Der Pfau (2023) | Filmkritik

Der Pfau

Der Roman Der Pfau von Isabel Bogdan ist eine amüsante Gesellschaftssatire, in der zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinanderprallen. Als Hörbuch, vorgelesen von Christoph Maria Herbst, konnte die Geschichte sogar noch an Unterhaltung zulegen.

Bei der Farbe Blau sieht der Pfau immer rot

Einer humorvollen Verfilmung sollte bei der leichten Vorlage also kein Hindernis im Wege stehen. Wieso also scheitert der Film von Regisseur Lutz Heineking an allen Ecken und Enden?

© Tobis Film GmbH

Schon bei der Ankunft von Linda Bachmann, einer Investmentbankerin, und ihrem Team auf dem Landsitz von Lord und Lady McIntosh zeichnet sich ab, dass das bevorstehende Wochenende in Schottland wohl alles andere als entspannt sein wird.

Ein Federkleid voller Geheimnisse

Die Jahresbilanz ist enttäuschend, die Kollegen beäugen einander und ihre Chefin voller Misstrauen, während das Gerücht die Runde macht, dass in naher Zukunft ein Mitarbeiter für Compliance das Team umstrukturieren soll. Zu allem Überfluss erweist sich auch das Anwesen als wenig gemütlich – selbst die Kochkünste von Helen vermögen darüber nicht hinwegzutäuschen.

Auch die Methoden der jungen Seminarleiterin Rebecca wirken eher fragwürdig. Als dann zunächst der Lieblingspfau des Lords und kurz darauf die Lieblingsgans der Lady verschwinden, ist weiterer Streit und Chaos vorprogrammiert. Und zu guter Letzt beginnt es auch noch zu schneien.

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Schnell fühlt man sich bei all den schrägen Figuren und kleinen Verbrechen an Whodunits wie Knives Out – Mord ist Familiensache erinnert. Das Problem ist aber, dass es keinen wirklichen Fall zu lösen gibt. Zwar gibt es einen Mord an einem Pfau, aber der Täter wird bereits in den ersten Minuten des Films offenbart.

Von Pfauen und Menschen

Was in den kommenden, quälendlangen 105 Minuten passiert, ist schwer einzuordnen. Selten ergeben sich humorvolle Momente. Über den längsten Zeitraum beobachtet man als Zuschauer, wie sich eine Handvoll Banker im schottischen Nichts beim Teambuilding schwer tut. Und all das mit der Steifheit, die man eher bei einem Kreditgespräch erwarten würde.

Alle Konflikte, alle einzelnen Handlungsstränge und alles drumherum wird lieblos in einzelnen Kapiteln vorgeführt. Die technische Finesse, dass es immer wieder Orts- und Handlungswechsel gibt, die einem Brettspiel wie Cluedo ähnlich sein sollen, ist eines der wenigen Highlights.

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Bei der Besetzung des Films gibt es ebenso Lichtblicke wie dunkle Schatten. Während Lord (Philip Jackson) und Lady Macintosh (Victoria Carling) leider wenige Momente im Film haben, um mit ihrer britischen Art zu glänzen, nimmt David Kross als verunsicherter Banker David und Partner in Crime recht viel Leinwandzeit ein. Seine Darstellung gehört zu den besten Leistungen des Films.

Fisch oder Fleisch? Oder Pfau?

Serkan Kaya als überambitionierter Bernhard, Tom Schilling als verunsicherter Familienvater Andreas und Jürgen Vogel als entspannter Jim sind solides Beiwerk. Lavinia Wilson in der präsenten Rolle der Linda Bachmann will nicht allzu viel Sympathie gewinnen und verkommt eher zum nervigen Dreh- und Angelpunkt. Ein Totalausfall ist Annette Frier in der Rolle der Köchin Helen. Nicht nur ist ihr Schauspiel im Vergleich zum restlichen Ensemble zu überspitzt, auch ist ihre Rolle unpassend angelegt. Da hilft auch nicht der hippe Nasenring.

Der Pfau schafft es als Buch und Hörbuch zu unterhalten, scheitert aber als Adaption auf der großen Leinwand. Der Charme der Figuren, der skurrile Witz und der kleine Hauch von Agatha Christie wollen einfach nicht funktionieren. Als würde man eine Runde Cluedo mit offenen Karten spielen.

Bewertung

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Der Pfau | 16. März 2023 (Deutschland) 5.2

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