Das perfekte Geheimnis (2019) | Filmkritik

Das perfekte Geheimnis

Mit über 5. Millionen Kinozuschauern ist Das perfekte Geheimnis der erfolgreichste deutsche Kinofilm des Jahres 2019. Lediglich die internationalen Blockbuster Die Eiskönigin II, Der König der Löwen und Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers konnten noch mehr Leute in die Lichtspielhäuser locken.

Doch Das perfekte Geheimnis ist keineswegs deutsche Hausmannskost, sondern eine italienische Spezialität.

Der Ensemblefilm ist ein Remake des italienischen Werks Perfetti Sconosciuti von Regisseur Paolo Genovese aus dem Jahr 2016 und wurde nach seinem Erfolg in zahlreichen Ländern neu verfilmt. In Deutschland übernahm Regisseur Bora Dağtekin (Fack ju Göhte-Reihe) diese Aufgabe.

© Constantin Film

Drei Frauen. Vier Männer. Sieben Smartphones. Und ein verhängnisvolles Spiel.

Eigentlich sollte es ein harmloses Wiedersehen alter Schulfreunde und ihrer Partner werden. Das Pärchen Rocco und Eva Koch hat zum gemeinsamen Abendessen in ihre Münchner Dachgeschosswohnung eingeladen und Hausmann Leo und seine Karrierefrau Carlotta, der stets erfolglose Simon und seine neue Flamme Bianca und Dauer-Single Pepe sind der Einladung gefolgt.

Bereits vor dem ersten Gang sind die ersten Gläser Wein geleert und die vermeintlichen Freunde entschließen sich zu einem Spiel: Alle legen ihr Handy offen auf den Tisch und für die gesamte Dauer des Abends werden alle eingehenden E-Mails laut vorgelesen, Telefonate werden laut geführt und auch jede noch so kleine WhatsApp-Message wird vorgetragen.

Was als harmloser Spaß beginnt, artet jedoch bereits nach wenigen Nachrichten zu einem emotionalen Durcheinander aus und jeder am Tisch fürchtet, dass sein Handy als nächstes klingeln könnte. Doch wer der sieben Freunde hat das dunkelste Geheimnis mit an den Tisch gebracht?

© Constantin Film

Für die deutsche Adaption hat Regisseur Bora Dagtekin einen namhaften Cast vor der Kamera versammelt, der ausgewogen und auf Augenhöhe agiert. Karoline Herfurth, Jella Haase (Kriegerin) und Elyas M’Barek, alle drei auch bekannt aus der Fack ju Göhte-Reihe, Florian David Fitz (Vincent will Meer), Frederick Lau (Simpel), Jessica Schwarz (Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders) und Wotan Wilke Möhring (Lommbock) gehören seit Jahren zu der deutschen TV- und Kinowelt und liefern durch die Reihe einen erwartet überzeugenden Auftritt ab.

Wirklich in den Vordergrund spielen kann sein keiner der Akteure, einzig Haase fällt als doch etwas zu naiv und simpel auf. Dies mag aber vor allem ihrer Rolle geschuldet sein, die wohl am wenigstens Tiefgang im Drehbuch erfährt. Ansonsten hat die Geschichte für jede Figur eine durchaus dunkle Überraschung parat.

© Constantin Film

Und gerade an diesen Wendungen kann man sich stören. Das perfekte Geheimnis steuert nicht auf einen großen Knall hin, der sich atmosphärisch nach und nach aufbaut, sondern spendiert jeder Figur ein mehr oder weniger großes Geheimnis. Fremdgehen, Kokain, geheime Schwangerschaften, ein Coming-Out, Erziehungssorgen, Brustvergrößerung, Karrieredenken und so weiter. Die Liste der Geheimseins ist nicht nur lang; sie ist unglaubwürdig lang.

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Auch wenn einige Wendungen geschickt und spannend platziert sind, ist die Dichte an Offenbarungen einfach zu viel. Hinzu kommt, dass trotz der schauspielerisch überzeugenden Leistungen schnell die Frage aufkommt: „Wieso sind diese Menschen überhaupt Freunde und treffen sich zu einem gemeinsamen Abendessen?“

Noch bevor die erste wirkliche Bombe platzt, wird gemobbt, gepiesackt und öffentlich ausgelacht. Als Zuschauer kann man sich nur den Worten von Pepe anschließen, der irgendwann fragt, ob man überhaupt noch befreundet ist.

Gerade wenn zum Ende hin dann die Spannung gut aufgebaut ist, die Konflikte interessant behandelt werden und das Chaos perfekt ist, liefert Das perfekte Geheimnis einen Abschluss, der in seiner Botschaft kaum schlimmer hätte ausfallen können. Lügen und Gewalt lassen einen schrecklichen Abend vergessen und beleben die Freundschaft neu – bei dieser Moral-Abrechnung versagt der ansonsten überwiegend interessante Film auf ganzer Linie.

Wie die von Rocco Koch servierten Gänge im Film hat auch Das perfekte Geheimnis einige Leckereien zu bieten, aber leider auch oftmals einen bitteren Beigeschmack. Schokoladenhühnchen schmeckt halt einfach nicht jedem.

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Bildrechte: Constantin Film

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