spiegelt sich subtil in seiner Darstellung wider. Man spürt den Schmerz, die Wut und den Stolz eines Mannes, der beweisen will, dass er mehr ist als nur eine Fußnote in Starks Glanzgeschichte.

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Sam Rockwell als Justin Hammer soll den arroganten Stark spiegeln – doch wo Downey Jr. charmant und charismatisch wirkt, bleibt Rockwell oberflächlich. Er scheitert sowohl am Versuch, die gleiche Coolness auszustrahlen, als auch daran, als ernstzunehmender Geschäftsmann zu überzeugen. Seine Performance fügt sich nicht nahtlos in das Ensemble ein und seine Szenen verfügen über keinerlei Schlagkraft.
Bombastische Action, aber schwächelndes CGI
Die Action-Sequenzen gehören zu den stärksten Momenten des Films. Besonders der Kampf auf dem Formel-1-Kurs in Monaco bleibt in Erinnerung – stylisch, laut und perfekt getimt. Hier zeigt Favreau, wie man Spannung mit visueller Wucht kombiniert. Auch das Finale überzeugt mit spektakulären Explosionen und einem tollen Zusammenspiel von Iron Man und War Machine.
Drop your socks and grab your crocs, we’re about to get wet on this ride.
Doch das CGI zeigt ab und an Schwächen: Anders als im ersten Film wirken einige Effekte unecht, besonders wenn digitale Figuren mit realen Darstellern interagieren. In diesen Momenten reißt der Film den Zuschauer aus der Immersion.

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Während der Auftakt und das Finale stark inszeniert sind, fällt der Mittelteil deutlich ab. Lange Dialogpassagen, zähe Expositionsszenen und zu viele Nebenhandlungen bremsen den Film aus. Trotzdem gelingt es Iron Man 2, das MCU entscheidend zu erweitern: S.H.I.E.L.D., Nick Fury, Black Widow und Anspielungen auf zukünftige Heldenfilme machen deutlich, dass hier das Fundament für die Avengers-Ära gelegt wird.
Ein glänzendes Stück Marvel-Geschichte mit Rostflecken
Iron Man 2 ist kein perfektes Sequel, aber ein wichtiger Baustein des Marvel Cinematic Universe. Robert Downey Jr. trägt den Film mit seiner charismatischen Präsenz und seinem emotionalen Tiefgang. Trotz der erzählerischen Hänger und des schwächeren CGI bleibt die Fortsetzung unterhaltsam und actionreich. Das Worldbuilding funktioniert großartig und die Einführung neuer Figuren macht Lust auf mehr. Stark im Auftakt und Finale, mit einem rostigen Mittelteil, aber glänzendem Heldenherz.

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