Mile 22 (2018) | Filmkritik

Mile 22

Ein Spezialteam des CIA, verschwundenes radioaktives Material und ein Doppelagent auf der Flucht. Der Stoff, aus dem sonst Tom Clancy Romane sind, schickt nun Mark Wahlberg ins Rennen gegen die Zeit. Ist das die Geburtsstunde eines neuen Thriller-Franchise á la Jack Ryan oder Mission Impossible?

James Silva: ein schwieriger Mann

Das Team um James Silva (Mark Wahlberg) bezieht Stellung um ein Haus, welches von russischen Terroristen besetzt ist. Jetzt geht alles Schlag auf Schlag: Zwei Lockvögel, getarnt als verirrtes Ehepaar, klopfen an der Vordertür und ermöglichen so die Erstürmung des Terrornestes. Doch von nun an geht eigentlich alles schief. Die Wärmekamera übersieht einen Geheimraum und zahlreiche Einsatzkräfte verlieren bei diesem Einsatz ihr Leben. Trotzdem wird die Mission als Erfolg verbucht.

© Universum Film

James Silva ist ein schwieriger Mann. Ein brillanter Stratege, aber völlig unfähig in sozialen Belangen. Wenn es stressig wird, schnipst er an seinem Gummiband, um sich wieder abzureagieren. Ein Tick, der dem bipolar gestörten Genie im Verlauf der Handlung häufiger helfen wird. Ganz besonders, wenn der Chef der Spezialeinheit Overwatch mitteilt, dass 4 Kilogramm eines radioaktiven Kampfstoffes einfach verschwunden sind.

Die Uhr tickt

Da trifft es sich gut, dass plötzlich ein Agent des Feindes um Asyl in den USA bittet. Li Noor (Iko Uwais) wedelt mit einer Festplatte in die Sicherheitskameras und lässt sich geduldig festnehmen. Wenn er in die USA geflogen wird, will er die Sicherheitscodes zur Festplatte verraten. Auf ihr sind alle Daten, die man zur Sicherung des gestohlenen Kampfstoffes benötigt, den die CIA gerade verzweifelt sucht. Doch der schweigsame Asiat wurde bereits von Leuten seiner Regierung auf die Todesliste gesetzt.

Schnell entpuppen sich allerlei Angestellte der US-Botschaft in Asien als blutrünstige Auftragskiller. Zum Glück ist Li Noor ein Kampfexperte, der auch mit gefesselten Händen absolut tödlich ist. James und sein übriges Team haben nun die unliebsame Aufgabe, den Deserteur außer Landes zu schaffen. Doch die Uhr tickt. In wenigen Stunden wird sich die Festplatte vollständig löschen und das Programm hierfür läuft bereits, seit der Doppelagent in Gefangenschaft ist.

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Explosionen, Schießereien und unglaubliche Kampfszenen reihen sich in Mile 22 in einem Stakkato der Gewalt aneinander. Ruhe gibt es nur, wenn Kollegin Alice (Lauran Cohan) Einblicke in ihr zerrüttetes Eheleben gewährt oder Direktor Bishop (John Malkovich) Satellitenaufnahmen im Kontrollraum begutachtet. Ansonsten wird gerannt, geschossen und gestorben.

Frauenpower trifft auf Macho-Männer

Für zusätzliche Feuerkraft sorgt die knallharte Sam (WWE Wrestlerin Ronda Rousey), die etwas für die Frauenquote im Film tut. Bis auf James und Alice ist das Overwatch-Team jedoch recht austauschbar und entbehrlich. Der eigentliche Star ist jedoch nicht Mark Wahlberg, sondern Martial Arts Superstar Iko Uwais (The Raid), der einmal mehr beweist, zu welchen wahnsinnigen Kampfeinlagen er fähig ist. So stiehlt er in fast jeder Szene allen anderen die Show und empfiehlt sich für weitere amerikanische Actionfilme.

Mile 22 ist ein spannender aber auch recht einfach gestrickter Actionthriller, der versucht, sich an Erfolgen wie Mission Impossible oder Die Bourne Identität zu orientieren. Doch ob daraus tatsächlich mehrere Nachfolger entspringen werden, bleibt vermutlich ein Wunschtraum der Schöpfer.

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Regisseur Peter Berg (Boston) hat in seiner nunmehr vierten Zusammenarbeit mit Wahlberg zwar durch die gut inszenierte Action einige Höhepunkte geschaffen, aber für mehr als solide Durchschnittskost reicht es letztendlich, angesichts der Topstars, nicht. Die Umgebungen wirken zu monoton und erwecken den Eindruck, nur im Filmstudio aufgenommen worden zu sein. Vieles spielt sich in kleinen Räumen oder dunklen Gängen ab und nur selten verlagert sich die Handlung tatsächlich einmal nach draußen.

Kein neues Franchise für Mark Wahlberg

John Malkovich (R.E.D. – Älter, Härter, Besser) wird in seiner Rolle als Direktor von Overwatch geradezu lächerlich unterfordert. Hauptsächlich spricht er in ein Headset oder starrt auf einen Monitor. Dass man hierfür einen solch großen Darsteller verpflichten konnte, grenzt an ein kleines Wunder. Erinnerungen an Renegades – Mission of Honor (2017) werden wach, wo J.K. Simmons eine ganz ähnliche Rolle mit ähnlich minderer Qualität zu spielen hatte.

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Zudem wird die Handlung immer wieder unnötig durch Verhörszenen mit Teamleiter James Silva unterbrochen, in welchen Mark Wahlberg ständig das gerade von uns erlebte kommentiert.

Statt dann aufzuklären, wie sich der Abschlussbericht Silvas auf seine weitere Arbeit auswirkt, wird uns ein obligatorischer Plottwist und ein Cliffhanger am Ende überlassen, ohne eine wirkliche Aussicht auf eine Fortsetzung und Auflösung zu erhalten. Was hier als kreatives Ende wirken sollte, fühlt sich eher unheimlich unbefriedigend an.

Schauspielerisch bleibt auch Mark Wahlberg eher unter seinem Können. Sollte man tatsächlich vorgehabt haben einen neuen Titelhelden für ein Filmfranchise zu schaffen, braucht es mehr als schnipsende Gummibänder und flotte Sprüche. Sein Titelheld ist gleichzusetzen mit dem namenlosen Protagonisten eines Egoshooters auf dem Computer, der nur dazu dient, uns durch die Level zu bugsieren.

Mehr Tiefgang, ein Privatleben und etwas mehr Emotionen hätten Marky Mark durchaus gut zu Gesicht gestanden. Und für eine mögliche Fortsetzung hätte der Film mehr als nur seine Produktionskosten von 60 Millionen Dollar einspielen müssen.

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