Following (1998) | Filmkritik

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Wenn Regisseur Christopher Nolan in Hollywood ruft, scheint ihm jedes Budget gewährt zu werden. Nach Erfolgen wie Oppenheimer ($100 Mio. Budget), Tenet ($205 Mio. Budget) und Interstellar ($165 Mio. Budget) scheint dies auch keine schlechte Entscheidung für alle beteiligten Studios.

Kein Budget? Kein Problem!

Doch kann der Filmschaffende nur mit großer Summe seine epischen Geschichten erzählen? Nolans erster Spielfilm, der Low-Budget-Krimi Following aus dem Jahr 1998, zeigt, dass der geschickte Filmschaffende auch mit wenigen Mitteln eine atmosphärische Geschichte erzählen kann.

© Pandastorm Pictures

Der erfolglose Schriftsteller Bill beobachtet für seine neueste Geschichte wahllos fremde Menschen auf den Straßen Londons. Er sieht sie aus der Haustür kommen, schleicht ihnen in der Innenstadt hinterher und beobachtet sie im Restaurant.

Du bist nie allein

Dabei hat er sich klare Regeln aufgestellt, um keinen Ärger zu bekommen. Bei Dunkelheit werden keine Frauen verfolgt und keine Person darf mehrmals bespitzelt werden. Doch Bills Neugierde lässt ihn schnell seine eigenen Regeln brechen und die Folgen scheinen weitreichend.

Das zwielichtige Hobby wird Bill zum Verhängnis, als der von ihm beobachtete Verbrecher Cobb ihn entdeckt und anspricht. Doch Cobb scheucht den Voyeur keineswegs vom Hof sondern lädt ihn in seine düstere Welt ein. Wie auch Bill beschattet Cobb ahnungslose Passanten und geht noch einen Schritt weiter: Cobb steigt in die Wohnungen seiner Opfer ein und begeht kleine Raubzüge. Schnell wird für Bill aus einem Zeitvertreib eine Obsession, die ihn tief in die kriminelle Unterwelt treibt.

© Pandastorm Pictures

Christopher Nolan gilt nicht ohne Grund als Garant für intelligentes Mainstream-Kino. Jahre vor seinen komplexen Werken Memento (2000) und Prestige (2006) schuf er mit Following einen ebenso verworrenen Thriller, der sein Publikum zum Nachdenken anregt und nicht immer in chronologischer Reihenfolge abläuft.

Stalking als Hobby & Einbruch als Nervenkitzel

Mit Produktionskosten von knapp 6000 US-Dollar, komplett in schwarz-weiß gedreht und mit Freunden und Familie vor der Kamera saugt Nolan seine Zuschauer ein in die kriminelle Unterwelt Londons. Der größte Unterschied zu den aktuellen Werken des Regisseurs dürfte die Spielzeit sein: Mit lediglich 70 Minuten Laufzeit vergeht Following im Vergleich zu den 2 bis 3 Stunden Filmen Nolans in Windeseile.

Und doch baut das Drehbuch starke Figuren auf, etabliert eine komplexe Handlung und endet mit einem Kniff, der Meisterwerken wie Die üblichen Verdächtigen kaum nachsteht.

© Pandastorm Pictures

Auch wenn es sich bei den Darstellern des Films überwiegend um Familienangehörige und Freunde des Regisseurs handelt, liefern diese eine gelungene Leistung ab. Vor allem die beiden Protagonisten Jeremy Theobald (Batman Begins) als Bill und Alex Haw als Cobb, für den dies seinen einzigen Schauspiel-Auftritt darstellt, spielen unter der Regie Nolans gekonnt.

Britisches Neo-Noir-Kunstwerk

Dieser Film zeigt, dass Nolan ein Meister seines Fachs ist, der nicht auf große Budgets angewiesen ist. Mit einem starken Drehbuch schafft er mit einfachen Mitteln einen mitreißenden Kriminalfilm.

Ein besonderer Leckerbissen für Christopher Nolan-Fans: Ab dem 03. Mai 2024 gibt es den Erstling von Christopher Nolan als limitiertes Mediabook. Seit dem 08. März ist der Film bereits digital erhältlich.

Bewertung

Trailer

Informationen

Following | 17. Februar 2005 (Deutschland) 7.5
Regisseur: Christopher NolanDrehbuchautor: Christopher NolanDarsteller: Jeremy Theobald, Alex Haw, Lucy RussellHandlung:

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Bildrechte: Pandastorm Pictures

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