The Ballad of Buster Scruggs (2018) | Filmkritik

The Ballad of Buster Scruggs

In The Ballad of Buster Scruggs erzählen, die für ihren schwarzen Humor bekannten Regisseure Ethan und Joel Coen, sechs voneinander unabhängige Episoden aus dem Wilden Westen. In der ersten Geschichte beeindruckt der Revolverheld Buster Scruggs (Tim Blake Nelson) mit seiner engelsgleichen Stimme und seinen unübertroffenen Schießkünsten, das Publikum und durchbricht dabei in bester Deadpool Manier immer wieder die vierte Wand.

In einem Saloon bittet der in weiß gekleidete und magere Scruggs um ein Glas Whiskey. Doch der Barkeeper schenkt nur an Gesetzlose aus und verwehrt ihm daher diesen simplen Wunsch. Kurzerhand zückt Buster seinen Schießkolben und erledigt sich kurzerhand aller Anwesenden inklusive Barkeeper. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen zieht er anschließend weiter in die nächste Stadt. Ihm ist nicht bewusst, dass er mit seiner schießwütigen Art auch einen gewisse Ruf verbreitet, welcher ganz andere Kaliber an Männern anzieht.

In der zweiten Geschichte versucht ein junger Cowboy (James Franco) eine abgelegene Bank auszurauben, hat dabei jedoch die Rechnung ohne den greisen Bankier gemacht, der sich gekonnt zu verteidigen weiß. Auch in den weiteren vier Episoden wird der Wilde Westen humorvoll und in all seinen Facetten vorgestellt. Es erwarten den Zuschauer viele aufregende, traurige und abenteuerliche Kurzgeschichten.

The Ballad of Buster Scruggs ist ein weiterer Western der Coen-Brüder. Nach dem Oscar-prämierten No Country for Old Men (2007) und dem mit 10 Oscars-nominierten True Grit (2010) ist The Ballad of Buster Scruggs der mittlerweile dritte Western des Regie-Duos. Seit seiner ersten Aufführung Ende August bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2018, ist der Film nun auch im Programm der Streaming-Plattform Netflix aufzufinden.

Im Gegensatz zu ihren bisherigen Western folgt The Ballad of Buster Scruggs allerdings vielen unterschiedlichen Figuren aus dem Wilden Westen und könnte fast als Mini-Serie mit abgeschlossenen Einzelfolgen bezeichnet werden. Wie gewohnt steuerten die Coens neben der Regie auch das Drehbuch zum Film bei und überzeugen abermals mit ihrem ausgefeilten Sinn für schwarzen Humor.

Geschickt sorgen die sechs einzelnen Episoden des Films für gekonnte Abwechslung und erzählen originelle sowie ausgefallene Geschichten. Allerdings ist das ungewohnte Format und der komplette Verzicht auf eine begleitende Hauptfigur bestimmt für einige Zuschauer eine riskante Einstiegshürde. Auch die einzelnen Geschichten unterscheiden sich sehr stark in ihrer Qualität und ihrem Unterhaltungsfaktor. Ebenso variieren die Episoden in ihren Laufzeit.

Alle 15-30 Minuten muss der Zuschauer Konzentration aufbringen und sich neuen Figuren gegenüber offen zeigen. Diesen vielleicht kritischen Voraussetzungen zum Trotz lösen die Coen-Brüder ihre Aufgabe mustergültig, da sie ihrem schwarzhumorigen Stil stets treu bleiben und, wie bereits erwähnt, fantastische und ideenreich Geschichten aus dem Wilden Westen erzählen. Mit wunderbaren Bildern von Kameramann Bruno Delbonnel, der bereits fünfmal für einen Oscar nominiert wurde, wird zudem jede Szene und jede Landschaftsaufnahme imponierend eingefangen.

Viele kleine Details, wie die blühende Natur, die Artenvielfalt der Tiere, sowie die Grausamkeit der Menschen, ergeben zusammen einen wahren Bilderbuch-Western. Außerdem überzeugen die Schauspieler, trotz ihrer teils nur sehr kurzen Momente, durchweg und erzeugen die für jede Erzählung erforderliche Tiefe. Allen voran Tim Blake Nelson als Buster Scruggs, James Franco als junger Cowboy und Brendan Gleeson als Ire zeigen eine starke schauspielerische Leistung, obwohl gerade letztere die wohl kürzesten Auftritte erhalten haben.

Durch ihre authentische und glaubwürdige Verkörperung ihrer Rollen bekommen die kleinen Episoden den perfekten Schliff. Jede Story hat ihren eigenen Reiz und verzaubert entweder auf absurde Art oder unvorhersehbare Weise. Natürlich immer mit dem ganz speziellen Augenzwinkern der Coen-Brüder. Ein kleines, aber dennoch weniger unwichtiges Detail ist die Musik bzw. der Ton des Films. Durch kleine musikalische Einlagen der Schauspieler und dezent eingesetzte Hintergrundvertonung wird die Stimmung zudem in den richtigen Momenten angehoben.

Auch die typischen Elemente eines US-Westerns, beispielsweise brutale Indianer, intensive Schießereien, emsige Goldgräber, verruchte Banditen und gutgläubige Siedler haben ihren Weg in dieses Werk gefunden. Die Regie ist insgesamt stimmig, gut fokussiert und sehr konzentriert. Es ist ein wunderbares Western-Comeback der Coens nach Filmen wie Inside Llewyn Davis (2013) und Hail, Caesar! (2016).

Durch The Ballad of Buster Scruggs zeigen sie abermals ihr besonderes Talent als kreative Geschichtenschreiber und als namhafte Hollywood-Regisseure. Für Fans des Genres und besonders für Fans der Coens ist der Film definitiv ein absolutes Muss. Schließlich ist The Ballad of Buster Scruggs ein schöner, fieser und abwechslungsreicher Film der Coen-Brüder, die zu Teilen zu alter Bestform auflaufen.

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