Robert Downey Jr. ist Iron Man. Er spielt die Rolle nicht – er lebt sie. Mit Iron Man 3 (2013) schließt Marvel die Trilogie rund um den exzentrischen Milliardär Tony Stark ab und wagt gleichzeitig den Versuch, nach den gigantischen Ereignissen von Marvel’s The Avengers (2012) wieder auf den Boden der Realität zurückzukehren. Dabei zeigt Regisseur Shane Black (Kiss Kiss Bang Bang), dass der Held hinter der Maske nicht unverwundbar ist – körperlich wie seelisch.
My armor was never a distraction or a hobby, it was a cocoon, and now I’m a changed man. You can take away my house, all my tricks and toys, but one thing you can’t take away – I am Iron Man.
Der Film beginnt mit einem Tony Stark, der unter Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen leidet – ein mutiger Ansatz, der dem Charakter Tiefe und Menschlichkeit verleiht. Die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Verletzlichkeit ist eine der stärksten Facetten des Films und hebt ihn in manchen Momenten über das reine Superheldenspektakel hinaus.
Zwischen Genie und Wahnsinn – Tony Starks Krise
Tony Stark kämpft nicht nur gegen äußere Feinde, sondern vor allem gegen sich selbst. Seine Panikattacken und die Obsession, immer neue Iron-Man-Anzüge zu entwickeln, spiegeln eine Figur wider, die ihre Identität neu definieren muss. Nach der Schlacht von New York hat Stark das Vertrauen in sich und seine Technologie verloren. Diese psychologische Dimension macht ihn greifbarer und sympathischer – der Zuschauer erlebt erstmals einen Helden, der Angst kennt.

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Doch während diese introspektiven Szenen überzeugen, gerät die Handlung insgesamt ins Wanken. Das Drehbuch schwankt zwischen ernstem Drama, Actionfeuerwerk und humorvollen Momenten, ohne einen klaren Ton zu finden. Das Ergebnis ist ein uneinheitlicher Film, der zu viele Ideen gleichzeitig verfolgt.
Guy Pearce als Aldrich Killian – ein schwacher Gegenspieler
Guy Pearce (Memento) spielt Aldrich Killian, den Gründer von AIM und Drahtzieher hinter dem sogenannten „Extremis“-Programm. Leider ist seine Darstellung alles andere als bedrohlich. Seine Beweggründe bleiben unklar und unlogisch, seine Performance wirkt überzogen. Die große Abweichung vom Comic-Vorbild enttäuschte viele Fans – besonders in Kombination mit der Behandlung des Mandarins.
A true story about fortune cookies. They look Chinese. They sound… Chinese. But they’re actually an American invention. Which is why they’re hollow, full of lies, and leave a bad taste in the mouth.
Der Mandarin, ursprünglich einer der ikonischsten Gegner Iron Mans in den Comics, wird hier zur Farce degradiert. Ben Kingsleys (Schindlers Liste) Darstellung als Schauspieler Trevor Slattery, der den angeblichen Terroristen nur spielt, sorgte für reichlich Kontroversen. Für Comic-Fans war dies ein Schlag ins Gesicht. Die Enttäuschung über diese respektlose Abwandlung der Vorlage war groß, viele empfanden sie als Verrat an der Comicgeschichte. Erst Jahre später versuchte Marvel, diesen Fehler mit Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (2021) zu korrigieren.
Action, Effekte und das Spektakel drumherum
Trotz erzählerischer Schwächen kann Iron Man 3 auf technischer Ebene überzeugen. Die Spezialeffekte sind erstklassig, besonders die Zerstörung von Starks Haus und die Rettung der Passagiere aus der Air Force One zählen zu den Höhepunkten des Films. Das CGI ist beeindruckend und visuell atemberaubend. Auch der finale Showdown mit Dutzenden Iron-Man-Anzügen ist ein optisches Feuerwerk – wenn auch erzählerisch etwas überladen und chaotisch.

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Doch hier zeigt sich auch das Hauptproblem des Films: Er will zu viel. Das Tempo ist ungleichmäßig, manche Szenen ziehen sich endlos, während andere wichtige Momente überhastet wirken. Der Wechsel zwischen humorvollen Einlagen und düsterer Selbstreflexion erzeugt einen inkonsistenten Ton, der die emotionale Wirkung mindert.
Pepper Potts und War Machine – verschenktes Potenzial
Gwyneth Paltrow bleibt als Pepper Potts erneut auf die Rolle der „Frau an der Seite“ reduziert. Ihr kurzer Moment im Iron-Man-Anzug ist zwar nett, aber letztlich bedeutungslos. Don Cheadle als James Rhodes alias War Machine (bzw. Iron Patriot) erhält zwar mehr Leinwandzeit als zuvor, bleibt aber ebenso blass. Beide Figuren hätten deutlich stärker in die Handlung integriert werden können – besonders da die Chemie zwischen ihnen und Tony Stark einfach stimmt.
Nach dem bombastischen Avengers Aufeinandertreffen von 2012 fühlte sich Iron Man 3 für viele Fans wie ein Rückschritt an. Statt das Marvel Cinematic Universe weiterzuentwickeln, zieht sich die Geschichte in die Isolation eines einzelnen Helden zurück. Die Welt wirkt kleiner, die Bedrohung weniger greifbar. Zudem bleibt offen, wie es mit Iron Man weitergeht – denn nach diesem Film wird seine Geschichte nur noch in den Avengers-Filmen weitererzählt.

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Und dennoch: Robert Downey Jr. trägt den Film auf seinen Schultern. Sein Charisma, sein Humor und seine emotionale Tiefe retten selbst schwächere Momente. Er ist Tony Stark – und kein anderer Schauspieler hätte diesen Charakter so geprägt. Seine Mischung aus Arroganz, Intelligenz und Verletzlichkeit macht den Film trotz aller Schwächen sehenswert.
Stark, aber nicht stark genug
Iron Man 3 ist visuell spektakulär, emotional interessant, aber erzählerisch unausgeglichen. Die schwachen Antagonisten und die unentschlossene Tonalität verhindern, dass der Film das Potenzial seiner Vorgänger erreicht. Dennoch bleibt er ein unterhaltsamer Beitrag innerhalb des Marvel-Universums, getragen von einem glänzenden Robert Downey Jr. – und einem Helden, der endlich zeigt, dass selbst aus Stahl gebaute Herzen Risse bekommen können.

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