Sie leben in einer eigenen, kleinen, bunten Welt – direkt in unserer Hosentasche. In Textopolis geben sich der grinsende Emoji und der Kack-Haufen die Hand, der Weihnachtsbaum ist selbst im September reich geschmückt und Dauer-Lächlerin Smiler (Maya Rudolph) übernimmt als Chefin der Stadt die Verantwortung.
Doch wie viel Substanz hat ein Animationsfilm über die bunten Emojis, die uns seit Jahren bei der Kommunikation unterstützen und unseren Sprachgebrauch verändern und ruinieren? Die Antwort ist genau so ernüchternd wie es zu erwarten war. Emoji – Der Film ist ebenso flach wie die zweidimensionalen Grafiken, die wir in unseren Textnachrichten nutzen. Selbst der Humor scheitert in fast allen Aspekten, ebenso der Versuch einer Geschichte.
In Textopolis hat jedes Emoji genau einen Gesichtsausdruck. Und dieser muss auf Abruf bereitstehen, wenn Smartphone-Besitzer Alex (Jake T. Austin) seinen Klassenkameraden oder seiner großen Liebe eine Nachricht schickt. Aber Gene (T.J. Miller), Sohn zweier Meh-Emojis, scheint in dieser Welt eine Fehlfunktion zu besitzen, denn er wurde ohne Filter geboren und platzt vor lauter unterschiedlichen Ausdrücken förmlich.
Manchmal weint Gene, manchmal lacht Gene und manchmal hat er sogar Herzchen-Augen. Als er seinen ersten Arbeitstag antreten soll, geht natürlich alles gehörig schief und das Chaos bricht in Textopolis aus, nachdem Gene ein falsches Gesicht aufgesetzt hat und Alex daraufhin mit seinem Smartphone zu einem Handy-Doktor möchte.
Fest entschlossen so normal wie all die anderen Emojis zu werden, holt sich Gene Hilfe von seinem besten Freund Hi-5 (James Corden) und dem berühmt-berüchtigten Codebrecher-Emoji Jailbreak (Anna Faris).
Gemeinsam brechen sie auf zu einem Abenteuer quer durch alle Apps auf dem Handy, um den Code zu finden, der Gene reparieren kann. Um ans Ziel zu gelangen müssen die drei Freunde zahlreiche Apps durchqueren und jede einzelne birgt dabei eine ganz eigene, wilde Welt voller Spaß und Abenteuer.
Das Animationsstudio Pixar hat es geschafft das Gefühlschaos von jungen Leuten Alles steht Kopf (2015) eindrucksvoll und liebenswert auf die Leinwand zu bringen. Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel harmonieren zusammen in dem Körper der kleinen Riley und müssen auf eine abenteuerliche Reise aufbrechen. Ein ähnliches Prinzip verfolgt auch Emoji – Der Film, doch scheitert dieser auf ganzer Linie.
Und somit beginnt die Selbstfindungsphase der Emojis, welche immer wieder mit einer Moralpredigt über Freundschaft und das eigene Ich daherkommt. Wer bei diesem Werk genau die Zielgruppe sein soll, ist am Ende des Films weiterhin offen.
Die Handlung wirkt wie ein einziger Werbe-Marathon der Apps Let´s Dance, Instagram, Candy Crush, Dropbox und vielen weiteren. Dass Snapchat nicht noch eine eigene Welt spendiert bekommen hat, ist die größte Überraschung des Films. Gene und seine zwei Begleiter taumeln munter durch all diese Welten und galoppieren von einem Flachwitz zum nächsten.
Nachdem es in einer Bar voller Viren, Spam-Nachrichten und Internettrollen einen leckeren Hack Daniels gibt, folgen Witze darüber, dass der Kacka-Emoji zu weich ist und am Ende fasst Hi-5 das Abenteuer zusammen mit den Worten: „Hände gut, alles gut“. Die recht überschaubaren 86 Minuten Laufzeit sind letztendlich der wohl positivste Aspekt des Film. Dass es selbst in diesem Werk noch eine Liebesgeschichte geben muss, außerhalb sowie im Smartphone selbst, verwundert zu diesem Zeitpunkt auch niemanden mehr.
Als letztendlich alle Welten in Emoji – Der Film kurz vor der endgültigen Deinstallation stehen, möchte man am heimischen Bildschirm nur laut mitjubeln und begrüßt das Ende der digitalen Welt Textopolis voller Inbrunst.