Keinesfalls die Superhelden-Schmiede Marvel, das Weltraum-Spektakel Star Wars oder die freundliche Katze Hello Kitty stehen an der Spitze der erfolgreichsten Franchise. Das 1996 gestartete Franchise Pokémon dominiert den Markt und ist die Gelddruckmaschine schlechthin.
Pika, Pika! Pikachu als Detektiv im Einsatz!
Egal ob Sammelkarten, Videospiele, Filme, Serien und Merchandising, die bunten Monster sind weltweit beliebt und nicht mehr wegzudenken aus unserer digitalen Welt.
Nach über 1000 TV-Episoden, über 20 Filmen und sogar einem Musical, Pokémon Live!, erscheint 2019 nun mit Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu (Originaltitel: Pokémon Detective Pikachu) endlich die erste Realverfilmung der Taschenmonster.
Regisseur Rob Letterman (Gänsehaut) wird die Ehre zuteil diesen Meilenstein zu stemmen, welcher dabei nicht die allseits bekannten Abenteuer des ewig 10-jährigen Ash Ketchum erzählt, der auszieht um der beste Trainer aller Zeiten zu werden.
Das Franchise schickt mit Meisterdetektiv Pikachu eine Videospiel-Verfilmung ins Rennen, in der sich die Figur Tim Goodman mit Detektiv Pikachu zusammenschließt, um verschiedene Verbrechen aufzudecken.
Wo steckt Privatdetektiv Harry Goodman?
Alles beginnt damit, dass Top-Privatdetektiv Harry Goodman nach einem schweren Autounfall auf mysteriöse Art verschwindet und für tot erklärt wird. Daraufhin macht sich der 21 Jahre alte Sohn Tim auf, um herauszufinden, was wirklich mit seinem Vater geschehen ist. Doch Tim ist alles andere als ein Meisterdetektiv und auch Pokemon gehören nicht zu seiner Stärke.
Praktisch, dass die angehende Spürnase in der Wohnung seines Vaters auf dessen ehemaligen Pokémon-Partner Pikachu trifft: einem wahnsinnig komischen, frotzelnden, liebenswerten Super-Spürhund, der an Gedächtnisverlust und einer Koffeinsucht leidet. Hinzu kommt, dass Tim mit Pikachu sprechen kann und ihn versteht. Die perfekte Voraussetzung, um in den Straßen von Ryme City ebenso die Menschen und Pokemon zu befragen!
Das Duo begibt sich also auf die Mission, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dabei treffen sie auf die unterschiedlichsten Pokémon und dessen Trainer und decken eine schockierende Verschwörung auf, die die friedliche Koexistenz zwischen Menschen und Pokemon beenden könnte und das gesamte Pokémon-Universum in Gefahr bringt.
Derzeit gibt es über 800 unterschiedliche Pokemon und die nächste Generation der Taschenmonster ist bereits angekündigt. Mit dem Augmented-Reality-Spiel Pokémon GO erlebte das Franchise zudem in den letzten Jahren einen zusätzlichen Schub, der die Anhänger der Reihe noch enger mit ihren Lieblings-Pokemon agieren lässt. Doch mit Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu sehen wir die Pokemon nun so realistisch wie nie zuvor. Dank einer hyperrealistischen Live-Action-Welt präsentiert der Film ein grandioses Zusammenspiel von Menschen und Pokemon.
In Ryme City erwachen die Pokémon zum Leben
Dabei können natürlich nicht alle Pokemon ihren Auftritt haben, aber der Film schafft es eine gesunde Mischung aller Generationen zu präsentieren. Fan-Lieblingen wie Enton, Relaxo, Quajutsu und Glurak wird sogar deutlich mehr Spielzeit eingeräumt. Pokemon wie Machomei, der den Verkehr regelt, Krakeelo, der in der Disco für den nötigen Beat sorgt oder Kappalores, der in einer Bar kellnert, werden liebevoll in die Welt eingepflegt. Ohnehin gibt es zahlreiche Details und Anspielungen im Hintergrund zu entdecken.
Wer jedoch keinerlei Verbindung zu den Pokémon hat und nur bunte Wesen über die Leinwand laufen sieht, die immer wieder ihren eigenen Namen sagen, wird schnell in dem chaotischen Getümmel von Ryme City den Überblick verlieren. Doch es sind nicht die Pokemon, die der ersten Realverfilmung einige Steine in den Weg legen.
Besonders die Schauspieler und ihre Figuren in Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu sorgen für eine Minderung des Spaßfaktors.
[asa film]B07SCFR4DX[/asa]Justice Smith (Jurassic World: Das gefallene Königreich) kennt seinen Vater kaum, aber eine wirklich emotionale Erklärung dafür und seine anfängliche Abneigung gegenüber Pokemon werden kaum thematisiert. Kathryn Newton (Lady Bird) in der Rolle der Lucy, eine Nachwuchsreporterin auf den Spuren ihrer ersten großen Story, wirkt durchgehend wie eine Schreckschraube, mit der man definitiv nicht zu solch einer wichtigen Mission aufbrechen möchte.
Allzu viele weitere wichtige Darsteller gibt es zum Glück sonst nicht. Zwar zählen Suki Waterhouse, Omar Chaparro, Chris Geere, Oscar-Kandidaten Ken Watanabe (Godzilla) und Bill Nighy (Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1) ebenfalls noch zum erweiterten Cast, doch anstatt dieser wird man sich wohl eher an das flauschige Enton oder den brummigen Polizei-Hund Snubbull erinnern. Punkten kann zudem eine äußerst unterhaltsame Zeugenverhörung mit dem Pokemon Pantimos.
Und davon lebt Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu: von seinen Pokemon und seinem Humor. Angeführt werden diese beiden Elemente natürlich von dem animierten Titelhelden und Meisterdetektiv Pikachu. Schauspieler Ryan Reynolds (Deadpool) liefert eine grandiose Performance ab und erweckt somit das bekannte Elektro-Pokemon zum Leben. Viele witzige Sprüche und emotionale Szenen mit dem gelben Maskottchen des Franchise sind das Herzstück des Films und ebenso schmerzlich wird es in den ersten Minuten des Films vermisst, wo man zunächst einzig mit Mitstreiter Tim auskommen muss.
Der Humor trifft gleichermaßen Jung und Alt und spricht jede Generation von Pokemon-Fans an. Aber leider ist Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu keine Dokumentation über die Taschenmonster oder eine reine Comedy: Das Werk versucht ebenso eine Kriminal-Geschichte zu erzählen. Aber ein Meisterdetektiv muss man nicht wirklich sein, um diese vor Ablauf der 104 Minuten Spielzeit zu entschlüsseln.
Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu: Kommt eine Fortsetzung?
Diese schwache Auflösung wäre wohl noch verkraftbar, wenn nicht auch der gesamte Weg dorthin so schwach wäre. Ohne allzu viel Hintergrund, wirkliche Hinweise oder gar Entdeckungen stolpern Tim und sein Begleiter durch Ryme City, immer auf der Suche nach Serum R und kommen mühelos an ihr Ziel. Als Zuschauer freut man sich primär über jedes neue Pokemon und lässt die Handlung nebenher mitlaufen. Ohne Bezug zu den Pokemon und Nostalgiefaktor wäre man sicherlich vollkommen aufgeschmissen und würde kopfschüttelnd den Kinosaal verlassen.
Videospiel-Verfilmungen leiden immer wieder an bekannten Problemen und auch Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu kann sich dieser nicht befreien. Ähnlich wie 2016 Warcraft: The Beginning ist die erste Realverfilmung des Franchise inhaltlich zu wenig für Anhänger und zu verwirrend für Neulinge. Man kann jedoch nur hoffen, dass das Franchise nicht ebenso schnell wieder Enden wird, wie der Kampf zwischen Menschen und Orks, denn das Potenzial ist ohne Frage vorhanden. Bei einem zukünftigen Projekt müsste jedoch das Drehbuch deutlich innovativer gestaltet werden und nicht nur auf den visuellen Reiz und Nostalgie setzen.
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