Mut zur Hässlichkeit hat schon dem ein oder anderen Schauspieler in Hollywood großen Ruhm und Ehre eingebracht. Sei es Johnny Depp mit Glatze in Fear and Loathing in Las Vegas (1998), Vanessa Hudgens als schwangeres Mädchen mit ein paar Extra-Kilos in Gimme Shelter (2013) oder Charlize Theron als Mörderin Aileen Wuornos in Monster (2003), für welchen sie 2004 einen Oscar mit nach Hause nehmen durfte.
Nun hat auch Schauspielerin Nicole Kidman das Make Up abgelegt und die schönen Kleider gegen eine ranzige Lederjacke eingetauscht. Doch hat sich der Wandel in dem Kriminal- und Actionfilm Destroyer von der Schönheit zum Biest gelohnt?
Die Karriere von LAPD-Detective Erin Bell verlief alles andere als glorreich und ruhmvoll. 17 Jahre ist es her, dass sie als verdeckt arbeitende Ermittlerin Verbrecher Silas hinter Gitter bringen wollte. 17 Jahre, seit ihr Freund und Partner bei dem Undercover-Einsatz erschossen wurde. Ein Unglück, dass sie bis heute nicht überwunden hat.
Alkoholabhängig, geschieden und selbst die eigene Tochter hat keinerlei Respekt mehr vor der Mutter. Erin ist ebenso körperlich wie seelisches ein Wrack geworden. Doch dann taucht der untergetauchte Silas wieder auf und schickt seiner alten Weggefährtin Erin eine Botschaft.
Erin sieht endlich die Gelegenheit gekommen, ihre Sünden von einst wiedergutzumachen und Silas zur Strecke zu bringen – koste es, was es wolle.
Regisseur Karyn Kusama konnte sich der Vergangenheit durch die Werke Æon Flux (2005) und Jennifer’s Body (2007) einen Namen machen. Starke Frauen scheinem dem Filmschaffenden also kein Neuland zu sein. Doch die Figur von Nicole Kidman tut lediglich nach außen hart, ist innerlich aber seit fast zwei Jahrzehnten vollends gebrochen.
Die Darstellung von Kidman ist, auch wenn man mehrere Schönheits-OPs mit reichlich Botox nicht ignorieren kann, schauspielerisch gelungen. Leider ist ihre Figur jedoch durch und durch fehlerhaft und teilweise sogar einfach nur stupide.
Seit 17 Jahren wartet Erin Bell auf diese Möglichkeit, hat scheinbar noch nicht alle Tricks verlernt und stürzt sich doch in jedem Moment völligst planlos ins Verderben.
Wenn Erin auch nur wenige Minuten rational nachgedacht hätte, würde der Film keine 122 Minuten andauern und Silas wäre nach recht kurzer Zeit hinter schwedischen Gardinen. Dass Erin ebenfalls als Mutter keine gute Figur macht, kommt erschwerend hinzu. Immer wieder hört man die verzweifelte, und manchmal betrunkene, Mutter um die Liebe der Tochter flehen und jedes Mal muss man sich kopfschüttelnd schämen.
Destroyer lastet auf den Schultern von Kidman und auch wenn sie das Werk tragen könnte, scheint das Drehbuch ihr leider nicht die Chance dazu zu geben. Hinzu kommt auch noch, dass das äußere Erscheinungsbild der LAPD-Detective eine Spur zu intensiv umgesetzt wurde. Alles in allem will man als Zuschauer kein Mitleid mit der Protagonistin haben.
Inhaltlich ist Destroyer ansonsten, abseits einiger Längen, ein durchaus spannender Krimi, welcher ein durchdachtes Ende präsentiert. Nur der Weg dahin ist sehr holprig. Toby Kebbell (Sieben Minuten nach Mitternacht), Sebastian Stan (I, Tonya) und Tatiana Maslany (Die Tore der Welt) unterstützen zudem in kleineren Nebenrollen.
Karyn Kusama verpasst es leider eine weitere überzeugende Frauenfigur zu kreieren. Was letztendlich bleibt ist ein solider Krimi und eine ungeschminkte Nicole Kidman, die mit diesem Werk nicht in die Fußstapfen ihrer Kollegin Charlize Theron treten wird. Zum Glück erhielt sie aber 2003 den Oscar als beste Hauptdarstellerin für The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
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