Eigentlich zeichnet sich Kunst durch eine sehr subjektive Wahrnehmung aus und jeder Mensch hat eine eigene Meinung, die ihn über Bilder, Filme und dergleichen urteilen lässt. Doch für die Reichen und Schönen der Kunstszene von Los Angeles gibt es eigens einen riesigen Markt und dort wird entschieden, welcher Künstler und welches Werk aktuell den höchsten Preis erzielt.
Besonders Morf Vandewalt (Jake Gyllenhaal) genießt in dieser Kunstwelt eine Meinung, die Gemälden zu unschätzbarem Wert verhilft oder gar Künstler und ihre Arbeit mit wenigen Worten komplett zerstören kann. Kunstsammler, Händler und Künstler wie Rhodora Haze (Rene Russo), Jon Dondon (Tom Sturridge), Gretchen (Toni Collette) und Piers (John Malkovich) verfolgen jede Rezension des Kritikers und holen sich Insider-Tipps bei dem Kunst-Guru mit dem kritischen Blick.
Auch die junge Josephina (Zawe Ashton) versucht in dieser Welt Fuß zu fassen und als eines Tages ein Nachbar in ihrem Haus verstirbt, scheint ihre große Chance gekommen. Der zurückgezogene Mann Vetril Dease hat in seiner heruntergekommenen Wohnung etliche Malereien angefertigt, die nach seinem Tod herrenlos sind. Josephina erkennt das enorme Potenzial der Kunstwerke und versetzt schon kurze Zeit später die Kunstwelt in Aufruhr.
Doch nicht nur Josephina soll einen hohen Preis für die Entdeckung der bizarren Gemälde bezahlen. Nach und nach scheinen alle Kunstliebhaber, die mit den Bildern von Vetril Dease in Berührung kommen, den Verstand und ebenso ihr Leben zu verlieren.
Nach Nightcrawler (2014) und Roman J. Israel, Esq. (2017) präsentiert Dan Gilroy seine dritte Regiearbeit, die dieses Mal exklusiv auf dem Streaming-Dienst Netflix startet. Wie bereits fünf Jahre zuvor steht dabei abermals Jake Gyllenhaal vor der Kamera. Doch auch der weitere Cast rund um Rene Russo, Toni Collette und John Malkovich lässt das neueste Werk des US-Amerikaners an Interesse gewinnen.
Beschrieben als „satirischer Thriller“ baut Die Kunst des toten Mannes (Originaltitel: Velvet Buzzsaw) jedoch nur schleppend einen Anflug von Spannung auf. Der Zuschauer taucht in eine Welt voller Kunst und Künstler ein, die sich alle selbst gerne reden und philosophieren hören. Arroganz und Egoismus regieren dabei die Charakterzüge. Wirkliche Sympathie oder Interesse an einer der dargestellten Figuren kann man dabei als Beobachter nicht aufbauen.
Während Jake Gyllenhaal als bisexueller Kunstkritiker teils überspitzt, teils belanglos spielt, kann Zawe Ashton zu Beginn wenigstens in Ansätzen nachvollziehbare Handlungen vollführen. Mit voranschreitender Geschichte wird aber auch ihr Charakter von den Werken Deases beeinflusst und verkommt in Belanglosigkeit.
Die namhaft besetzten Nebenrollen dienen lediglich als Opfer der Kunst und vor allem John Malkovich wirkt, als wäre seine Rolle ohne Grund und Wirken in das Drehbuch hineingeschrieben worden. Die Tatsache, dass der Film mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden daherkommt, verschlimmert das Sehvergnügen zusätzlich.
Die Kunst des toten Mannes scheitert an interessanten Figuren und Dialogen, schafft den Spagat zwischen Thriller und Satire nicht und verliert zwischenzeitlich immer wieder seinen roten Faden, da etliche Handlungsstränge nicht zu einem befriedigenden Ende geführt werden. So herzlos und kühl die präsentierte Kunstwelt von Los Angelas dargestellt wird, so leer wirkt auch das Resultat von Regisseur Dan Gilroy. Um mit den Worten von Morf Vandewalt abzuschließen: Keine Originalität. Nichts Gewagtes. Meine Meinung.