Die schönsten Geschichten schreibt das Leben, aber leider wohl auch die traurigsten. Diese Tatsachen beweist eindrucksvoll das Werk Die letzten Glühwürmchen, das im Jahr 1988 unter der Regie von Isao Takahata entstand. Der Anime aus dem bekannten Hause Studio Ghibli ist dabei jedoch keinesfalls, wie sonst so oft, eine verspielte Würdigung der Natur, sondern eine ernste und bitterliche Geschichte voller Verlust und Angst.
Als Vorlage diente Regisseur Takahata die teilweise autobiografische Kurzgeschichte Das Grab der Leuchtkäfer von Akiyuki Nosaka, der selbst den Schrecken des Zweiten Weltkrieges miterleben musste.
Der Krieg neigt sich dem Ende und Japan steht kurz vor der Kapitulation. Immer wieder nähern sich amerikanische Flugzeuge, die Menschen und Landschaften mit einem Bombenhagel überfallen. Der vierzehnjährige Junge Seita und seiner vierjährige Schwester Setsuko leben zusammen mit ihrer Mutter in der Hafenstadt Kōbe. Der Vater kämpft indes an der Front eine aussichtslose Schlacht.
Als abermals die feindlichen Bomber anrücken, färbt sich der gesamte Himmel und in Folge auch Kōbe rot. Die gesamte Stadt brennt nieder und Seita und Setsuko verlieren in den Flammen ihre Mutter.
Fortan beginnt für die beiden Kinder ein Überlebenskampf, die sich alleine in den Wirren des Krieges versuchen zurechtzufinden. Doch ohne eine Unterkunft, ohne Essen und ohne Hoffnung verlieren Seita und Setsuko nach und nach an Kraft und an Mut – der erhoffte Frieden nach dem Krieg soll für beide Kinder in weite Ferne rücken.
Der Anime Die letzten Glühwürmchen schafft es mit gezeichneten Figuren ebenso intensiv und emotional wie bekannte Werke wie Schindlers Liste (1993), Dunkirk (2017) oder Der Soldat James Ryan (1998) zu fesseln. Schonungslos für den Zuschauer wird das Leid und die Hoffnungslosigkeit des Zweiten Weltkriegs thematisiert und durch kindliche Augen vorgehalten.
Regisseur Isao Takahata kreierte mit Die letzten Glühwürmchen den wohl traurigsten und deprimierendsten Film des Studios. Bereits in der ersten Szene setzt er den Tenor der folgenden 88 Minuten und beginnt mit dem Satz „Am 21. September 1945 bin ich gestorben.“. Was für den Zuschauer folgt ist eine Überlebenskampf zweier Kinder, dessen Ausgang allzu deutlich scheint.
Die Zeichnungen sind dabei gewohnt detailliert, wunderschön und stimmungsvoll in Szene gesetzt. Neben brennenden Städten und fallenden Bomben sind es die kleinen Momente, wenn beispielsweise die Glühwürmchen zu leuchten beginnen, das sanfte Meer rauscht oder die Felder grün blühen, welche zum Staunen einladen. Ebenso eingehend sind jedoch auch die brutalen und grausamen Momente, die den Zuschauer immer wieder unvorbereitet wie ein Faustschlag in den Magen treffen.
Die letzten Glühwürmchen berührt selbst heute noch mit seiner erschreckenden Ehrlichkeit und zeigt, ohne überhaupt Militär und Soldaten in den Mittelpunkt zu rücken, welches Leid der Krieg mit sich gebracht hat und mit sich bringt. All dies durch die Augen zweier hilfloser, unschuldiger Kinder.
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