Air – Der große Wurf (2023) | Filmkritik

Air - Der grosse Wurf

Ob US-amerikanische Basketball-Nationalmannschaft, Premier-League Fußballteam FC Liverpool oder Tennis-Profi Rafael Nadal: Die Marke Nike ist heutzutage der führende Sportartikelhersteller. Und auch die Sneaker sind legendär.

Manche Symbole sollen fliegen

Viele Welt-Sportler haben zudem einen lukrativen Sponsoring-Vertrag mit der Firma, dessen Name an die griechische Siegesgöttin erinnert und ihren Sitz in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon hat. Doch so erfolgreich lief es nicht immer für das Unternehmen.

Der Film Air: Der große Wurf setzt an dieser Erfolgsgeschichte an. Im Jahre 1984 soll die Basketball-Abteilung von Nike schließen. Zwar ist die Firma aus Oregon die Nummer drei hinter Adidas und Converse, doch läuft es in der NBA noch nicht so rosig.

© Warner Bros.

Sonny Vaccaro (Matt Damon) ist Markenchef bei Nike und verbringt seine Abende gerne im Casino. Geschäftsführer Phil Knight (Ben Affleck) möchte von ihm, dass er ein neues NBA-Talent für Nike verpflichtet. Doch anstatt wie sonst üblich mehrere Spieler unter Vertrag zu nehmen, will Vaccaro den 21-jährigen Neuling Michael Jordan verpflichten.

Um zu lernen, zuerst erfolgreich zu sein, müssen Sie das Scheitern lernen. – Michael Jordan

Für diesen Schachzug soll Nike das gesamte Sponsoring-Budget opfern. Für sein Vorhaben bekommt der Markenchef Gegenwind von fast allen Seiten. Nicht nur sein Chef, sondern auch seine Kollegen und auch Michael Jordans Agent, David Falk (Chris Messina), wollen ihm das ausreden.

Denn Nike ist eher der Underdog in der NBA. Doch dies soll sich schon bald ändern.

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In Air: Der große Wurf gehen wir auf eine Reise in die 80er-Jahre und erleben den Aufstieg des Big-Players Nike. Was sich im ersten Moment nach einem reinen Marketing-Film anhört, entpuppt sich als gut gefilmte Geschichte. Denn sowohl der sensationelle Cast, die Regie und das Drehbuch überzeugen.

Eine Legende wird geboren

Die Story schafft den schmalen Grat zwischen sportlichem und wirtschaftlichem Aufstieg. Regisseur Ben Affleck (Argo) zeigt eine Truppe von Losern, die alle ihre Probleme haben, aber stetig um Verbesserung kämpfen. Im Kern glauben sie an den Erfolg, doch steht ihnen dafür zu viel im Weg.

Affleck setzt auf viele Dialogsequenzen und das gut verfasste Drehbuch von Alex Convery, welches zugleich sein erstes verfilmtes Exemplar ist. Der Regisseur baut eine nachvollziehbare Geschichte auf, dessen Ausgang bekannt ist. Nur fragt man sich als Zuschauer, wie Nike den Aufstieg geschafft hat. Und allein die Tatsache, dass alles von der sportlichen Karriere Michael Jordans abhing, ist unglaublich.

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Der laut vielen Journalisten als bester Basketballer aller Zeiten bezeichnete Athlet hat einen großen Teil zum Aufstieg Nikes beigetragen. Seine MVP-Auszeichnungen, die Meisterschaften, die Olympia-Gold-Medaillen der USA: Alles hat dem US-Konzern mit dem markanten Swoosh-Logo und dessen Scoutingabteilung zu Ruhm verholfen. Umgekehrt hat Nike dem Basketballer auch den finanziellen Rückhalt gegeben, welche Auswirkungen dies auf den jungen Michael Jordan hatte, ist allerdings unklar.

Verstecktes Marketing?

In dieser wunderbaren Balance schreitet der 112-minütige Film voran. Der Grat bei solchen Geschichten ist sehr schmal. Dreht man die Knöpfe zu sehr in eine Richtung wirkt der Film unsympathisch, als reines Marketing oder zu unglaubwürdig. Doch es liegt neben dem guten Drehbuch auch an Affleck, der die Figuren in den Vordergrund stellt und diese als Antrieb für die Handlung nutzt. Ihre Motivationen wirken glaubwürdig und ihre Bestrebungen nachvollziehbar.

Durch diese Entscheidung folgt man als Zuschauer der Geschichte und gönnt den schrägen Typen den Erfolg.

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Der Cast wird durch einen gut aufspielenden Matt Damon (Der Marsianer) geführt, der die typisch amerikanische Haltung aus Mut und Selbstsicherheit zeigt. Dabei mimt er seine Rolle authentisch. Auch die Szenen mit Ben Affleck, der durch seine coole 80s-Kleidung auffällt und eine Scheiß-Drauf-Haltung verkörpert, sind gelungen.

Das Dream-Team wieder verient

Die beiden Freunde, die in Hollywood einst durchstarteten mit ihrem Drehbuch-Oscar zu Good Will Hunting, haben wieder einmal gezeigt, was sie drauf haben. Auch Jason Bateman (Ozark) liefert eine überzeugende Vorstellung ab. Seine Figur wirkt eher abgeschlagen, trägt das Herz jedoch am rechten Fleck.

Viola Davis spielt die Mutter von Michael Jordan und zeigt eine ebenfalls starke Performance. Denn sie will das Beste für ihren Sohn und sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Die Szenen mit ihr und Matt Damon sind ebenfalls sehenswert. Ergänzt wird die Besetzung durch den stets witzigen Chris Tucker (Rush Hour) und den glaubwürdigen Chris Messina.

© Warner Bros.


Ein Kritikpunkt ist die in zwei Sätzen erwähnte Schuh-Produktion in Billiglohn-Ländern, weshalb viele Firmen in der Kritik stehen. Da wären mehr Tiefgang und Auseinandersetzung mit der Thematik angemessen gewesen.

Ein ganz großer Wurf im Stream

Auch, dass es im Kern um den Aufstieg von einem Millionen-Konzern zu einem Milliarden-Konzern geht, gerät etwas in den Hintergrund. Nike war zum Handlungszeitraum weltweit etabliert und nicht der große Underdog, der hier gezeigt wird. Lediglich bei den Sneakern bestand noch Luft nach oben.

Darüber hinaus wird hier ein Meilenstein im Sponsoring beschrieben, indem Michael Jordan eine Umsatzbeteiligung an jedem verkauften Paar Air Jordan bekommt. Dies war für zwar ein Umbruch im Basketball, doch gab es schon in Ansätzen solch ein Geschäftsmodell im Sport.

Blendet man diese Kritikpunkte aus, bekommt man mit Air – Der große Wurf einen unterhaltsamen und gut inszenierten Film, der eine Empfehlung wert ist und dank seiner sympathischen Figuren einen immensen Motivationsschub auslöst.

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Bildrechte: Warner Bros.

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