Ein leichtes Mädchen (2019) | Filmkritik

Ein leichtes Mädchen

Freizügige junge Frauen und ein in die Jahre gekommener Regisseur sind beim französischen Film durchaus keine Seltenheit. Für das Werk Ein leichtes Mädchen nahm jedoch die in Paris geborene Regisseurin Rebecca Zlotowski die Zügel in die Hand und erzählt eine Geschichte mit deutlich mehr weiblicher Sichtweise. Die Freizügigkeit bleibt allerdings erhalten.

Ein erotisches Abenteuer für Mina Farid und Zahia Dehar

Die in Cannes lebende Naïma (Mina Farid) hat gerade ihren 16. Geburtstag gefeiert. Und pünktlich zu diesem Feiertag und den beginnenden Ferien taucht ihre hübsche und selbstbewusste Cousine Sofia (Zahia Dehar) auf der Bildfläche auf.

© Alamode Film

Der ruhige Strandurlaub rückt daraufhin schnell in den Hintergrund. Angezogen von der mondänen Welt der oberen Zehntausend, in der Gefühle käuflich sind, denkt sich Sofia nichts dabei, auch Naïma in die schillernde Welt der Schönen und Reichen mitzunehmen.

Im Schatten der hübschen Cousine

Während die 22-jährige Sofia große Aufmerksamkeit bei der Männerwelt erregt, versucht Naïma immer mehr ihrer großen Cousine nachzueifern.

Schnell lernt die junge und unerfahrene Schülerin, wie man Zuneigung gegen Aufmerksamkeiten, nackte Haut gegen Yachtausflüge und auch Sex gegen Geld eintauschen kann. Über die Folgen dieses Handelns denken die beiden Mädchen jedoch nicht nach.

© Alamode Film

Coming of Age-Filme aus Frankreich sind wahrlich keine Seltenheit und Werke wie Mustang (2015), Blau ist eine warme Farbe (2013) oder Jungs bleiben Jungs (2009) konnten auch in unseren Gefilden für Aufmerksamkeit sorgen. Im Gegensatz zu den genannten Werken übernahm bei Ein leichtes Mädchen (englischer Titel: An Easy Girl) eine Frau die Regie und erzählt die Geschichte ebenso sanft wie authentisch.

Figuren ohne Tiefgang

Die Charakterzeichnung ist dabei allerdings recht simpel gestaltet. Auf der einen Seite haben wir die unerfahrene Naïma, die gut behütet bei ihrer Mutter aufwächst und eher kindlich naiv wirkt. Ihre Cousine Sofia hingegen ist selbstbewusst und weiß die Männer um den Finger zu wickeln.

Im Laufe der Geschichte nähern sich die beiden Figuren charakterlich immer mehr an, doch wirkliche Tiefe wird nicht entwickelt.

© Alamode Film

Ein Sommer voller Erotik

Während der Zuschauer beobachtet, dass Naïma zwischen ihren alten Freunden und dem Glanz der Erwachsenen hin und herwechselt, erhält Sofia leider recht wenige Momente, in denen wir einen Einblick in ihre Gefühlswelt erhaschen.

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Dargestellt werden die beiden unterschiedlichen Frauen von Mina Farid und Zahia Dehar. Während erstere ein recht unbeschriebenes Blatt in der Filmwelt ist, kennt man Dehar unter anderem durch den Prostitutionsskandal um Fußballspieler Franck Ribéry, welcher sich mit dem damals minderjährigen Mädchen eingelassen haben soll. Aber dies ist wohl eher der Stoff für einen eigenen Film.

In Ein leichtes Mädchen spielt vor allem Farid locker und glaubhaft auf. Dehar spielt primär ihre Reize aus und wirkt meist ein wenig sinnlich benebelt. Insgesamt liefern jedoch beide Frauen eine schauspielerische Leistung, die die Machart des Films unterstützt und vor allem natürlich wirkt.

Mit sonnigen, hellen Bildern, einer fühlbaren Leichtigkeit und ambitionierten Darstellern führt uns Ein leichtes Mädchen durch einen Sommer voller Erotik, Leidenschaft, Eifersucht und Drama. Gespickt mit vergrübelten Dialogen über das Leben, prickelnden Sexszenen und stillen Momenten erzählt das Werk eine Geschichte, die wohl so manch ein Mädchen im Kern nachempfinden kann.

Alles in allem zeigt der Film jedoch eher ein leichtes Aufblühen und keine Blume, die am Ende in voller Pracht erstrahlt.

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