Wolf’s Rain (1998) | Serienkritik

Wolf's Rain (1998)

Das Anime Wolf’s Rain gilt auch heute noch als Kultklassiker und deutlich zu erkennen sind die Einflüsse von Regisseur Tensai Okamura (The Seven Deadly Sins), der sich zusammenschloss mit dem mit dem Kreativteam des gefeierten Anime Neon Genesis Evangelion. Und ebenso melancholisch, nachdenklich und düster wie der Kampf gegen die Engel gestaltet sich auch die Reise der Wölfe in Wolf’s Rain.

In einer post-apokalyptischen Welt, in der die letzten Tage der Menschheit angezählt sind, gelten die Wölfe schon längst als ausgestorben. Doch einige wenige Wölfe haben überlebt und können sich durch perfekte Illusionen unter Menschen bewegen, welche diese als ihresgleichen wahrnehmen.

© Peppermint Anime

Kiba ist ein Mitglied dieser bedrohten Art und streift durch die grausame Welt, immer mit dem Duft der Mondblume in seiner Nase, welche ihn in Richtung Paradies führt. Auf seinem Weg zu diesem legendären Ort, den nur Wölfe erreichen können, trifft er in Cold City auf Hige, Tsume und Toboe, die ebenfalls durch diesen Duft den Weg in die Stadt fanden.

Doch die Stadt ist keinesfalls das Ziel der Reise, sondern lediglich der Beginn und gemeinsam geben sich die vier Wölfe in Menschengestalt auf einen ebenso mühsamen wie gefährlichen Weg. Denn nicht nur die Wölfe werden wie von Geisterhand von dem Paradies angezogen, auch Jäger und Adelige scheinen den magischen Ort finden zu wollen und heften sich daher an die Spur der Wölfe.

In 26 Episoden erzählt das Anime Wolf’s Rain von diesem beschwerlichen Weg und vier weitere OVAs (Original Video Animation) wurden ergänzt, um die Reise der vier Weggefährten Kiba, Hige, Tsume und Toboe vollends abzuschließen.

Ebenso schwer und bedrückend wie der Weg zum Paradies gestaltet sich auch das Anime. Der Zuschauer wird ohne Umschweife in eine zerfallende Welt geworfen, in der jeder Mensch und jeder Wolf nur ans eigene Überleben denkt. Die letzten Tage des Planeten sind angezählt und der junge Kiba scheint als einzigen Ausweg das Paradies zu sehen. Doch was genau ist dieser Ort? Und wie gelangt man dort hin?

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Schnell muss er feststellen, dass er diese Reise nicht alleine bestreiten kann und nachdem sich Hige, Tsume und Toboe dem kleinen Rudel anschließen beginnt auch schon der Marsch – immer dem Duft der Mondblume nach. Personifiziert wird dieser durch das Blumenmädchen Cheza, eine künstlich durch verlorenes naturwissenschaftliches und alchemistisches Wissen erschaffene Blume. Sie soll der Schlüssel zum Garten Eden sein.

Doch nicht nur die Wölfe wittern, dass das Ende näher rückt. Auch die Menschen suchen nach einem Ausweg. Angeführt durch die Adelsfamilien ist ihnen jedes Mittel recht, um nicht dem Untergang entgegenblicken zu müssen.

Wolf’s Rain erzählt Stück für Stück von der Reise der Wölfe und all den Strapazen, die die wilden Tiere erleben. Dabei kommt es immer wieder zu Streit im Rudel und zahlreichen Bedrohungen durch den Menschen. In jeder neuen Stadt müssen die Wölfe erkennen, dass der Mensch am Ende seiner Kräfte angekommen ist und doch noch genug Energie besitzt, um die Jagd auf die Wölfe zu betreiben.

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Quent Yaiden, Ex-Sheriff der Stadt Curious, ist einer dieser Menschen. Er macht die Wölfe für die Zerstörung seiner Stadt und den Tod seiner Familie verantwortlich und sinnt nach Rache. Gemeinsam mit seinem Hund Blue verfolgt er Kiba und seine Begleiter entgegen jeglicher Vernunft.

Regisseur Tensai Okamura (Darker than Black) nimmt sich die Zeit, um den Weg und das Leiden der Wölfe einfühlsam und emotional darzulegen. In den ersten 14 Episoden der Serie dreht sich dabei alles um die Suche nach Cheza, welche als Tor zum Paradies gilt. Da im Anschluss an diese Episoden ein Sponsor absprang, musste für die Folgen 15 bis 18 altes Material zusammengeschnitten werden. In diesen wird die Reise der Wölfe nochmals aus den Augen eines Charakters zusammengefasst ohne ansatzweise neue Informationen zu liefern.

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Da Kiba, Hige, Tsume und Toboe den Weg auch zum Großteil zusammen gemeistert haben, ähneln sich alle vier Episoden inhaltlich extremst, so dass diese auch problemlos übersprungen werden können. Ab Folge 19 wird die endlose Suche der Wölfe dann fortsetzte und zu einem wahrhaft tiefsinnigen und bedrückenden Ende geführt.

Ebenso wie bei dem Vorzeige-Anime Neon Genesis Evangelion sind die Botschaften und der Ausgang von Wolf’s Rain teils subtil und bieten jede Menge Raum zur Interpretation. Doch wer einen Zugang findet, wird keinesfalls enttäuscht.

Der Zeichenstil der Serie und die Charaktergestaltung ist durchgehend gelungen. Besonders das Wechselspiel von Kiba und seinen Mitstreitern zwischen Mensch und Wolf ist meisterhaft und als Zuschauer verliert man nie den Überblick über die aktuell agierende Figur. Abseits davon bewegen sich die Figuren in einer atmosphärischen und düsteren Landschaft.

Ein kleiner Wermutstropfen der Handlung stellen die Widersacher dar. Vor allem die Charaktere Darcia und Jaguara handeln durch und durch bösartig und schonungslos, ohne dass man als Betrachter wirklich Verständnis dafür aufbringen kann, warum diese solch einen Hass gegenüber den Wölfen empfinden. Abseits der Lückenfüller-Folgen im Mittelteil hätte zudem besonders der Anfang etwas zügiger abgehandelt werden können, denn gerade hier entstehen zunächst einige Längen.

Insgesamt ist Wolf’s Rain jedoch ein teils blutiges, teils nachdenkliches Werk, das besonders am Ende richtig zu fesseln weiß und von einer anstrengenden Reise erzählt. Doch haben sich letzten Endes all die Strapazen für Kiba und sein Rudel gelohnt? Oder war das Paradies nur eine Wunschvorstellung und das Ende der Welt unaufhaltbar?

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Bildrechte: Peppermint Anime

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